🇹🇷 Meine außergewöhnliche Sicht auf Kappadokiens Schluchten und Täler


Tagebuch Eintrag

Nach meiner Ankunft in der Dunkelheit hatte ich noch keine Gelegenheit etwas zu essen. Ich finde ein Café zum Frühstücken, aber dann geht es auch schon weiter im Programm. Ich buche eine der lokalen Tagestouren und nach dem letzten Tropfen heißen Tees auf meinen Lippen geht es auch schon los.

Die Reisegruppe ist langweilig, aber ich erhalte die Gelegenheit, etwas rund um Göreme und Uçhisar herumzukommen. Und durch eine Reiseführerin erfahre ich auch etwas über die Geschichte dieser Höhlenbauten.



Die „Grüne“ Tour

Der erste Halt unserer Nicht-Abenteuergruppe ist das Rose Valley. Nicht, dass es hier irgendwelche Rosen gäbe. Der Name kommt von einer rostigen Färbung der Steine durch einen Eisenanteil des Gesteins. Sandstein, Basalt und Tuffgestein herrschen hier vor.

Die meisten Häuser in dem Tal und viele Gebäude in Kappadokien gehören griechischen Familien. Es gab eine Zeit, in der orthodoxe Christen und türkische Muslime hier harmonisch zusammenlebten. In der Zeit Atatürks verließen viele Griechen das Land  oder  wurden vorher vertrieben.

Einige dieser Familien haben die alten Häuser restauriert und mit Hotels ein Vermögen verdient.

Das Rose Valley hat Gar keine Rosen

In diesem Tal gibt es auch viele Tauben. Da diese Vögel sowohl den christlichen, als auch muslimischen Einwohnern heilig waren, baute man sogar kleine Wohnhöhlen und Taubenschläge im Gestein.

Tauben sind den Leuten hier heilig? Die sollen mal die Innenstadt von Köln sehen…


Touren in Kappadokien sind einfach gestrickt. Es gibt nur drei verschiedene: Eine Rote (die klassische Tour), die Blaue und die Grüne. Mit keiner der Touren kann man etwas falsch machen. Während die Rote und die Grüne Tour eher den engeren Kreis um Göreme und Uçhisar abdecken geht es bei der Blauen Tour etwas weiter ins Umland.

Es gibt zahllose Agenturen, welche diese drei Touren anbieten. Eine gute Erfahrung machte ich mit Cappadociavisitor. Per Whatsapp hatte ich ständig Kontakt mit der Organisation, wurde auf Änderungen aufmerksam gemacht oder konnte nach Wunsch problemlos die Route ändern und den Abholort bestimmen. Die Preise liegen bei 30-50 Euro.

Eine Tour machen

Tour Tip!

Die Grüne Tour




Ins Gestein geht es für uns danach auch, zur Untergrundstadt von Kaymaklı. Schon vor viertausend Jahren haben Menschen hier Löcher gebuddelt und unterirdische Städte gebaut, um sich vor Feinden zu verstecken und zu schützen.

Ein Netzwerk von Tunneln und Wohnhöhlen mit Wasser- sowie Luftversorgung sowie massiven Schleusen aus Stein zieht sich durch ganz Kappadokien, bis heute noch größtenteils unerforscht. Diese unterirdischen Städte waren durch Tunnel miteinander verbunden.

Wie die Murmeltiere müssen die Leute bei Alarm alle unter der Erde verschwunden sein und konnten dort wieder herauskommen, wo die Luft rein war.

Und wenn nicht – es gab genug Vorräte an Wein in den Höhlen, um Wochen lang bei guter Laune zu bleiben.

Sich eine Belagerung lustig saufen?

Was für eine großartige Idee!

Im Gegensatz zu Untergrundstädten wie in Georgiens Wardsia und Uplisziche wohnten die Leute aber nicht dauerhaft hier, sondern nutzten den Ort nur bei Gefahr als Bunker.




Was wäre eine Reise durch die Türkei ohne die Gelegenheit, von einem unschuldigen Händler Tee sowie die Einsicht in das komplette Sortiment an Teppichen angeboten zu bekommen? Natürlich nur aus kulturellem Interesse bleibt der Reisebus an einer Teppichmanufaktur stehen. Während wir unseren Tee schlürfen werden uns Teppiche aus Wolle und Seide vorgeführt. Die Muster der Teppiche gestalten sich nach dem Zweck des Anlasses für die Herstellung. Niemand knüpft einen Teppich, weil die Füße kalt sind.

