Tagebuch Eintrag
Unsere epische Südamerikareise ist nun am Ende. Von Medellín aus flogen wir über Bogota nach Istanbul. Dort treffen wir Saras Familie am Flughafen und fliegen gemeinsam nach Antalya. Die politische Situation im Iran erlaubt uns keinen Aufenthalt dort. Wir wären dort tatsächlich in Lebensgefahr.
Wir nehmen uns ein schönes AirBnB zwischen Küste und Innenstadt und finden etwas Ruhe nach unserem schönen, aber intensiven Road Trip. Wenn ich an Antalya denke, dann fallen mir Scharen an Touristen ein, die ihren Pauschalurlaub in der Türkei gebucht haben und Wiener Schnitzel mit Dönerfleisch am Strand essen wollen. Mit Paulaner Weißbier, bitteschön. Mit Vorurteilen lag ich zum Glück schon immer falsch, aber in Antalya ist zumindest etwas dran.
Zum Glück sind wir im Februar hier und die Anzahl der Touristen in der Stadt hält sich in Grenzen. Dafür gibt es in der Stadt im Moment besonders viele Flüchtlinge.
Seit 2015 beherbergt die Türkei eine Million Syrer und durch den anhaltenden Bürgerkrieg im Nachbarland nahm die Zahl nicht ab. Dazu gesellen sich nun Menschen aus der Ukraine, die vor der Invasion Russlands fliehen, aber auch Russen, die dem Wehrdienst entgehen wollen und mit ihrer Familie in die Türkei gehen. Am Gepäckband am Flughafen wie auch auf den Einkaufsstraßen der Stadt höre ich mindestens genauso viel Russisch wie Türkisch.
Eine Woche vor unserer Ankunft in Antalya gab es ein weiteres Unglück: eine Reihe starker Erdbeben erschütterten die Region zwischen der Türkei und Syrien, bei dem zehntausende Menschen ums Leben kamen und weitere hunderttausende Menschen aus beiden Ländern zur Flucht durch die Türkei zwang.
Das merken wir auch in Antalya. Bei meinem späteren Besuch im Flüchtlingszentrum von TIAFI lerne ich die Auswirkungen aus erster Hand kennen und versuche dort in Erfahrung zu bringen, wie wir von Avicenna Hilf- und Kulturwerk e.V. helfen können.
Wir wohnen in einem Stadtviertel mit Teestuben und Börekküchen und müssen nicht weit bis zur Küste laufen. Saras Eltern freuen sich sehr endlich Zeit mit ihrem Enkel verbringen zu können. Leon genießt die Aufmerksamkeit so vieler Menschen. Ich fürchte, dass er gänzlich verzogen in den Schwarzwald zurückkehren wird. Ich allerdings auch, nun, da wir den Luxus haben, dass ständig jemand für uns kocht.
Das Wetter ist sehr schön, aber deutlich kühler, als wir erhofft hatten. Sobald es sonnig ist können wir im T-Shirt laufen, aber im Schatten und in der Nacht wird es sehr frisch.
Die Sonne hat eine winterliche Intensität, die wir nach unserer Reise nahe dem Äquator so schon lange nicht mehr sahen. Die Luft fühlt sich frisch an und tut den Lungen gut. Februar ist nicht die schlechteste Zeit für einen Besuch der Stadt. Von Einheimischen erfahre ich aber auch, dass es zu dieser Zeit im Jahr normalerweise wärmer ist.
Wir besuchen den Basar und decken uns mit schönen Andenken ein, die wir vielleicht noch in unser Gepäck bekommen.
Die Geschichte von Antalya reicht bis in die Antike zurück, als die Stadt als Hafenstadt von Attaleia gegründet wurde. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt von verschiedenen Eroberern beherrscht, darunter die Römer, Byzantiner, Seldschuken und Osmanen. Während der römischen Herrschaft erlebte die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde zu einem wichtigen Handelszentrum. Im 13. Jahrhundert wurde Antalya von den Seldschuken erobert und anschließend von den Osmanen regiert, die die Stadt in den folgenden Jahrhunderten weiterentwickelten und ausbauten.
Während des Ersten Weltkriegs wurde Antalya von den britischen Streitkräften besetzt, bevor es schließlich Teil der Türkischen Republik wurde. Heute ist Antalya eine wichtige Stadt an der türkischen Mittelmeerküste und zieht jedes Jahr Millionen von Touristen an, die die Stadt wegen ihrer reichen Geschichte, ihrer archäologischen Stätten und ihres schönen Strandes besuchen.
Antalya bietet uns zahlreiche touristische Attraktionen, die es zu entdecken gilt. Eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt ist der antike Hafen, der von einer beeindruckenden Stadtmauer umgeben ist. Hier können Besucher die historischen Yachten und Boote bewundern, die den Hafen bevölkern. Auch die Altstadt von Antalya, Kaleici genannt, ist einen Besuch wert. Die engen Gassen und restaurierten osmanischen Häuser bieten eine malerische Kulisse für Spaziergänge und gemütliche Abende in einem der zahlreichen Cafés und Restaurants.
