Tagebuch Eintrag

Den Pass über die Nebelberge haben wir überquert und das Wetter wird direkt besser. Am Nachmittag machen wir einen Umweg zu einem Aussichtspunkt mit Blick über die Stadt Pitalito und die Berge der Umgebung.

Hier wird viel Kaffee angebaut und wir können die Produkte von Nakama von der hier lebenden Familie direkt probieren.





Wir fahren weiter bis Altamira. Den empfohlenen Nachtplatz von iOverlander finden wir nicht, aber das Hotel in der Nähe ist günstig. Die Stadt leidet durch die Umleitung der Panamericana durch den Erdrutsch unter dem starken Verkehr. Viele Restaurants und Souvenirläden liegen an der Hauptstraße, aber man versteht sein eigenes Wort nicht bei dem Lärm der schweren Lastwagen.



Es geht die Straße weiter in Richtung Norden und obwohl Wochenende ist sind die Straßen voller Lastwagen. Ich will gerade in den kleinen Ort Jagua abbiegen, da sehe ich ein Motorrad gefährlich schnell gefährlich nahe kommen. Es schrammt meine Seite und trudelt in die gegenüberliegende Straßenecke. Ich bleibe mit dem Wagen stehen, werfe den Warnblinker an und eile zu dem Fahrer, der von seiner Maschine gefallen ist. Ein paar andere Leute kommen ebenfalls.

Der Mann kann aufstehen, er hat zum Glück keine offensichtlichen Verletzungen. Als er seine Jacke auszieht sieht man am Unterarm aber eine dicke Prellung.

Er erklärt mir und den anderen Leuten, dass ich zu schnell gebremst hätte und direkt abgebogen wäre. Wir sollten die Polizei holen. Ich könnte ihm auch Geld geben.

Ich schaue mir die Schramme an der Seite meines Wagens an und sage dem Mann, dass wir definitiv auf die Polizei warten sollten. Immerhin ist er mit hoher Geschwindigkeit von hinten in mich hinein gefahren, also ist es offensichtlich seine Schuld und ich habe einen Schaden an meinem Auto.



Da fällt dem Mann ein, dass er ganz dringend ins Krankenhaus und zu seiner Arbeit muss. Was ist denn mit der Polizei? – frage ich – kommt die nicht gleich? Die Leute gucken sich fragend an. Keiner hat die Polizei gerufen. Mir ist klar, dass ich von dem Typen kein Geld bekommen werde, oder wenn, dann nur nach Tagen im Polizeirevier. Ich gebe ihm die Wahl, jetzt die Polizei zu rufen, oder wir gehen alle unserer Wege.

Er entschuldigt sich, gibt mir die Hand und lässt sich von den anderen Leuten helfen, das kaputte Motorrad in die Stadt zu rollen.

Ich gehe zum Auto zurück, atme tief durch und dann fahren wir mit unserer neuen Dekoration am Wagen in das schöne Örtchen, das wir vor einer Stunde ansehen wollten.



Jagua ist tatsächlich sehr schön. Die niedrigen Häuser sind bunt und ebenfalls farbenfrohe Zäune trennen diese vom Kopfsteinpflaster der Straße. Hier müssten nur mehr Menschen sein, die das Gefühl geben, dass hier wirklich Menschen leben.

Unterwegs halten wir an vielen Aussichtspunkten, von denen wir über das lange Tal und den darin sich befindenden Rio Magdalena bestaunen können.

Auf der gegenüber liegenden Seite sehen wir die zweite Hälfte der Kordilleren, die nach einigen tausend Metern Höhe in den Wolken verschwinden und ihre wahre Höhe verbergen.



Dann bleiben wir allerdings hängen. Eine Baustelle liegt vor uns und sperrt regelmäßig die Straße für alle Fahrzeuge. Wir müssen eine halbe Stunde warten, bis es wieder weiter geht.

Es ist sehr nervig und es gibt nie eine Vorankündigung. Diese Baustellen werden wir auf unserer Fahrt durch Kolumbien noch häufiger antreffen.



Wir suchen uns wieder online Ideen, wo wir übernachten werden, abhängig von Sara, die sagt, wie lange sie Leon auf dem Rücksitz noch bespaßen kann ohne wahnsinnig zu werden. Für Uwe brauchen wir etwas, das auch einem Zelt Platz bietet und dann möchte Sara auch kein wild camping mehr. Wir entscheiden uns für einen Campingplatz, der bei einem Thermalbad liegt und wo Sara auch einmal schwimmen kann.

Die Fahrt dahin ist schön, denn endlich verlassen wir den stressigen Highway und fahren ein kleines Sträßchen durch Felder und kleine Örtchen entlang. Es ist sehr schön und ich habe Vorfreude auf unseren Campingplatz.



Es gibt hier viele Bars und Restaurants. Ungewöhnlich viele. Wir kommen durch die wuselige Stadt Termales und an vielen Ferienhäusern vorbei. Dann erreichen wir ein großes Eingangstor mit Schranke, Kassenhaus und unserem persönlichen Campingassistenten, der uns hilft einen Platz zu finden. Ich habe große Schwierigkeiten, das Kolumbianisch der Leute zu verstehen.

Die Anlage ist mein in Plastik gegossener Alptraum. Planschbecken, Wasserrutschen, Cocktailbars, Restaurants und Snackbuden. Ein Typ hat nichts besseres zu tun, als die ganze Zeit über ein Mikrofon und Lautsprecher Angebote für Cocktails oder die Namen von Geburtstagskindern durchzusagen. Später macht er mit den Leuten Zumba im Wasser.

Ich spüre akute Übelkeit und will fliehen. Uwe findet es in Ordnung und Sara strahlt vor Begeisterung. Gut, wir müssen bleiben. Gegen Nacht wird es erst voll. Sehr, sehr voll. Verdammt. Ausgerechnet heute ist Samstag.

In der Nacht spüre ich schon wieder akute Übelkeit, aber physisch. Und Sara auch. Und Uwe auch. Irgendetwas vom Tag war nicht gut und sorgt für eine unruhige Nacht. Was für ein Tag.

Wo bekommt man den schlechtesten Kaffee der Welt? In Kolumbien. Wir bekommen hier eine durchsichtige Brühe, die aussieht, wie das, was man aus einer Kaffeemaschine nach ihrer Reinigung erhält. Der fade Geschmack wird überlagert mit einer großen Ladung Zucker. Voilá – man erhält das, was die Kolumbianer stolz „tinto“ nennen. Eigentlich das Wort für Rotwein. Gerüchte besagen, dass die Kolumbianer auch das letzte Gramm hochwertigen Kaffees exportieren und nur den Ausschuss selbst behalten. Bei nächster Gelegenheit versuche ich es zu erfragen. Bei einer Kaffeefarm waren wir schon, und auch dort gab es nur wenig begeisternden tinto zu trinken. In ein paar Tagen wollen wir Kolumbiens Kaffeeplantagen erreichen und uns dort ein Bild machen.

Wir sitzen zerstört im Ferienparadies des Grauens und erhalten ein Frühstück. Der Kaffee wurde in einem großen Topf in der Küche zusammengerührt. Uwe hat keine Chance einen Kaffee ohne Zucker zu bekommen. Doch von nun an hat der Tag nur noch schöne Überraschungen für uns. Ein Traum von einer Wüste wartet auf uns.


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