Tagebuch Eintrag
Es wird morgen in Përmet. Ich fühle mich ausgeruht, was aber nicht auf meine Begleiter zutrifft. Die haben einen mächtigen Kater von der durchzechten Nacht. Wir Jungs haben noch eine Entscheidung zu treffen. Dulden wir die Mädels noch länger bei uns?
Wir kommen schnell darin überein, dass die Zeit mit den beiden bisher sehr lustig und unkompliziert war und wir sie sicher noch gerne etwas länger aushalten. Beim Frühstück teilen wir ihnen die Entscheidung mit, worüber sie sich natürlich sehr freuen.
Wir fahren wieder etwas nördlicher, um auf einer bemerkenswert gut ausgebauten Straße in die Stadt Gjirokaster zu kommen. Zwischendurch gibt es wieder atemberaubende Landschaft zu sehen, da wir einer Schlucht und einem Gebirgsfluss folgen, über den viele spannende Brücken führen.
Wir finden endlich auch eine Werkstatt, die sich unsere Reifen und den dazugehörigen Sensor anschauen kann, da seit dem ersten Tag die Kontrollleuchte für Reifendruck aufleuchtet Interessanterweise stellen wir fest, dass wir sogar zu viel Druck auf den Reifen haben.
Durch die Korrektur zeigt sich die Leuchte aber nicht dazu bewogen ihre Tätigkeit einzustellen. Der Werkstattmann kann uns nicht helfen. Dafür bemerken wir jetzt schöne große Risse in drei unserer Reifen. Also haben wir nun ein Teil am Unterboden, das über den Asphalt kratzt, einen defekten Reifendrucksensor und drei angerissene Reifen. Läuft!
Wir haben viel Zeit, denn auf der Straße kommen wir ungewohnt schnell voran. So beschließen auf dem Weg nach Gjirokastër in der Stadt Tepelenë halt zu machen. Der Reiseführer verspricht dort eine schöne Festung.
Die Stadt entpuppt sich als Hochburg der Deutschen Telekom, denn die Hauptmeile ist beflaggt mit magentafarbener 4G Propaganda und in der ganzen Stadt gibt es freies W-Lan, gesponsert und erreichbar ohne Anmeldung oder anderer üblicher Fallen von der Telekom.
Es gibt die üblichen Geschäfte. Wie in Tirana auch ist bemerkenswert, welche ausgefallenen und tief ausgeschnittenen Kleider in vielen Geschäften Städte dieses muslimischen Landes zur Schau geboten werden.
Allein bei der Vorstellung daran, wie diese Kleider an dazu wohl gebauten Körpern anliegen sorgt bei Männern für angenehme Konzentrationsschwierigkeiten. Abends kann man diese Kleider in den Städten in Aktion sehen.
Die Festung ist eine Enttäuschung; es gibt nur eine Mauer und ein Tor, dahinter haben Menschen mittlerweile ihre eigenen Häuser gebaut. Eine Tafel erinnerte an Lord Byron, der im 18. Jahrhundert auf seinen Reisen hier vorbei kam und den Seinen in England lange Berichte von seinen Reisen schickte, die heute berühmt sind.
Von einem Moment auf den anderen landen wir auf einer privaten Hochzeitsfeier und werden dazu eingeladen, abends als Gäste dazuzukommen. Wir sagen zu und nutzen die Zeit bis zum Abend, um das nahegelegende Gjirokastër zu besuchen.
Eine weitere schöne Strecke legen wir zurück, um in die Stadt der Freiheitskämpfer und Poeten zu kommen, die schönste Stadt Albaniens, wie es heißt.
Die Stadt Gjirokastër ist tatsächlich so fantastisch, wie ich es gehört habe. Da wir zur Dämmerung eintreffen ist die mittelalterliche Altstadt in warmes, goldenes Licht gehüllt. Das Auto stellen wir in einer der unzähligen kleinen Gässchen ab und erkunden in vielen Höhenmetern die in den Bergen errichtete Stadt.
Für die Albaner hat die Stadt große historische Bedeutung, da hier der Freiheitskämpfer Cerciz Topulli und der Schriftsteller Ismail Kadare zur Welt kamen und lebten. Ansonsten gilt es einfach als die schönste Stadt Albaniens (mit Berat). Die Häuser sind in altem Stil weiß gekalkt, haben flache Dächer aus dunkelbraunen Ziegeln und sind extrem verwinkelt.
Wir steigen zur Festung hinauf und genießen den Blick über die goldgetränkte Stadt.