Tagebuch Eintrag

Am Morgen nach der Nacht voller Spinnen, Schlangen und anderer giftiger Tiere geht es direkt weiter mit Programm. Ich habe erfahren, dass es möglich ist ein Dorf des indigenen Embara-Volkes zu besuchen und möchte das unbedingt tun.

Ich überrede Sara und Uwe und setze den Tag fest, für den die Leute unseres Hostels einen Führer und Boote organisieren. Zwei weitere Frauen aus dem Hostel sind ebenfalls interessiert und schließen sich uns an. Der Führer Deder holt uns vom Hostel ab und wir laufen zum Dorf.

Bevor wir zu den Booten kommen schlage ich vor Früchte zu kaufen, die wir als Geschenke mitbringen können. Mit einem Haufen Trauben, Birnen und Äpfeln, die ich nicht in dem kleinen El Valle erwartet hätte, gelangen wir zu den motorisierten Einbau-Booten am Ufer des Flusses.

Im Einbaum zum Dorf eines indigenen Volkes – was für ein Abenteuer!

Sara ist nur mäßig begeistert, als sie merkt, wie wackelig die schmalen Fortbewegungsmittel sind.



In zwei Booten fahren wir durch das Labyrinth aus Flüssen und Zuflüssen. Der Dschungel umgibt uns und wir sehen viele Wasservögel. Während das Flussbett zu Beginn noch sehr breit ist wird es schnell enger und schwieriger. Das Wasser ist sehr seicht und die braune Brühe wird zunehmend durchsichtig und gibt den Blick auf einen halben Meter Abstand bis zum Grund aus Kies unter uns frei. Der Mann am Motor und der Mann mit der Stange zum Staken müssen häufig aus dem Boot steigen, um uns über zu seichte Stellen zu hieven.

Dazu kommt eine Menge Totholz, das den Fluss blockiert und an dem die Männer uns vorbeibringen müssen, ohne dass wir kentern. Das Wasser ist zwar nicht tief, aber mit Leon wäre es sehr ungünstig. Ich fühle mich sehr an mein Abenteuer mit Uli und dem Kajak in Sibirien erinnert, nur dass wir uns diesmal nahe am Äquator anstatt am Polarkreis befinden.

Moskitos gibt es trotzdem. Und Kaimane. Und Schlangen. Und Jaguare.







Die Fahrt ist beschwerlicher, als gedacht, und es dauert fast zwei Stunden, bis wir das Dorf der Embara erreichen. Leon hat die Fahrt verschlafen.



Den letzten Kilometer müssen wir zu Fuß durch das seichte Flussbett und durch den Busch am Ufer zurücklegen, bis wir unser Ziel erreichen.

Die Embara sind ein indigenes Volk, das in den bergigen Regionen des Departamento del Chocó im Westen Kolumbiens lebt. Sie sind bekannt für ihre traditionellen handwerklichen Fähigkeiten und ihre enge Verbindung zur Natur. Die Embara-Gesellschaft ist matriarchalisch organisiert, was bedeutet, dass Frauen das Sagen haben und Entscheidungen treffen. Sie leben von der Landwirtschaft, der Fischerei und dem Sammeln von Früchten und Kräutern im Dschungel. Die Embara sind auch für ihre Musik und Tänze bekannt, die eine wichtige Rolle in ihrer Kultur spielen. Sie haben jedoch in den letzten Jahren viele Herausforderungen erlebt, darunter die Bedrohung ihrer Lebensgrundlagen durch die Zerstörung des Regenwaldes und den illegalen Bergbau.

Das Volk der Embara



Am Fluss ist viel los. Frauen waschen ihre Wäsche, Boote werden be- oder entladen und Männer bereiten sich auf eine Fahrt zum Fischen vor.

Eine uralt aussehende Frau trottet langsam zum Wasser, nur um dann plötzlich voller Schwung in das kühle Nass zu springen und dort wie eine junge Nixe herumzuplanschen.



Die Menschen laufen zwar nicht mit Federn und Bambusröckchen herum, aber ich merke schon, dass das Leben hier stark von den Ressourcen der Umwelt abhängig ist.

„Schon immer“ – ist die Antwort auf die Frage, wie lange unsere Gastgeberfamilie an dieser Stelle lebt.

Wir folgen unserem Führer in das Dorf und werden in eines der hölzernen Stelzenhäuser eingeladen. Es ist sehr heiß und der Schatten der Hütten hilft. Das Haus hat nicht wirklich Wände. Wir können über das Dorf und in die anderen Häuser hinein schauen, wo Frauen Wäsche aufhängen oder Essen kochen.

Wir lernen die Familie dieses Hauses kennen, die aus mehreren Generationen besteht.

Der Familienvater kann mir nicht sagen, über wie viele Generationen seine Familie schon in diesem Dorf an diesem Ort lebt. „Schon immer“ ist seine Antwort.

Wir bekommen Kokosnuss zu trinken und erkunden das Dorf. Der Familienvater führt uns herum und zeigt uns die Schule und das Versammlungshaus. Es gibt viele Feiern hier, sagt er uns. Kinder gucken uns mit großen Augen an und kommen direkt auf Leon zu und machen ihm Geschenke aus kleinen gefalteten Blättern.




Eine ältere Dame macht für uns ein Mittagessen aus Thunfisch, Reis und patacones. Ein paar andere Damen aus dem Dorf nutzen die Chance, um uns Schmuck zu verkaufen.

Sara möchte auf eine Toilette und fragt danach – die Leute gucken sich belustigt an und dann sagt Deder: „Der Fluss“.

„Toilette?“ – „Fluss!“

Am Nachmittag verlassen wir das Dorf wieder. Leon will gar nicht weg. Die starke Strömung des Flusses bringt uns rasch wieder nach El Valle.




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