Kultur mit Preisschild…

Frauen knüpfen Teppiche traditionellerweise, um zu zeigen, dass sie heiratswillig sind – oder eben nicht sind.

Bei der Geburt eines Kindes, bei der Steuererklärung und natürlich je nach Ursprungsgebiet der Familie gibt einen neuen Teppich mit verschiedensten Mustern. Natürlich hat diese Manufaktur, die armen Frauen eine einzige Gelegenheit für den eigenen Verdienst anbietet, auch schon etliche internationale Preise gewonnen. Ich erinnere mich stark an dieselben Erfahrungen vor 15 Jahren in Marokko. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es in dem Land der Berber Pfefferminztee gab.



Vulkanische Aktivitäten haben die Landschaft hier geformt und Basalt und Tuff zurückgelassen, die leicht zu bearbeiten sind und damit die Grundlagen für die Menschen hier boten, sich ihre Eigentumswohnung aus dem Felsen zu löffeln.

Kein Fantasy-Reich ohne Feendörfer und Schicksalsberg!

Nicht ohne Grund gab die Tourismusbranche der Gegend den Namen „Fairyland„, da diese Dörfer in Sandsteintürmen, die aussehen wie Morcheln, wirklich mystisch aussehen. Und im Hintergrund sieht man auch noch den obligatorischen Schicksalsberg. Am Horizont ragt durch den wolkenlosen Himmel der 3925 Meter hohe, schneebedeckten Vulkan Erciyes auf.

Die Landschaft ist beeindruckend, immer wieder kommen wir an einer Sammlung der typischen steinernen Pilzen vorbei.



Auch die „Zwerge“ des Fantasiereiches waren aktiv. Im Gestein stießen die Leute auf die spannendsten Mineralien. Türkis fand sich im Boden und wurde der an den Himmel erinnernden Farbe als göttlich verehrt. Durch die Verbreitung des Steins in der Welt erhielt er seinen Namen „Türkischer Stein“ oder kurz: Türkis. Auch Sultanit, Onyx und andere Edelsteine finden sich in der Gegend und kurbeln die Juwelierindustrie an.

Dabei hat der Name der GegendKappadokien“ gar nichts mit Mineralien zu tun, sondern bedeutet „Land der schönen Pferde„. Auch der Besuch eines Juweliers, der uns die Prachtstücke seines Angebots mit Preisschild vorführt, hat lediglich naturwissenschaftliche und kulturelle Gründe.

DAS LAND DER SCHÖNEN PFERDE



SCHÜTZE DICH MIT DEM AUGE DES BÖSEN?

Letztendlich besuchen wir noch die Burg von Ortahisar, die mit der dazugehörigen kleinen Stadt wie eine große Version dessen aussieht, was ich früher als Kind im Sandkasten gebaut und gebuddelt habe: eine Vielzahl kleiner Türme aus Felsen voller kleiner Fenster sowie Tunneln hinein und hinaus aus dem Boden.

An Bäumen haben Leute unglaublich viele „Augen den Bösen“ angebracht. Klingt böse, ist aber gut gemeint. Diese blauen Glassteine mit aufgemaltem Auge sollen den „bösen Blick“ abhalten und den Träger schützen. An einem Baum aufgehängt soll es Glück bringen.





NOCH MEHR TAUBEN. MILLIONEN VON TAUBEN

Im „Pigeon Valley“ gibt es tatsächlich tausende Tauben aus denselben Gründen, wie im Rosental. Allerdings gibt es so viele von den Vögeln, dass man direkt das ganze Tal nach benannt hat.

Dabei sind die Felstürme und in die Wand geschlagenen Häuser mit kleinen Fenstern und Türen viel spannender.

ES SIEHT AUS WIE DAS ZUHAUSE VON WICHTELN.



Ich trenne mich von der Gruppe, um den Rest der Zeit bis Sonnenuntergang selbst zu gestalten. Ich will zurück bis Uçhisar, dort Burg hinauf laufen und das Taubental zurück marschieren, um dort einen schönen Blick auf die Burg bei Sonnenuntergang zu haben. Die Reiseleiterin sagt mir noch, dass die Route verrückt, aber machbar ist.

NIEMAND LÄUFT HIER. ICH SCHON. ALSO LOS GEHT’S.

Ich bin drei Stunden unterwegs, der Weg ist rutschig, matschig und vereist, aber ich erreiche meine Unterkunft in Göreme pünktlich zu Sonnenuntergang.





Meine Tour ist beendet. Ich habe diese Grüne Tour mit meinem eigenen Ende abgeschlossen.

Nun wartet noch ein schöner Abend in Göreme auf mich.


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