🇷🇺 Die Tägliche Lebensgefahr auf der sibirischen Kajakexpedition


Tagebuch Eintrag

Wir hatten gegen alle Erwartungen ein paar sehr schöne Tage mit unserem Kajak. Heute beginnt der Morgen beginnt trüb. Das liegt allerdings nicht an schlechtem Wetter, sondern daran, dass sich der Waldbrand wieder bemerkbar macht und uns den Rauch in die Augen treibt. Es ist schlimmer als wenige Tage zuvor.

Man kann den gelblichen Stich im Nebel erkennen. Ich dachte Tiere fliehen vor Rauch. Doch die Stechmücken stört der Qualm nicht und sie fallen erbarmungslos schon früh über uns her. Das Frühstück fällt kurz aus und wir sind schnell auf dem Fluss. Der unbarmherzigen Tara Sala, dem Wildwasser, das uns durch Sibirien führt.



Wir kommen wieder gut voran und müssen ab und zu treideln. Der Tag nähert sich dem Mittag, dann kommen wir an eine Gabelung, an der sich der Fluss nach rechts und links jeweils zu einer Felswand teilt. Wir entscheiden uns für links. Aus der Ferne sieht es etwas so aus, als würde das Wasser unter den Fels strömen. Aber wir hatten schon öfter Situationen, in denen das Wasser zu einer Felswand strömt und uns dort, wie in der Kurve einer Achterbahn, nach vorne katapultiert.

Doch meine Augen hatten mich nicht getäuscht und zu unserem Schrecken taucht das Wasser wirklich unter dem Felsen ab. Die Strömung macht keine Wende vor dem Hang, sondern kracht mit uns erbarmungslos dagegen.

Scheiße! Das Wasser strömt unter die Felswand!



Das Kajak kippt und ich werde unter Wasser gezogen


Ich wende das Boot rechtzeitig, doch wir kommen nicht von der Stelle. Wir werden mit voller Härte seitlich dagegen geschlagen. Uli versucht noch uns mit dem Paddel vom Fels zu stemmen, doch dann geht es sehr schnell. Unser Boot wird von der heftigen Strömung gekentert. Unser Kajak kippt und dann tauche ich schon ein in das eisige Wasser.

Ein Sog zieht mich unter Wasser und in einem schrecklich langen und ruhigen Moment sehe ich das Boot und die Oberfläche des Wassers über mir.  

Ich reiße mich zusammen und leite all meine Kraft in meine Arme und Beine und bringe mich nach oben. Ich tauche auf, nass und voller Adrenalin. Mein Atem geht schnell, vor Schreck und Kälte. Rechts von mir sehe ich Uli, der schon über Wasser treibt und erleichtert ist, als er mich sieht. Er sagt, dass ich sehr lange verschwunden war.

Wir schwimmen am Boot entlang mit der Strömung nach vorne und versuchen es von den Felsen zu lösen. Wir atmen sehr schnell. Das Wasser donnert lautstark gegen die Wand und zieht am Boot und zieht an uns. Das Kajak hängt quer an der Wand und lässt sich nicht bewegen, so stark wir auch am Seil ziehen. Ich will hin um das Boot selbst zu drehen, da kommt mir Uli zuvor und löst die Luftpumpe von den Steinen, die sich, gezurrt an unser Gepäck, dort verkeilt hatten. Jetzt können wir das Boot befreien und ziehen es an das andere Ufer.

Das Kajak ist endlich frei.



Wir befestigen das Kajak und ziehen uns aus, um unsere Klamotten notdürftig an der Luft zu trocknen. Jetzt können wir wieder aufatmen und fast schon darüber lachen. Allerdings bleibt uns das Lachen noch im Hals stecken. Es ist an der Luft warm genug, aber ausgerechnet heute hätte wir, wie die übrigen Tage, die Sonne scheinen können.

Dann prüfen wir unsere Sachen. Alles ist noch da. Unsere Kameras, meine Gitarre – alles war mustergültig verpackt und hat überlebt. Das Musikinstrument ist nur etwas nass geworden. Das einzige, das wir verloren haben, ist Ulis Hut. Die Stechmücken freuen sich schon.

Abends kommen wir an einem großen Flussbett an und zelten früh, um unsere Sachen zu trocknen. Das Unglück ist schon Stunden her und trotz dessen haben wir die bisher längste Distanz zurückgelegt. Immerhin haben wir mittlerweile wieder schönstes Wetter und genießen den Abend bei einem großen Feuer.

