Tagebuch Eintrag

Dann geht es los, für ein Wochenende allerdings. Die Metallarbeiten am Wagen müssen aufgrund der „TransChaco“ Ralley verschoben werden, aber wir können mit dem Wagen im momentanen Zustand eine Wochenendausfahrt machen.

Wir brauchen lange, um die Stadt zu verlassen, da Esteban zu spät kommt und wir dann lange nochmal alle vorhandenen Funktionen besprechen müssen.

Wir müssen noch tanken und die Luft der Reifen anpassen. Alles wird allerdings von einem Mitarbeiter an der Tankstelle erledigt. Das ist sehr praktisch und schnell, der Reifenservice ist sogar kostenlos.

Dann dauert es lange, bis wir durch den langen Stau des Freitag-Nachmittag-Verkehrs kommen. Dann ist es schon spät und Leon braucht dringend Essen und Schlaf.



In Internetforen werde ich von anderen Overlandern – Leuten, die langfristige Überlandfahrten durch die Welt machen – auf die App „iOverlander“ aufmerksam gemacht. Dort findet man alles. Von offiziellen und inoffiziellen Campingplätzen, Zugang zu Wasser bis hin zu Orten mit Zwischenfällen mit korrupten Beamten – eine große Karte gibt mir umfangreiche Informationen über die Gegend.

Der erste Test der App schlägt allerdings fehl. Wir finden den Campingplatz „Ecogranja Ñandu’a“ von iOverlander nicht, obwohl er auch in Google angezeigt wird, aber wir fragen am Haus nebenan. In der Luna Roga Hacienda hat man seltsamerweise aber noch nie von diesem Campingplatz nebenan gehört.

Ich frage, ob man einen Platz wüsste, wo eine harmlose Familie mit Baby, die alles in ihrem Auto haben und nichts brauchen, ein sicheres Nachtlager aufschlagen können.

Man ist skeptisch, macht ein Foto von meinem Pass, aber dann dürfen wir uns auf dem Gelände hinstellen, wo wir möchten, und auch das Bad benutzen.

Das Ehepaar, dem die Luna Roga gehört, schaut sich erstaunt unseren Camper an. Dann kommt die Dame noch einmal vorbei, macht uns noch auf die Termiten aufmerksam und wir bekommen eine große Papaya geschenkt. 




Wir errichten unser erstes Nachtlager und müssen uns erstmals mit dem Abbau des Kindersitzes und dem Aufbau des Bettes auseinandersetzen. Es ist nervig, aber uns fehlt auch die Routine.

Ich mühe mich mit Estebans Benzinkocher ab, bleibe aber ohne Erfolg. Leon muss also kalt essen. Dafür lerne ich die Stechmücken kennen, die mich fröhlich umschwirren.

Tiefes Schnaufen und Brüllen kommt während des Sonnenuntergangs aus den Wäldern. Brüllaffen scheinen in den Bäumen zu leben und sich alle eine gute Nacht zu wünschen. Am nächsten Morgen wiederholt sich das Ritual, allerdings von einem anderen Ort im Wald. Allerdings kann ich keinen der Affen sehen, lediglich die Äste und Baumkronen wackeln unter den Bewegungen der Tiere.




Leon weckt uns kurz vor sechs Uhr morgens, sodass wir genug Zeit haben, während des Sonnenaufgangs das Bett abzubauen und Frühstück für den kleinen Fürsten der Finsternis vorzubereiten. Dem Kleinen Essen zuzubereiten und zu versuchen es in seinen kleinen Körper zu bekommen ist der frustrierende Teil des Tages.

Zwei Stunden später haben wir es geschafft und können endlich auf die Straße. Wir fahren die schnellste Piste entlang durch Dörfer und entlang an Viehweisen Richtung Süden.

In jedem Dorf muss man an der Schule halten, da man sehr hohe Anhebungen auf der Straße gebaut hat, die man nur langsam überwinden kann.

