Tagebuch Eintrag
Vorbei waren die Zeiten im sauberen und ordentlichen Singapur und es ging weiter im dreckigen, lauten Moloch Manila. Ich reise die nächsten Wochen mit Janina durch die Philippinen. Unsere Reiseroute war alles, nur nicht langweilig – was andere vielleicht mit „entspannen“ gleichsetzen. Vom Flughafen nahmen wir gleich ein Taxi, das uns durch die Nachtstadt zum Busbahnhof für unsere Weiterreise brachte; Jetlag ist nichts für uns, das überlassen wir anderen.
Wir bekommen den ersten Eindruck von der Stadt. Staus und Verkehrschaos bekommen in ihrer Ausprägung eine neue Dimension. Es ist voll, die Straßen erleiden einen Infarkt, man raubt sich ständig die Vorfahrt, aber das stört niemanden. Motorroller schummeln durch Lücken in den Autos und am Straßenrand sieht man Leute in kleinen Ständen vor ihren grauen und schmutzigen Wellblechhäusern sitzen und Chips oder Flip-Flops verkaufen, während Menschen und Hunde den Inhalt von Müllsäcken weiter verteilen die Straße.
Dreiräder haben eine geringe Kapazität und sind für kurze Strecken gedacht. Sie nehmen ein Motorrad und fügen einen überdachten Beiwagen hinzu, in den nur zwei Personen passen. Beide Typen machen einen Riesenlärm und würden sowohl bei jeder deutschen Autosicherheitsinspektion als auch bei jeder Abgaskontrolle mit tollem Feuerwerk durchfallen.
Auf den Philippinen wird Tagalog gesprochen, die meisten sprechen auch Englisch. Tagalog selbst ist eine Mischung aus Englisch, Spanisch und Muttersprache. Da der Inselstaat lange Zeit von Spanien und später den USA dominiert wurde, ist die Zusammensetzung der Sprache selbsterklärend.
Die Währung ist der Peso als Relikt der Spanier. Der Wechselkurs ist recht inflationär, 50 Pesos entsprechen aktuell einem Euro.
Der „Wartebereich“ der Busse war größtenteils im Freien und in einem großen Trubel, so dass man sich wie auf der lokalen Raumstation eines Piratenplaneten fühlte. Ein Schild weist ausdrücklich darauf hin, dass ab Juni die Mitnahme von Hühnern, Hunden, Trockenfisch oder Motorrädern verboten ist. Wir hatten Glück, denn der Bus war ausverkauft und wir bekamen Plätze für Notsitze in der mittleren Reihe. Der Bus füllte sich nicht wie erwartet und wir konnten unsere eroberten Plätze am Fenster behalten.
Die Fahrt sollte die Nacht und 12 Stunden dauern, um uns nach Banaue zu bringen, dem Herzen der Bergreisterrassen im Norden der Hauptinsel Luzon.
Am Morgen erwartete uns ein weiteres Bild. Die Sonne geht gegen 6 Uhr auf und mit dem ersten Licht ist auf allen Straßen etwas los. Bis wir in Banaue ankamen, folgten wir der Berglandschaft gebannt durch die Dörfer nach Banaue.
Ich hatte eine Unterkunft im Internet gebucht. Überraschend fanden wir, dass dieser gar nicht im Dorfzentrum liegt, sondern 20 km entfernt und nur zu Fuß zu erreichen ist. Aber wir waren schnell von dem tollen Erlebnis der Reise überzeugt. Es war ein Glücksfall, denn wir hatten uns eine Wanderung durch die Reisterrassen gewünscht.
Kurz gestärkt durch das Frühstück packten wir das Nötigste für unterwegs und eine Übernachtung in einen Tagesrucksack, während unser Guide „Jojo“ bereits für die nächsten zwei Tage anwesend war. Dies war auch notwendig, weil die Reisfelder ein wahres Labyrinth waren und von der Verkehrszeichen-Innovation im Allgemeinen auf den Philippinen noch nie etwas gehört wurde.
