Tagebuch Eintrag

Nach all den Strapazen, Gefahren, aber auch schönen Momenten, erreichen wir über die Tara Sala das Ufer nahe dem Dorf Batagay-Alyta. Eine Straße führt vom Fluss zur Siedlung. Wir müssen unser Kajak und unser Gepäck abbauen und für den Marsch dorthin bereit machen. Das sind immerhin auch noch fünf Kilometer. Bevor ich die Luft aus dem Kajak abgelassen habe bricht schon wieder ein Ural-Lastwagen durch das Unterholz.

Das Monstrum hält neben uns an und ein rundlicher Mann im blauen Overall steigt aus. Er stellt sich als Viktor vor und ist neugierig, was wir hier machen. Nach einer kurzen Erklärung ist er einverstanden uns mitzunehmen. Wie wir unser Zeug auf seinen Tanklaster bekommen ist aber unser Problem. Also nehmen wir unsere Seile und zurren die Taschen und das Boot an den Tank. Dann machen wir es uns in der Fahrerkabine gemütlich.


Wieder fahren wir mit einem Ural



Victor ist lustig und hält uns für komplett verrückt, als wir ihm von unserer Expedition erzählen. Es riecht nach Alkohol und Victor reicht uns auch gleich einen Flachmann mit süßem Likör. Er erzählt uns, dass er in dem Lastwagen wohnt.

Während Modern Talking und russische Schlager aus seinen reparaturbedürftigen Lautsprechern hallen hopst Victors Katze zwischen unseren Beinen herum.

Victor lässt uns auf dem Platz vor der Funkstation raus und empfiehlt sich. Während wir nun dort unsere Sachen im Regen zusammenpacken ziehen wir die Aufmerksamkeit der Dorfjugend auf uns. Die Kinder freuen sich sehr uns beim Abpumpen der Luft aus dem Kajak zu helfen. Erst als das Boot gefaltet in der Tasche liegt sind die Kinder zufrieden und verabschieden sich von uns.  



Die Kinder kommen neugierig heran und übernehmen die Arbeit am Kajak



Wir beschließen unser Zelt vor der Hütte aufzubauen, in der wir zuvor übernachten durften. Einfach Zugang dazu zu verschaffen wäre nicht angebracht. Konstantin antwortete uns auch nicht auf unsere Frage, wo wir zelten können.

Vielleicht sollten wir unser Zelt am Waldrand aufbauen?

Wir sind zwar in der Zivilisation, aber hier haben wir plötzlich das Problem Wasser, Feuerholz und eine Toilette zu finden… Dinge, die in der Natur frei verfügbar sind.  

Als wir das Zelt fast fertig aufgebaut haben kommen aus der Baracke nebenan, in der eine kleine Verwaltung sitzt, ein paar Frauen, die uns herein bitten und uns Tee anbieten. Als wir diesen dankbar ausgeschlürft haben bieten uns Frauen die Hütte als Quartier an. Sie räumen dort noch auf und bringen uns noch mehr Tee, Kekse, rohen Fisch sowie einen elektrischen Herd. Wir sind mehr als glücklich über die Hilfe und überrascht, über die Gastfreundlichkeit der Menschen, die wir zuvor vermisst haben.



Die kommenden Tage verbringen wir damit unsere Sachen zu trocknen und zu reparieren, unsere Flugtickets mit Hilfe der Damen umzutauschen, Gitarre zu spielen und am Fluss fischen zu gehen. Es ist eine sehr entspannte Zeit in der wir uns von den Strapazen der vorherigen Wochen erholen können.  

Wir erkunden den Ort und finden einige kleine Läden (magasin) und eine Bäckerei, in der ein Ehepaar fröhlich vor dem Ofen lacht und jedem für ein paar Rubel ein Kastenbrot in die Hand drückt.

Wir sind überrascht, wie gastfreundlich die Leute plötzlich sind  



Wir sind zwar in der Zivilisation, aber hier haben wir plötzlich das Problem Wasser, Feuerholz und eine Toilette zu finden… Dinge, die in der Natur frei verfügbar sind.



In diesem Dorf fühlen wir uns wie in einer Epoche, in der die Zombieapokalypse bereits eingetreten ist. Die kleinen aus Holz gebauten Häuser stehen krumm und schief auf dem Permafrostboden, es gibt Fußgängerwege aus kaputten Brettern und keine Spur von Asphalt auf dem Schotter, über den der Wind den Staub aufwirbelt. Es sind nicht viele Menschen auf den Straßen unterwegs. Die Zombies kommen alle Punkt fünf Uhr nachmittags aus ihren Löchern und wandern alle zu einem Punkt: dem örtlichen Schnapsladen. In und um den kleinen Laden ist plötzlich richtig etwas los und die geistlosen menschlichen Hüllen haben schon vor dem Erkämpfen neuen Alkohols eine tüchtige Wodkafahne.

Gegen unsere Erwartungen ist der der Wodka hier nicht günstig. Daher ist es kein Wunder, dass uns einige sehr kaputt aussehende Leute mit glasigem Blick um einen Schluck aus unserer frisch gekauften Flasche bitten. Wir überlegen uns Sicherheitsmaßnahmen für unsere Hütte vorzubereiten. Ich habe da noch ein Bärenabwehrsystem im Hinterkopf…

Hier leben viele Zombies, und die Zombies leben von Wodka.



Dann kommt der Tag, an dem wieder ein Flugzeug nach Jakutsks abfliegt. Wie zu Beginn müssen wir unser ganzes Gepäck wiegen und dann zwischen Jagdgewehren in einer notdürftig zusammengeklebten Antonov zurück fliegen.

Bevor wir wieder nach Hause fliegen nutzen wir aber noch die Chance, um den großen Fluss Lena zu sehen.


Epilog

Wir lassen die Wildnis und ihre Gefahren, aber auch ihren Reiz, hinter uns. Die Anstrengung durch den harten Marsch im ausgetrockneten Flussbett des Sobopol und die wahrhaftig lebensgefährlichen Situationen in der Tara Sala sind noch stark in meinem Bewusstsein. Die Expedition war im Nachhinein ein fantastisches Abenteuer. Doch wir waren sehr naiv und waren nicht auf alle Situationen vorbereitet. Wir hatten sehr viel Glück in unserer Lage. Vielleicht stimmt es ja, dass man erst in todesnahen Situationen sein wahres Ich zeigt. Wir brauchen aber jetzt erstmal eine Pause.

Alexander




Schau dir das Video der ganzen Reise an!

INFO ON NEW BLOGS

SUBSCRIBE TO MY NEWSLETTER AND BE UP TO DATE WITH MY ADVENTURES

I don’t spam! Read our privacy policy for more info.

You might also like
Leave A Reply

Your email address will not be published.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

error: Content is protected !!