Tagebuch Eintrag

Wir haben die Death Road überlebt und müssen nur noch einen Pass zurücklegen, um nach La Paz zu kommen. Google plant für uns anderthalb Stunden ein und wir sehen uns online nach einer Unterkunft mit warmem Wasser und Internet um. Man soll sich jedoch nie zu früh freuen. 

Die Bergkulisse ist fantastisch. Die Anden präsentieren sich uns mit voller Macht. Steil ragen Gipfel aus einer Schlucht weit in die Höhe. Die Hänge sind kahl, wir sind weit über die Baumgrenze hinaus gestiegen und die Wände sind schroff. Wir kämpfen uns mit den Lastwagen stetig immer weiter ins Gebirge hoch.



Plötzlich geht die Anzeige im Wagen an, die zeigt, dass mit dem Motor etwas nicht stimmt, ich höre, rieche und sehe Dampf und dann verabschiedet sich der Motor auch schon. Ich rolle den Wagen noch so weit es geht zur Seite und halte. Weißer und schwarzer Rauch kommen aus dem Motor.

Sara verlässt den Wagen mit Leon unter dem Arm und ich öffne die Motorhaube, um die Kühlung zu beschleunigen. Ich höre das Blubbern des kochenden Kühlwassers. Uns ist es aber kalt und wir müssen unsere Jacken überziehen, bis der Motor wieder kalt genug ist, um weiterzufahren. 


Ein Licht – Dampf – dann ist die Fahrt vorbei



Wir erreichen den Bergpass „La Cumbre“ und ich messe dort 4671 Höhenmeter. Ich halte den Wagen und sehe, dass die Nadel der Temperatur wieder den Siedepunkt anzeigt. Wieder warten wir ab. Sara signalisiert, dass sie sich nicht gut fühlt. Das muss wohl an der Höhe liegen.

Wir schauen auf einen kleinen See, um den erstaunlicherweise Möwen mit schwarzen Köpfen kreisen. Es wird Zeit für Leons Abendessen. Wir bereiten eine kleine Mahlzeit, während wir den Wagen weiter kühlen lassen. Dann fahren wir weiter.


Das Auto leidet durch die Steigung und wir durch die Höhe



Ich habe die Hoffnung den Wagen über die Kuppe zu bringen und einfach auf der anderen Seite nach La Paz zur nächsten Werkstatt rollen zu können. Aber das Ende des Bergpasses kommt nicht in Sicht und trotz geringer Steigung bei einem leichten hoch und runter wird der Motor schnell wieder zu heiß. Ich finde einen Platz neben der Straße und wir versuchen Hilfe zu finden. Glücklicherweise haben wir eine gute Internetverbindung. 

Mein Höhenmeter zeigt mir an der Stelle 4703 Meter an.

Ich versuche es zuerst beim AvD in Deutschland, bei dem ich Mitglied bin. Ich erreiche dort auch schnell jemanden, der mir allerdings mitteilt, dass der Verein trotz dem Angebot auf „weltweite“ Hilfe nicht keine Kontakte in Bolivien hat. Oder sonst einem Land in Südamerika. Oder überhaupt einem Land in irgendeinem Amerika. Danke für nichts. Sara probiert es beim ADAC und muss feststellen, dass ihre Mitgliedschaft nur für Europa gilt. Wir sind also auf uns selbst angewiesen.

Ich suche in Google nach Abschleppdiensten. Alle Nummern haben einen Whatsapp Kontakt. Das hilft, da ich so unser Problem besser schildern und unsere Position besser angeben kann. Ein Dienstleister bietet seine Hilfe an. Für einen unverschämt hohen Preis. OK, was bleibt uns übrig. Dann will er, dass wir 40% des Preises im voraus überweisen.

Als wenn ich auf meinem kaputten Auto in den Bergen online banking machen würde. Abgesehen davon, dass ich kein bolivianisches Konto habe will ich das auch nicht tun und der Typ lässt uns hängen. Sara und ich lassen unseren Ärger durch Google Bewertungen an dem Abschleppdienst aus.