Zuerst fuhren wir mit einem Dreirad den Berg hinauf, um mehrere Stunden lang einen Pfad durch den Dschungel zu gehen. Glücklicherweise sind die Temperaturen in den Bergen nicht so hoch wie im Flachland und bemerkenswerterweise gibt es keine Mücken
Aber ein natürlicher Regenwald, in dem es auch viele wilde Orchideen zu sehen gab.
Jojo war ein netter Kerl, hat uns viel über die lokale Fauna und Flora und die Kultur der Menschen erzählt.
Er kommt von hier, seine Eltern bauen selbst Reis an und die Menschen in den Dörfern sind ihm vertraut.
Durch das Dickicht konnte man an einzelnen Hängen schon Reisterrassen sehen. Wir kamen durch abgelegene Dörfer, zu denen keine Straße führt.
Die Bewohner leben noch immer in ihren hölzernen Pfahlbauten und vor allem die Kinder sind begeistert, seltsame Vögel wie uns zu sehen.
Immerhin klettern wir schon auf den erwarteten Terrassen, vorbei am Dorf Puta, über die schmalen Steinmauern, denn andere Wege gibt es hier nicht.
Die Menschen pflegen die Felder und graben einige mit Hilfe ihrer Carabaos – den zahmen Wasserbüffeln, die von allen verwendet werden.
Der Weg ist lang und erst kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir Cambulo und unsere Unterkunft. Auch hier gibt es keine Straße und keine Markierung auf einer Google-Karte. Dafür haben wir von der Terrasse des gemütlichen Holzhäuschens einen unbeschreiblichen Blick auf ein Tal voller Reisterrassen und mitten auf einen Hügel, auf dem ein kleines Dorf in Form mehrerer übereinander gestapelter Spielzeughäuser thront. Sobald die Sonne unterging, sorgten viele Glühwürmchen für Licht.
Das Holzhaus ist – wie die meisten späteren Unterkünfte – karg aber schön eingerichtet. Sie sollten nur kein Problem damit haben, dass es keine Toilettensitze gibt und die Spülung manuell durch einen Eimer und einen Eimer Wasser erfolgt.
Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang ging es weiter. Wir verließen Cambulo durch weitere Reisterrassen und erreichten mittags durch den Dschungel und einer Abfahrt mit sensationeller Aussicht das Dorf Batad mit seinen ebenso berühmten Terrassen. In der Nähe befand sich ein Wasserfall, zu dem wir hinabsteigen und uns nach dem anstrengenden Klettern entspannen konnten.
Unterwegs haben wir uns mit den beiden Französinnen Lucile und Marie angefreundet, die sich von der Arbeit in einem Krankenhaus in Manila „erholt“ haben.
Die Dorfbewohner in der Umgebung hatten sich schon daran gewöhnt, dass öfter Touristen vorbeikamen und bauten kleine Unterstände entlang des Weges, wo man Wasser oder Kokosnüsse kaufen konnte. Frischer Kokossaft soll gut gegen Austrocknung wirken. Es darf sein, auf jeden Fall schmeckt es köstlich!
Gemeinsam kämpften wir uns die Batad-Terrassen hoch, bis wir endlich an einem Sattel ankommen, wo der gestrige Trycicle-Reiter bereits auf uns wartet, um uns zurück nach Banaue zu fahren. Mit dem klapprigen Beiwagenmotorrad müssen wir uns allerdings noch den Berg hinauf zu einem Pass erkämpfen. Der Fahrer befürchtet, dass wir hinten umkippen könnten, weil es so steil ist und fordert uns auf, uns nach vorne zu lehnen, um das Gewicht von uns allen zu verlagern. Was offensichtlich funktioniert, weil wir alle nicht gestorben sind. Die Route war auch hart, überall konnte man Trümmer auf der unfertigen Straße sehen, die von weiter oben zu kommen schienen. Häufig!
In Banaue trafen wir die Französinnen wieder und genossen das Gespräch, gingen dann aber wieder zurück zum Ort. Wir kauften Bananen auf dem Markt und entdeckten, dass es auf den Philippinen Bäcker gab, die unerwartet rote Backwaren anboten, die gar nicht so schlecht schmeckten.