Tagebuch Eintrag

Am Nachmittag sagen wir den Kinder in Mollendo auf Wiedersehen und fahren noch einen Rest des Tageslichtes weiter die Panamericana hinauf. An einem kleinen Strand neben der Straße finden wir ein paar Fischer und einen angenehmen Ort zum übernachten. Leon hat viel Spaß dabei im Sand und mit den Muscheln am Strand zu spielen. Wir wechseln einige Male seine nassen Hosen. Das kalte Wasser des Pazifik an den Füßen macht ihm nichts aus.

Wir sind zu Sonnenuntergang nicht die einzigen am Strand. Ein paar Männer sind mit dem Auto gekommen und haben ihre Angelutensilien herausgeholt. Leon ist fasziniert davon, was sie machen, und die Männer zeigen dem Kleinen gerne ihr Handwerk.




Wir befinden uns endlich an der Küste und haben den gewaltigen Pazifischen Ozean neben und die legendäre Panamericana vor uns. Der längste Highway der Welt, unterbrochen nur durch den Darien Gap, verläuft die Straße 45.000 Kilometer von Deadhorse in Alaska bis nach Ushuaia in Argentinien.

Die Panamericana ist nicht so stark befahren, wie ich befürchtet habe. Zumindest nicht an diesem Abschnitt. Wir haben die gewundene Küstenstraße die meiste Zeit für uns. Teilweise fahren wir nahe am Strand, teilweise geht es steil hinauf und am Rande tiefer Klippen entlang. Immer wieder sehen wir Vogelfelsen vor der Küste.



Es ist nicht schwer Plätze für die Nacht zu finden. Der Highway führt die Küste entlang und es bieten sich zahlreiche Gelegenheiten, um an den Strand zu fahren. Manchmal begegnen wir dort Fischern, sehen Unterstände von Fischern oder sind alleine.

Nur vereinzelte Möwen und Kormorane begleiten uns in die Nacht. Die sich brechenden Wellen begleiten uns in den Schlaf und begrüßen uns am Morgen.



Wir folgen der Strecke für Tage und haben den Eindruck auf dem Mars gelandet zu sein. Oder in einer postapokalyptischen Welt. Nirgends gibt es Pflanzen. Nur Ozean, Sand und Wind. Von Zeit zu Zeit durchqueren wir kleine Orte ohne Seele. Kleine Häuser und Elektromasten geben keinerlei Hinweis darauf, warum hier jemand wohnen möchte.

Wie eine Offenbarung sehen wir plötzlich doch etwas Grünes. Entlang Flüssen aus den Bergen wachsen Sträucher und die Menschen bauen Reis an.

Die Strecke ist wieder eine neue Etappe auf unserer Reise. Doch Peru ist lang und ich frage mich, wann uns die Öde zur Last wird.



Sara möchte abends noch in eine kleine Stadt kommen, um dort Leons Geburtstag zu feiern. Aber nach wenigen hundert Metern erreichen wir das Ende des grünen Tals voller Reisfelder und dann ist schon wieder Schluss. Ein langer Stau. Ich wundere mich, was hier der Anlass für Stau sein könnte und da sich nur Lastwagen stauen frage ich mich, ob uns das vielleicht gar nicht betrifft. Da kaum Gegenverkehr kommt schleiche ich mich bescheiden an der Schlange vorbei. Wir kommen in den Ort Ocoña und die Schlange geht weiter. Wollen die zur Tankstelle und der Diesel ist leer, so wie in Bolivien? Ich komme an der Tankstelle vorbei, aber der Stau setzt sich fort. Es gibt Restaurants links und rechts, immerhin. Ich erreiche fast den Ortsausgang, dann sehe ich die Straßensperre. Ich stelle den Wagen vor ein Restaurant und erfahre von dem Polizeibeamten an der Sperre, dass die Straße für Bauarbeiten gesperrt ist und erst in anderthalb Stunden wieder geöffnet wird.

Okay, wir haben viel Zeit. Die nutzen wir im Restaurant für einen Kaffee und Toilettenbesuch. Wir kaufen Reis aus der Region und lassen Leon in dem leeren Speiseraum Laufen üben. Zur versprochenen Stunde sind wir im Auto und bereit. Mit etwas Verzögerung öffnet die Sperre und ich bin als einer der ersten durch. Bei den langsamen Lastwagen habe ich kein schlechtes Gewissen, mich vorgedrückt zu haben.

Solchen stundenlangen Baustellen werden wir noch häufig auf der Panamericana in Südamerika begegnen.

Wir sind auf der Panamericana unterwegs und obwohl die Landschaft karg ist ergeben sich immer wieder Überraschungen. Eine davon begegnet uns am Strand: Wale!




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