Ein weiteres Highlight ist der Hadrianstor, ein antikes Tor, das 130 n. Chr. errichtet wurde und einst Teil der Stadtmauer war. Ob in den engen Gassen der Altstadt oder auch auf den weiten Fußgängerwegen vielbefahrener Hauptstraßen: an jeder Ecke, an der man zwei Stühle zusammenstellen kann, findet man jemanden, der heißen Tee verkauft. Dieser Brauch ist mein persönliches Highlight der Türkei und ich nutze viele Gelegenheit, unterwegs einfach ein kleines Glas Tee zu trinken und dadurch einen Moment Entspannung zu finden.
Katzen gehören zu den bekanntesten und am meisten geliebten Tieren in Antalya. Sie sind fast überall in der Stadt zu sehen und es gibt viele kleine Futterstationen, die von Einheimischen und Besuchern aufgestellt wurden, um die Bedürfnisse der Katzen zu erfüllen. Es wird gesagt, dass die Katzen seit Jahrhunderten in Antalya leben und ein wichtiger Teil der Stadtgeschichte sind.
Viele Menschen glauben, dass das Füttern und Pflegen der Katzen in Antalya eine Tradition ist, die dazu beiträgt, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier zu erhalten. Leon hat großen Spaß daran, den Katzen hinterherzulaufen und zu versuchen, sie anzufassen. Dieser Spaß beruht nur auf Einseitigkeit.
Die Altstadt von Antalya hat eine reiche Geschichte, die bis in die römische und osmanische Zeit zurückreicht. Die Stadt wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern gegründet und wurde später von den Osmanen erobert und erweitert. In der Altstadt von Antalya befinden sich viele historische Gebäude, die aus verschiedenen Epochen stammen.
Am Signifikantesten ist die Hadrianspforte, die von den Römern im Jahr 130 n. Chr. erbaut wurde, oder das Yivli-Minarett, das von den Seldschuken im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Die Altstadt war einst das Zentrum von Antalya und diente als Handels- und Kulturzentrum.
Es ist nicht nur ein Klischee, dass die Türkei voller Dönerläden ist. Dasselbe lässt sich auch über Berlin sagen. Und doch gibt es hier reihenweise Schnellrestaurants, die Döner anbieten. Vielleicht liegt das an den vielen Touristen. Und uns, denn wir nutzen das Angebot reichlich. Aber natürlich wollen wir auch die traditionellen Gerichte ausprobieren. Eines der bekanntesten Gerichte aus Antalya ist die „Piyaz„, ein Salat aus weißen Bohnen, Zwiebeln und Petersilie, der mit Zitronensaft und Olivenöl verfeinert wird. Ein weiteres beliebtes Gericht ist „Köfte„, eine Art Hackfleischbällchen, die in der Türkei sehr populär sind und in Antalya mit Gewürzen und Kräutern zubereitet werden. Besonders empfehlenswert sind auch die Meeresfrüchtegerichte, wie zum Beispiel der gegrillte Fisch oder der „Midye Dolma„, eine gefüllte Muschel.
Eine weitere Spezialität aus Antalya ist das türkische Frühstück, das aus verschiedenen Brot- und Gebäcksorten, Käse, Oliven, Eiern, Tomaten und Gurken besteht. Eine weitere lokale Delikatesse ist der „Simit„, ein Ring aus Sesamsamen und Teig, der oft zum Frühstück serviert wird und in Antalya besonders lecker ist. Zum Abschluss eines Mahls darf ein süßes Dessert nicht fehlen, wie zum Beispiel der „Baklava„, ein süßes Gebäck aus Blätterteig, Nüssen und Sirup.
Fehlen darf auch nicht der Türkische Kaffee. An vielen Stellen wird der noch traditionell über heißem Sand zubereitet.
Wir besuchen nicht nur alte Mauern, während wir hier sind. Es gibt auch ein beeindruckendes Naturspektakel zu sehen: die Düden-Wasserfälle.
Das Wasser stürzt hier über Klippen in eine tiefe Schlucht und bildet dabei einen malerischen Wasserfall. Besucher können die Wasserfälle von oben oder von unten betrachten, indem sie entweder die oberen Wege entlang spazieren oder die Treppe hinuntersteigen, um sich unter den Wasserfällen abzukühlen.
Die Düden-Wasserfälle sind nicht nur ein beliebtes Ziel uns, sondern auch ein wichtiger Ort für die Einheimischen, die die natürliche Schönheit und Ruhe des Ortes genießen. Die Wasserfälle sind auch ein beliebter Ort für Fotoshootings und Veranstaltungen.
Auch meine Kamera freut sich und meine Drone springt mir quasi von alleine in die Hand. Ich kann nicht Nein zu ihr sagen. In der Luft bekommt sie viel zu tun. Der Wind ist sehr stark und ich habe Glück, dass sie sich nicht an den Meeresboden neben anderen Überbleibseln der Jahrhunderte gesellt.
Wir verbringen ganze drei Wochen in Antalya. Ich nutze die Gelegenheit, um ein paar andere touristenüberlaufene Orte der Türkei kennenzulernen. Zuerst fahre ich mit dem Überlandbus nach Norden und besuche die berühmten Kalkbecken von Pamukkale.
Dann nehme ich einen Überlandbus, um die Sandsteinfelsen und die Ballons in Kappadokien mit eigenen Augen zu sehen. Und letztendlich besuche ich natürlich das Flüchtlingszentrum von TIAFI in Izmir, um meine Hilfe anzubieten.