Tagebuch Eintrag
Zum Glück haben wir nach unserer Fahrt über die Pässe des Großen Kaukasus den Weg mit unserem kaputten Auto unbeschadet geschafft und finden auch noch eine Tankstelle, bevor wir den letzten Tropfen Benzin verbrennen.
Wir fahren durch das Tiefland und halten in Achmeta und Tianeti. Wir schlagen unser Zelt auf einer trockenen Weide an einem Fluss auf, während die Sonne wieder das warme Land in goldenes Licht taucht.
Ein Bauer zieht mit seinen Rindern an uns vorbei ohne uns sehr zu beachten. Dafür kommt sein Hund zu uns, wirft sich auf den Boden und kriecht zu uns, um sich kraulen zu lassen. Er scheint kein Interesse daran zu haben zu seinem Herrn zurückzukehren, der gerade mit seiner Herde hinter dem Horizont verschwindet.
Die Idylle nimmt ein jehes Ende als ich angerufen werde. Unser neuer Wagen steht bereit in Tianeti. Wir brechen Zelt und Hundesfreundschaft ab und machen uns auf in die Stadt. Aber die Instruktionen sind falsch und es dauert ewig, bis wir die Leute gefunden haben, die mit dem Fahrzeug aus Tiflis angereist sind.
Unser neuer Pajero ist künger, hat aber viel mehr Kilometer hinter sich. Während wir mit unserem neueren, schöneren, besseren Auto davon fahren beginnen die beiden Typen sofort mit der Inspektion unter der Motorhaube.
Als wir unseren Platz erreichen ist unser Hundefreund fort. Dafür genießen wir wieder eine gute Sicht auf die Milchstraße, neben unserem Zelt liegend mit einem Whisky und einem Zigarillo in der Hand.
Wir durchqueren das für seinen Wein berühmten Kaschetien. Angeblich wurde der Wein hier vor 6000 Jahren erfunden. Die ersten Funde dieses alkoholhaltigen Erfrischungsgetränk auf Traubenbasis sollen hier gemacht worden sein. Damals ließ man den Most in Tonkrügen unter der Erde fermentieren.
Vereinzelt wird diese Tradition hier noch fortgesetzt, jedoch kostet der Wein ungleich sehr viel mehr Geld.
Neben einem extra Kanister Benzin wollen wir auch Wein von einem der unzähligen Straßenhändler erwerben. Wir halten bei einem kleinen Kerl an und erhalten eine Kostprobe von dem, was er auf seiner Auslage feilbietet. Sie sind alle deutlich mit Wasser verdünnt.
Ich mache dem Typen deutlich, dass sein Zeug zur Gepansche ist und wende mich zum Gehen. Da entschuldigt sich das Männlein, rennt zu einer kleinen nahen Holzhütte und kommt mit einem Kanister tiefroter Flüssigkeit wieder. Der Wein verdient keinen Preis und ist recht süß, aber er ist gut genug. Für umgerechnet 10€ nehmen wir die fünf Liter mit.
Ulis Suche nach dem unglaublich leckeren Ziegenkäse, den wir bisher gefunden hatten, bleibt vergeblich. Dafür decken wir uns wieder groß mit Gemüse und Wurst ein.
Es geht mit dem Wagen, genug Vorräten und Benzin mit einem guten Gefühl wieder in die Berge.
Die Fahrt in die Berge führt nach Shatili. Lange fahren wir an einem Fluss entlang und es ist herrlich herbstlich warm.
Wir kommen an einen wunderschönen großen türkisenen See. Eine etwas abenteuerlich schmale Piste fahren wir zwischen Dornbüschen und einem beunruhigenden Abhang entlang um zu einer verfallenen Brücke zu kommen.
Ich habe lange nicht gewaschen und mit großer Freude springe ich nackt in das Wasser. Der hydrophobe Uli macht Fotos von der Umgebung, während ich von einem Schwarm kleiner Fische von allem Schmutz befreit werde.
Auf dem Weg durch das Tal gelangen wir – leider zu spät – zu einem Pferderennen. Augenscheinlich die Menschen der ganzen Umgebung waren zusammen gekommen, während die Straße zu einer Rennbahn umfunktioniert wurde.
Die Reiter und Pferde waren in schönster Tracht hergerichtet. Doch als wir da sind löst sich die Gesellschaft bereits auf und wir können das Spektakel nur erahnen.
Wir gelangen zu einem Pass hoch nach Chewsuretien, während sich Richtung vor uns ein Gewitter am Horizont aufbaut. Gegen den Himmel kann man bereits die Säulen aus Regen beobachten.
Überall wachsen hier die Herkulesstauden, die in Deutschland auch als Bärenklau bekannt sind. Den Pflanzen sollte man aus dem Weg gehen, da ihr Saft auf der Haut phototoxische Reaktionen auslöst.
Das bedeutet, dass die Kombination aus Herkulesblut mit Sonnenlicht eine fatale Verbrennung auf der bloßen Haut bedeutet. Man muss aufpassen, wo man hinläuft.
Langsam schieben wir uns die Serpentinen weiter Richtung Pass, während der Himmel immer dunkler wird und das Donnern schon zu vernehmen ist.