🇷🇺 Das Abenteuer im Nirgendwo beginnt – Willkommen in Sibirien


Sibirien… dieses Wort verheißt Kälte und Ferne. Aber was wissen wir darüber? Nichts, und doch stellt dieses Land einen riesigen Teil unserer Erde dar...



Nur mit Zwischenstopp in Moskau auf die andere Seite des Kontinents

Tagebuch Eintrag

Wir erreichen nach einem zehnstündigen Flug über reine Landmasse die Stadt Jakutsk. Es ist bemerkenswert, dass dieses uns unbekannte Jakutien, die Republik Sakha, größer als Indien ist und weniger Einwohner als Köln hat. Die Stadt ist so groß wie Freiburg und die kälteste Metropole der Welt – aber uns empfängt sie mit T-Shirt Wetter.

Der Flughafen ist winzig und nach dem Verlassen des Gebäudes finden wir kein Taxi, das uns in die Innenstadt bringen könnte. Wir sind mit unserer Gastgeberin zur Mittagspause verabredet und es wird knapp.

Kleine schrottige, kastenförmige Busse geben uns eine letzte Hoffnung, doch es gibt natürlich keine Form von Anzeige, die einem helfen könnte zu erkennen wo welcher Bus hin fährt. Ich probiere es beim erstbesten Fahrer und frage „зентр?“. Nach einem irritierten „да“ springen wir hinein. Es gibt nur zehn Sitze und wir stehen. Als wir den Eindruck haben, dass wir zentral genug sind, springen wir wieder hinaus. Das Bezahlen funktioniert beim Verlassen des Busses, indem man dem Fahrer ein paar Rubel in die Hand drückt. Mit unserem Großgeld frisch aus dem Automaten ist er natürlich total überfordert.


Mein Freund Uli und ich wollen selbst erkunden, was es hier zu sehen gibt, und wagen uns ganz weit hinaus in diese gewaltige Leere. Diese Landmasse ist weit größer als ganz Europa und doch ist hier nichts. Nichts, von dem wir wissen. Wenige Städte. Wenige Orte. Wenige Straße. Viel unzugängliche Natur.

Wir haben ein Kajak im Gepäck, mit welchem wir durch die Wildnis bis zur Lena paddeln wollen. Doch wenn man es mit der Natur zu tun hat, dann kann man nicht alles vorausplanen und nur hoffen, auf alles vorbereitet zu sein. Und dann kommt es trotzdem anders, als man denkt.



Wir treffen nicht mehr ganz pünktlich unsere Gastgeberin Lyoba, die wie in einem sowjetischen Propagandafilm unter dem Denkmal von Lenin auf uns wartet. Die alleinerziehende Mutter begrüßt uns herzlich und hilft uns erst einmal etwas zu Essen und russische Karten für unser Telefon zu finden. 20GB für gerade einmal 5€ im Monat, davon träumen wir in Deutschland.  

Sie wohnt in einem nicht ganz so hübschen, aber für Jakutsk und die meisten russischen Städte typischen Blockbau, in welchem überraschenderweise häufiger die Wasserversorgung ausfällt. Sie hat einen kleinen Sohn namens Marcel. Über Couchsurfing sind wir ihre ersten Gäste.


Jakutien (Sakha) ist größer als Indien und hat weniger Einwohner als die Stadt Köln



Lyoba führt uns durch die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es gibt einige hölzerne Festungen, ähnlich denen in der Neuen Welt Nordamerikas, die ebenfalls aus einer Pionierzeit vor dem Einschlag des Sozialismus stammen.

Besonders schön ist eine Höhle, in der das ganze Jahr über Minustemperaturen herrschen und Besucher in eine Welt aus Eis eintauchen können. Im Winter ist es hier drinnen „wärmer“ als draußen.

Diese wird auf eisiger Temperatur gehalten und von Künstlern geformte und prächtig farblich beleuchtete Eisskulpturen werden ausgestellt. Großen Andrangs erfreut sich die Höhle nicht, wir haben sie ganz für uns.





Wir nutzen natürlich auch die Chance „sibirisch“ Essen zu gehen. Aber mein Enthusiasmus über die lokale Küche hält sich in Grenzen. Es gibt rohe gefrorene Pferdeleber, gefrorenen ebenso rohen Fisch und immerhin gebratene Rentierrippchen.

Der hier beliebte Preiselbeersaft (морс) und der aus Gras gebraute Tee sind dafür sehr lecker.  

Der Wodka fehlt natürlich auch nicht.





Wir merken, dass wir weit im Norden sind. Die Temperaturen sind zwar nicht warm, aber nachts wird es kaum dunkel.  Wir bemerken auch, dass dies hier ein anderes Russland ist als das, was wir letztes Jahr in St. Petersburg und Nordkaukasien kennengelernt haben.

Die Leute sind nicht ganz so offensichtlich an uns interessiert wie im Westen, wo man für seine deutsche Herkunft schon vergöttert wurde.

Vielleicht sind die Menschen hier auch einfach schüchterner. Sie lassen sich jedenfalls auch nicht gerne fotografieren. Viele Menschen sagen uns, dass sie am liebsten woanders leben würden, wenn sie nur könnten.

Wir sehen keine weiteren Touristen neben uns.  




Wir verlassen den letzten Hafen der Zivilisation


Am Flughafen werden Leute mit Gewehren durch die Sicherheitskontrolle gelassen, während wir wegen unserer Bleikugeln zum Köderangeln zur Seite gezogen werden. Für den Flug nach Batagay-Alyta müssen wir nach Gewicht bezahlen, nicht nach Gepäckstücken.

Sogar unser Handgepäck wird gewogen und die Waage geht gnadenlos zu unseren Ungunsten falsch, weswegen wir am Ende eine hohe Rechnung durch Übergepäck bezahlen müssen.

Trotzdem ist dieser Flughafen noch der letzte Hafen der Zivilisation. Wir brechen nach wenigen Tagen in Jakutsk auf in die Wildnis. Wir haben uns mit genug Proviant eingedeckt, um Wochen lang alleine auszukommen. Reis, Nudeln, getrocknete Zwiebeln und Speck. Gewürze, Haferflocken sowie Eipulver, Parmesan und Öl. Nur Wasser brauchen wir zum Kochen. Das sollte nördlich des Polarkreises doch kein Problem sein.


Schaut euch das ganze Video der Reise an!

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