Ich suche weiter nach Werkstätten und Abschleppdiensten, aber da es spät ist bekomme ich keine Antworten und wir machen unser Nachtlager fertig. Schon in Santa Cruz haben wir uns für die Situation eine weitere dicke Bettdecke besorgt, die wir jetzt auch gut brauchen können. Leon wird dick in seinem Fleece-Strampler eingepackt und wir mümmeln uns unter alle Decken, die wir haben. Die Nacht ist trotzdem nicht gemütlich. Leon scheint leicht übel zu sein und Sara hat Kopfschmerzen.

Und dann klopft es mitten in der Nacht an die Scheibe. Wieder die Polizei. Mit ihren beschrifteten Warnwesten sehen die drei Männer auch wirklich nach Beamten aus. Ich schiebe das Fenster etwas auf und erkläre kurz, das wir eine Familie sind und hier einfach nur schlafen. Die Taschenlampen leuchten kurz auf Frau und Baby, dann wünscht man uns auch schon eine gute Nacht und bittet uns, auf uns aufzupassen. 



Der nächste Morgen beginnt verkatert, aber mit strahlendem Sonnenschein und einer herrlichen Aussicht über die Berglandschaft. Schade, dass es Sara immer noch nicht gut geht und sie die Aussicht nicht wertschätzen kann. Wir machen Frühstück und ich suche nach Werkstätten und Abschleppdiensten. Entweder bekomme ich jedoch keine Antwort oder werde auf einen anderen Tag vertröstet.

Letztendlich erhalte ich doch eine positive Antwort und sogar den Hinweis, dass man Englisch spricht. Das hilft. Ich kann das Problem detailliert beschreiben und bekomme die Zusage, dass man in einer halben Stunde da sei. Der Preis ist auch deutlich günstiger und bei dem, was man in Bolivien erwarten würde. 




Es dauert zwar eine Stunde, aber ich will nicht meckern. Anstelle eines Abschleppwagens kommt jedoch ein dicker Dodge RAM mit einem Stahlseil an. Ein älterer Herr und ein junger Mann stellen sich vor. Der alte Mann heißt Felix und begrüßt uns herzlich.

Felix hört sich kurz an, was dem Auto fehlt. Es lässt sich auch nicht starten, was aber auch an der Temperatur liegen kann. Dann wird unser Wagen am Seil festgemacht und auf die Straße gezogen. Der weitere Plan ist es den Wagen in die Stadt rollen zu lassen. Jetzt verstehe ich, warum die Abschleppkosten so gering sind. Ans Steuer setzt sich der Werkstatt Gehilfe.

Ich wechsle mit dem Jungen das Steuer an der Mautstation und Polizeikontrolle. Dass jemand den Wagen schiebt ist kein Problem, aber das Ziehen durch ein Seil ist scheinbar höchst illegal. 

In der Stadt gibt es immer wieder künstliche Bodenwellen, über die wir das Auto gemeinsam schieben. Ansonsten funktioniert der Plan und der Wagen kommt in der Werkstatt an. Dort wird der Wagen die nächsten zwei Wochen verbringen, während wir Zeit genug haben um La Paz, die höchstgelegene Verwaltungsstadt der Welt, kennenzulernen.




Zwei Wochen hält uns der Wagen in La Paz fest


Die Panne auf dem Bergpass von La Cumbre war sehr ungünstig. Die nächsten zwei Wochen verbringt der Wagen in der Werkstatt. Nach dem Austausch von ein paar Teilen. mache ich wieder Testfahrten zurück nach La Cumbre und das Verhalten in der Höhe verbessert sich, aber ist noch nicht ideal.

Auf diesen Fahrten kann ich das Bergpanorama im strahlenden Sonnenlicht erst richtig genießen. Ich komme sogar an einer Herde Lamas vorbei, die am Rande eines Baches grast. 

Wir haben genug Zeit, uns La Paz, die Riesenstadt über den Wolken, genauer anzuschauen.







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