Tagebuch Eintrag
Nach einem langen Tag in Burgund und Dijon schlage ich mein Zelt auf einer Lichtung im Wald über den Weinbergen auf und kann die Natur, einen warmen knusprigen Flammkuchen und einen exzellenten Burgunder Rotwein genießen. Es geht schlechter.
Am nächsten Morgen baue ich mein Zelt wieder im schönsten Sonnenschein des Juni ab, packe meine Sachen und fahre in die nahe Stadt Beaune, um zu frühstücken.
Wildcampen in Frankreich
Auf meinem Weg mit dem Tiger durch Burgund übernachte ich stets mit dem Zelt irgendwo im Nirgendwo. Über die iOverlander-App finde ich Empfehlungen für abgelegene Orte, an denen andere schon übernachtet haben. Die Regeln für Wildcampen sind in Frankreich nicht sehr streng. Wenn du niemandem schadest und ordentlich bist, kannst du recht flexibel einen Platz finden.
Solange man sich im Hintergrund hält, sich in den Weg von jemanden stellt und die Leute fragt, denen der Grund gehört, hat niemand etwas gegen einen bescheidenen Aufenthalt in seinem Campervan oder Zelt. Jeder verlässt den Ort besser, als er ihn angetroffen hat – das ist selbstverständlich. Nie werde ich behelligt, wenn ich mein Zelt in Frankreich aufschlage.
Leben wie Gott in Frankreich: Guten Rotwein und Flammkuchen zum Abendessen, Milchkaffee und Croissant zum Frühstück
Etwas verdreckt von einem kleinen Offroad-Abenteuer mit dem Motorrad im Wald erreiche ich in aller Frühe die kleine Stadt Beaune. Ich habe vorher noch nie etwas von diesem Ort gehört, doch bei der Recherche über Burgund stolperte ich über Bilder der Stadt und war fasziniert. Ich fügte sie der Liste an Sehenswürdigkeiten und meiner Route hinzu. Ich hätte erwartet schon gestern hier anzukommen, doch schon die Stadt Dijon hat mich lange in ihren Bann gezogen.
Ich fahre langsam mit dem Tiger über das Kopfsteinpflaster und stelle das Motorrad an einem geeigneten Ort mitten in der Altstadt ab. Ich habe bestes Wetter – laut der Wetter-App ist jeder Tag eine Lotterie.
Ich finde auch direkt ein schönes Café, in dem ich mein obligatorisches Croissant und Café-au-lait bestelle. Zwar bevorzuge ich Espresso, aber diese Kombination gehört einfach ins Ambiente.
Die Altstadt von Beaune ähnelt Dijon sehr – im Kleinen
Die Sehenswürdigkeit von Beaune, die mich ich auf Bildern im Internet ins Staunen versetzte, ist das alte Krankenhaus Hôtel-Dieu, die „Unterkunft Gottes“. Während der Säkularisation wurde der Komplex dann einfach in Hospices de Beaune umbenannt. Von außen sieht der Gebäudekomplex wie ein mittelalterlicher Palast aus. Es lässt sich schwer entscheiden, ob es ein Rathaus oder eine Kirche sein soll.
Das Krankenhaus wurde 1443 von einem Adligen, der etwas für sein Seelenheil unternehmen wollte, angelegt, um die Menschen in der damals sehr armen Stadt zu unterstützen. Das Krankenhaus wurde im gotischen Flamboyant-Stil mit dem charakteristischen bunten Dach gebaut und versorgte mittellose Menschen gratis und auch reiche Leute in abgetrennten Bereichen gegen Bezahlung.
Der Unterhalt des Krankenhauses gestaltete sich um vieles teurer, als der Adlige Nicolas Rolin geplant hatte, doch er erhielt Unterstützung vom Fürsten und erhielt einige Weinberge, deren Erlöse dem Betrieb des Krankenhauses noch heute zugute kommen.
Noch bis ins 20. Jahrhundert wurde der Komplex als Krankenhaus verwendet und erst vor Kurzem in ein Museum verwandelt. Alte Fotos zeigen noch Momentaufnahmen vom medizinischen Alltag in dem alten Bau.
Ist es eine Kirche? – Nein. Ist es ein Palast? – Nein. Was ist es dann? – Ein Krankenhaus.
Ich bin von dem Krankenhaus und der Stadt sehr beeindruckt. So tief, wie in Dijon, möchte ich jedoch nicht in die Stadt eintauchen, sondern mit dem Tiger noch mehr vom Land erkunden.
Ich schwinge mich wieder in den Sattel und setze meine Reise fort. Es geht weiter durch Burgund. Mein nächstes Ziel lautet Arbois.