🇨🇭 Die herbstliche Alpen-Expedition: Der Tiger entdeckt das Luzerner Land


Tagebuch Eintrag

Ich habe das Glück in einer wunderschönen Gegend, dem Schwarzwald, zu leben. Ob Ausflüge zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Cabrio oder natürlich mit dem Motorrad: es ist herrlich durch die dunklen Wälder und auf die Höhen zu fahren, in die Weite zu blicken und die frische Luft als Wind um den Kopf wehen zu lassen.

Ich habe das Glück in einer wunderschönen Gegend, dem Hochschwarzwald, zu leben

Aber ich bin eine Reisenatur und es reizt mich mehr, als nur ein Wochenendausflug. Auch hier ist der Hochschwarzwald eine ideale Gegend, denn von hier sind Frankreich und die Schweiz buchstäblich in Sichtweite.

Meine letzte kleine Motorradreise ist noch nicht lange her. Im Frühjahr sattelte ich bereits den Tiger und erkundete das Frankreich jenseits der Vogesen.

Das Jahr neigt sich dem Ende und es kribbelt mich das Verlangen, noch einen Schritt mehr zu unternehmen. Bei gutem Wetter kann ich vom Feldberg die Alpen sehen. Dort will ich hin. Diesmal erstmals mit dem Motorrad.

Ich habe die Hälfte meiner Kindheit in der Schweiz verbracht. Aber bisher war ich noch nie mit dem Motorrad dort.

Das Universum erhört meinen Wunsch und sendet mir Ende September ungewöhnlich schönes Wetter. Es ist zu viel des Guten. Es soll der wärmste Herbst der Geschichte der Schweiz sein.

Der ungewöhnlich warme Herbst lädt zu einer Reise durch die Alpen ein.



Die Fahrt durch den herbstlichen Schwarzwald ist herrlich, aber nichts neues. Ich fahre nach Süden und folge der B500, der Schwarzwaldhochstraße, komme am Schluchsee entlang und kann bereits das Rheintal zwischen den hiesigen Bergen und den gewaltigen Alpen sehen. In dem Tal erwartet mich allerdings eine dichte Suppe aus Nebel.

Ich überquere die Grenze bei Waldshut über den Rhein nach Koblenz und kann vor Nebel schon kaum noch sehen. Mir fehlt auch die Motivation Bilder auf der Strecke zu machen. Selbst als es aufklart ist die Landschaft zu meiner Überraschung nicht so schön, wie ich erwartet habe. Kurz vor Luzern ändert sich das schlagartig!



Es ist unter der Woche und auf den Straßen der Innenstadt ist die Hölle los. Ich habe kein bestimmtes Ziel, aber ich denke mir, dass die Innenstadt eine gute Idee für eine Richtung ist, um etwas zu sehen.

Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass es so kompliziert sein könnte, einen Platz für das Motorrad zu finden. Normalerweise kann ich die Maschine irgendwo auf den Gehweg stellen, sodass sie nicht im Weg ist. Aber hier ist es eng und es gibt tatsächlich extra Motorradparkplätze, die aber allesamt voll sind.

An sich ist es schön, dass die Schweizer auch an Motorradfahrer denken und es ihnen ermöglichen, auf ordentlichen Feldern zu stehen, dazu auch noch gratis.

Das ist für Schweizer Verhältnisse schon verschwenderisch. Da diese allerdings voll sind und sonst kein Zweirad abseits dieser Plätze steht, habe ich die leise Vermutung, dass auf einer anarchischen Platzwahl auch drakonische Strafen folgen könnten.

Mehrstellige Geldstrafen für Kleinigkeiten sind keine Besonderheit in der Schweiz. Ich dränge mich etwas abseits des legalen Bereiches eines Motorradparkplatzes vor ein kleines Bistro, in dem ich gleich eine Kleinigkeit esse und den Tiger im Auge behalten kann, um herzerweichend einen Schweizer Beamten um Gnade zu flehen, falls ihm der Platz missfallen sollte. Im Notfall.


Schweizer Parkverhältnisse sind… anspruchsvoll



Gut, ich habe es in die Innenstadt geschafft, der Tiger hat seinen Schattenparkplatz, ich habe zu Mittag gegessen und bin bereit, die berühmte Innenstadt zu sehen. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Kapellbrücke, die über einen Arm des Vierwaldstädtersees führt.

Ich hatte gehofft, dass Oktober relativ touristenfrei ist, und soweit gilt das auf den Straßen auch für die Motorradfahrer. Aber nicht in Luzern. Die Brücke ist gerammelt voll von Touristen, allen voran Briten und Asiaten.



Ich drehe eine kleine Runde von der Innenstadt über den Ratshaussteg, durch die Altstadt und zurück über die Kapellbrücke, am Wasserturm entlang über den Fluss Reuss zurück zu meiner Maschine.

Das Wetter ist wie bestellt. Die Herbstsonne ist regelrecht grell, aber ich will mich nicht beschweren.






Es gibt eine Geschichte über einen Mann namens Kaspar Meglinger, der im 19. Jahrhundert in Luzern lebte. Er war ein sehr großer Mann, der oft als Riese bezeichnet wurde. Eines Tages, als er in der Stadt spazieren ging, wurde er von einem kleinen Jungen angesprochen, der ihn fragte, ob er ein Riese sei. Kaspar antwortete: “Nein, ich bin kein Riese. Ich bin nur ein großer Mann.” Der Junge war jedoch nicht überzeugt und sagte: “Aber ich habe gehört, dass Sie so groß sind, dass Sie die Sonne auslöschen können!” Kaspar antwortete: “Oh, das ist nicht wahr. Ich bin zwar groß, aber ich kann die Sonne nicht auslöschen.” Der Junge dachte einen Moment nach und sagte dann: “Aber wenn Sie auf einem Berg stehen würden, könnten Sie es tun, oder?” Kaspar lachte und sagte: “Ja, vielleicht hast du recht. Aber ich denke, ich werde es nicht versuchen.” 

Luzern.com



Ich habe heute noch viel vor, also belasse ich es bei einem oberflächlichen Spaziergang entlang Luzerns berühmtester Sehenswürdigkeiten. Ich schnappe mir wieder den Tiger und fahre weiter den Vierwaldstädtersee entlang.

Heißt diese Stadt wirklich „Küssnacht“? Es kann wohl kaum einen schöneren Namen für eine Stadt geben.

Der Vierwaldstädtersee ist aus zwei Büchern berühmt. Dem Reiseführer für die Schweiz, sowie Fridrich Schillers „Willhelm Tell“. Dieser Held ist in Altdorf verewigt, meinem nächsten Zwischenstopp.






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