Tagebuch Eintrag
Wir brechen am nächsten Tag nach Norden auf; wir Männer sind wieder unter uns. Der Abschied fällt dennoch schwer und es fließt die eine oder andere Träne.
Auf den Straßen herrscht wie gewohnt akuter Kriegszustand; es herrscht stockender Verkehr, viele Autos überholen links und rechts und drängeln, wo es nur geht. Interessanterweise hupt aber niemand, um seinen Unmut auszudrücken, so gewöhnlich ist der Verkehr in seinem Chaos also. Um nicht abgehängt zu werden passe ich mich an, ich drücke aufs Gaspedal und zwinge jetzt die Anderen in die Büsche abzufahren.
Es klappt hervorragend wir gelangen nur mit wenig Verzögerung nach Fushë-Krujë. Der kleine, aber extrem schöne alte Festungsstadtteil Kruja, befindet sich in den Bergen nördlich von Tirana. Die Beschilderung ist wie gewohnt nicht vorhanden, und so gurken wir auf gut Glück durch die engsten Sträßchen senkrecht den Berg hinauf. Wir finden so direkt den Zugang zur Festung und zur berühmten Basarstraße, in der Händler Teppiche, Tücher und albanische Souvenirs anbieten. Dazwischen ragt die bildschöne Moschee Murat Bey Camisi in die Höhe.
In Albanien herrscht noch immer Krieg. Im Verkehr!
Die Festung bietet nicht nur eine gigantische Aussicht über die Ebene, sondern beherbergt ebenso das Skanderbeg-Museum. Dort findet sich die Geschichte zu ebendiesem und damit auch Albaniens. Alte Karten zeigen die Welt des Mittelalters aus der Perspektive Albaniens, wo es die Städte Frankfurt und Nürnberg als Punkte am nördlichen Rand zu finden gibt.
Es gibt nur einen Skanderbeg!
Diese Festung, wie auch alle anderen des Landes, dienten beinahe ausschließlich zur Abwehr der Osmanen. Skanderbeg schaffte es die Teile des Nordens und des Südens zu vereinen und schuf das Wappen dieser Einheit, den zweiköpfigen schwarzen Adler auf rotem Grund. Leider fanden das die Osmanen nicht gut, fingen und vierteilten ihn letztendlich und Albanien ging für Jahrhunderte unter türkische Herrschaft.
Bei einem ernsten jungen Mann mit sehr viel Sonnenbrand und seinem sehr ähnlich aussehenden Bruder ohne Tönung können wir direkt auf dem Gebäude mit der grandiosen Aussicht eine Erfrischung zu uns nehmen. Doch nicht zu lange, denn es steht noch eine lange Fahrt bevor.
Am Ende unserer Reise kehren wir noch einmal mit Rovena zu dieser Stadt zurück, die so viel Eindruck auf uns macht und unserer Reise den perfekten Abschluss bietet.
Jetzt machen wir uns auf den Weg in die Berge und wissen noch nicht, welches Chaos und welche Schönheit an der Koman-Fähre auf uns warten.