Tagebuch Eintrag
Es war ein spannender Aufenthalt in Bangkok – mein erster Aufenthalt in Asien überhaupt. Und auch die Fahrt mit dem Nachtzug nach Chiang Mai hatte es in sich. So gab es einen Trinkwettbewerb mit Whisky zwischen einem Schotten und mir, der mich sehr schlecht bekommt. Und doch…
Wir schauen uns um, was es denn in Chiang Mai so zu machen gibt. Zum einen gibt es die Tempelanlage von Wat Phra That Doi Suthep, die wir sehen müssen. Wir erfahren außerdem von einer Elefantenfarm außerhalb Chiang Mais, die Elefantenritte und „Bambooraftings“ anbietet.
Ich kann mir nicht vorstellen meinem Magen das anzutun, aber nun muss ich auch weiterhin so tun als wäre ich wieder vollständig genesen. Dabei habe ich noch nicht einmal Frühstück gehabt. Dank einem kleinen Zwischenstopp auf einem Markt eines kleinen Dorfes kann ich meinen Magen mit ein paar Kleinigkeiten wieder beruhigen.
Ich tue so, als wäre ich fit.
Die Fahrt zu der Elefantenfarm dauert länger, als ich dachte. Chiang Mai sieht nicht aus wie die zweitgrößte Stadt Thailands, aber der Weg aus ihr hinaus dauert eine beträchtliche Zeit. Der Weg führt entlang weiterer kleiner Dörfer, Reisfelder und schließlich in die Berge und den Dschungel. Nach endlosen Serpentinen durch Täler mit kleinen Flüsschen und verschlungenen Pfaden durch die Bäume kommen wir in ein gelichtetes Gebiet.
Ein paar Hütten bezeugen, dass wir wohl am Ziel der Fahrt angekommen sind. Wer mag kann sich eine Tüte Zuckerrohr zum Füttern der Elefanten erwerben. Einer der Dickhäuter steht angekettet auf einem freien Feld und stochert mit seinem Rüssel in Bambusresten herum.
Die anderen Elefanten werden nach kurzer Zeit von den Mahuts zu uns geführt. Man kann auf stuhlähnlichen Satteln auf dem Rücken der Tiere sitzen. Der Elefantenführer macht Spaß und bietet mir an, dass ich ja auch direkt auf dem Hals des Elefanten sitzen könnte. Er schaut ungläubig, als ich sage, dass ich das auf jeden Fall machen will. Interessant ist es. Die Alternative für die Touristen wäre nur bequemer gewesen.
Der Ritt geht durch einen Fluss, einen Berg hinauf, durch Gestrüpp und Urwald, und wieder durch ein Tal, bedeckt mit allerlei Palmenarten, Bananenstauden, Farnen und mehr. Da ich auf dem Platz des Mahuts sitze muss dieser neben meinem Elefanten herlaufen.
Das ist Indiana Jones Gefhühl.
Don’t do: Elefantenreiten!
Erst Jahre später erfahre ich, dass diese Ritte auf Elefanten schlecht für die Tiere sind. Die Haltungsbedingungen sind meistens sehr schlecht, die Elefanten werden geschlagen und geschunden und die Reiterei mit den Touristen auf dem Rücken tut ihnen auch nicht gut. Ich würde es nicht wieder machen und jedem den Tieren zuliebe abraten.
Um sich etwas unter „Bamboorafting“ vorstellen zu können muss man sich vier oder fünf aneinander gebundene Bambusstämme vorstellen, die zusammen eine ungefähr sechs Meter lange, aber kaum einen Meter breite wasserdurchlässige Fläche bilden. Mein Boot teile ich mir mit Brian, dem Neuseeländer, und dem Flößer, der mit seinem Stecken das Floß in der Mitte des Flusses und der Strömung hält. Es wird uns empfohlen die Kameras zum Schutz vor Nässe bei der Farm zu lassen. Zuerst verfluche ich mich deswegen, denn der Fluss ist so ruhig, an den Ufern wachsen Mangroven und kleine Strände bilden Zugänge zum Wald. Doch dann kommen die Stromschnellen.
Brian hat gut lachen, und auch der Flößer ist heute sehr fröhlich. Beide sind nur mit einem Hemd und einer kurzen Hose bekleidet. Ich trage jedoch meine Schuhe, die innerhalb kurzer Zeit zu kleinen Aquarien für tropische Fische werden. Socken, Hemd und Hose sowie mein Hintern sind auch schnell nass. Dann, nach einer Dreiviertelstunde Fahrt, folgt der Wasserfall. Das Boot fällt mit dem Bug voran in den zwei Meter tiefer gelegenen Pool aus schäumendem Wasser. Aber nachdem das Floß senkrecht in das Wasser eintaucht will es nicht mehr herauskommen: es steckt fest.
Wir kentern
Der Flößer fällt ins Wasser und versucht es mit Brian wieder aufzurichten. Ich kralle mich wie eine wasserscheue Katze ans Boot. Ich stecke schon bis zum Bauch im Wasser und bange um meinen Pass, mein Geld und das Handy in meiner Hosentasche!! Wir brauchen fünf geschlagene Minuten, um das Floß wieder aus den Felsen zu befreien. Ich bin nur noch ein einziger triefender Wäschesack. Als wir dann an einem Ufer ankommen, an dem uns unser Tuk-Tuk wieder einsammelt, kann ich immerhin beruhigt feststellen, wie gut ein einfacher Ledergeldbeutel Wasser für kurze Zeit abhalten kann.
Die harte Abdeckung des Passes hat auch ihren Dienst getan und das Handy trieft, aber funktioniert weiterhin. (Mein Dank an Siemens!) Zum Glück für den Flößer, denn den muss ich ja noch bezahlen. Er lacht sich nur über den Spaß am Wasserfall tot. Ich finde es dann auch witzig, und wir lachen zusammen.
Tropfend und nass erreiche ich wieder das Hotel in Chiang Mai. Ich dusche und ziehe mich um. Als nächstes will ich die heiligen Anlagen der Stadt besuchen. Da geht es wohl etwas ruhiger zu.