Es ist ein guter Tag, um nach am Leben zu sein.




Unser Feuer ist schon beinahe heruntergebrannt und wir machen uns für die Nacht bereit. Wir sprachen gerade davon, was die Dorfbewohner eigentlich den ganzen Tag treiben, da hören wir das Geräusch eines Motors. Es klingt wie ein sehr, sehr großes Raubtier – oder ein Panzer. Bäume und Äste verbiegen sich etwa zweihundert Meter entfernt von uns und aus dem Busch bricht ein großer Ural. Damit hätten wir nicht gerechnet.

Wir winken und das Ungetüm ändert seinen Kurs, neigt sich in einen Fluss und schaufelt sich einfach hindurch. Mit dem dunklen Brummen des Achtzylinders steigt es wieder aus dem Fluss auf und hält neben uns an. Heraus steigt ein lustiges Kerlchen mit Baseball Cap und schmutzigem T-Shirt, der uns verwundert, aber freundlich, mit ausgestreckter Hand und einer benebelnden Wodkafahne zum Gruß entgegen kommt.



Der Mann stellt sich vor und fragt uns, wer wir sind und wohin wir wollen. Er ist ganz überrascht, dass wir mit dem Boot vom Fluss Sobopol kommen und fragt uns, ob wir ihn nicht wieder in diese Richtung zum Fischen begleiten wollen. Doch unser Enthusiasmus noch einmal umzudrehen ist sehr gering und wir lehnen ab.

Unser Freund ist nur ein wenig enttäuscht. Er sieht er unsere Köder-Sammlung und will einige gegen eine Steckrute tauschen. Seine Kinder kommen von der Ladefläche geklettert und wir werden der ganzen Familie vorgestellt. Seine Frau passt gerade auf das Jüngste auf, zwei Racker turnen um den großen Lastwagen herum.

Unfähig zum Aufstehen liegt auf der Ladefläche der Bruder des Mannes. Von dem brummenden dicken Kerl weht ebenfalls eine starke Alkoholfahne. Er scheint aber zu merken, dass etwas passiert.

Leben geht durch den Betrunkenen und er zieht sich über das Geländer aus Paletten, um uns die Hand zu schütteln. Nach ein paar Fotos zusammen nimmt der Fahrer noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche seines Bruders und weiter geht der Familienausflug. Wir beobachten, wie das tiefe Brummen und das Umpflügen kleiner Bäume am Horizont verschwinden und haben nun die Antwort auf unsere Frage, was die Einwohner der Gegend hier treiben.  



Der nächste Tag ist wieder bedeckt, diesmal allerdings von richtigen Wolken. Es regnet sogar leicht. Wir packen trotzdem unsere Sachen und paddeln los.

Wir wissen, dass wir heute bei dem selben Tempo der letzten Tage heute Batagay-Alyta erreichen werden. Doch wir hatten uns geschnitten wenn wir dachten, es wäre einfach.


Kurz vor dem Ziel wird es noch ein paarmal Tödlich


Mehrere Situationen müssen wir meistern, in denen wir durch starke Strömung und durch unzählige Brocken Slalom fahren müssen. Wie wild stecke ich das Ruder links oder rechts ins Wasser um uns im letzten Moment um einen Stein herum zu manövrieren, nur damit plötzlich zwei weitere auftauchen, an denen ich ebenfalls vorbei muss. Wenn wir hier kentern werden wir gegen diese Felsen knallen. Das wird unseren Knochen nicht gut tun.

ICh gehe nie wieder in einen Freizeitpark, denn die Erlebnisse dort sind Lächerlich gegen das hier.



Jede Wasserbahn im Freizeitpark ist einfach nur lächerlich dagegen. In einer anderen Kurve erkennen wir die tödliche Situation vom Vortag. Der Fluss sprudelt mit voller Wucht gegen eine Felswand und wirbelt danach gleich noch gegen die Ecke einer anderen Wand.

Da scheinen auch Steine dazwischen zu sein… Diesmal landen wir rechtzeitig und treideln entspannt um unser nasses Grab herum.

Kurze Zeit später erkennen wir eine Straße, die nach Batagay-Alyta führt. Wir sind zurück.




Schaut euch das Video der ganzen Reise an!

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