Mein Ziel sind ein paar Wasserwälle im Gebiet um Ybycuí. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem „Hügel“ vorbei. Davon gibt es hier ein paar. Die Landschaft ist sehr flach, aber aus dem Nichts erheben sich winzige Berge in die Luft, als wenn ein gewaltiger Maulwurf hier im Untergrund lebt. Diese Hügel werden cerro genannt. Auf dem Weg liegt der Cerro Acahay und laut Google gibt es dort einen schönen Aussichtspunkt.



Wir treiben unseren Dusty soweit den Cerro hinauf, bis nur noch Kühe und Motorräder die steile enge Matschpiste hinauffahren können. Vielleicht würde es Dusty trotzdem schaffen, aber laut Google gibt es schon lange keine Straße mehr und es ist unabsehbar, wohin wir diese Piste noch kommen. Ich winke ein paar Leuten, die mich erstaunt ansehen, als ich an ihrem Haus vorbeikomme. Viele Touristen kommen hier sicher nicht vorbei.

Von einem Aussichtspunkt kann keine Rede sein. Der „Mirador“ wird von ein paar Campingplätzen als Ausflug angeboten, alleine erreicht man ihn allerdings nicht. Uns fällt auf, dass alle Attraktionen auf privaten Grundstücken liegen und jeder Grundbesitzer dafür bezahlt werden möchte, damit man einen Wasserfall oder Aussichtspunkt auf seinem Land besuchen darf.

Wir verzichten und kehren um. Allerdings gibt Sara Alarm, dass Leon in zwanzig Minuten zu Mittag essen muss. Und das Essen muss warm sein. Leider haben wir immer noch keine Möglichkeit gefunden selbstständig Essen zu erwärmen, da wir den Benzinkocher nicht zum Laufen bekommen.

Wir passieren gerade wieder die Reihe Campingplätze und ich drehe zu einem ab. Es scheint hier keine Saison zu sein, weil „Winter“ ist. Wir finden die Temperaturen zwischen 25-30°C allerdings optimal und wollen nicht wissen, wie heiß der Sommer ist.



Wir werden von einem älteren Ehepaar begrüßt, die eher irritiert über unseren Besuch aussehen und nicht so wirken, als lebten sie von Touristen. Ich bitte um zwei warme Mahlzeiten, etwas Kühles zu trinken und die Möglichkeit das eingetupperte Essen von Leon zu erwärmen. Alle unsere Wünsche werden erfüllt.

Der alte Mann gibt sich alle Mühe und bietet uns verschiedene Plätze im Schatten an. Er weist einen Jungen an Stühle und Tische für uns zu besorgen. Mit einer Tischdecke verziert errichtet man für uns einen Platz zum Essen unter einem üppigen Pomelobaum. Riesige Früchte hängen von den Ästen herab und im Schatten ist es herrlich angenehm. Der Mann stellt sich als Dioniso vor – ja, wie der Gott der Weines.

Stolz streift er durch seinen Garten und sammelt Früchte für uns: Mandarinen, die sauer schmecken (limons) wie Zitronen und Zitronen, die süß sind wie Orangen (noranjas).

Er sammelt vom Boden zwei große Pomelos auf und schneidet sie für uns auf. Sie schmecken hervorragend, allerdings ähneln sie nicht den Pomelos, die wir im Laden kennen und die eine etwas trockenere Konsistenz haben, sondern essen sich und schmecken wie Pampelmusen und werden toranjas genannt. Sara freut sich, da es diese Früchte mit fast dem gleichen Namen auch im Iran gibt.

Der Mann hat einen Narren an Leon gefressen und ist sehr erfreut, als wir das Kleinkind in seine Arme setzen. Leon hat auch wenige Probleme mit Fremden, aber hält es nicht zu lange bei anderen Personen aus.

Im Anschluss setzen wir unsere Fahrt nach Süden fort, um ein paar beeindruckende Wasserfälle zu sehen.



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