Tagebuch Eintrag
Von der Hafenstadt Larnaka am östlichen Ende des griechischen Teils Zyperns fahre ich mit dem Intercity Bus an das westliche Ende der Insel. Es gibt einen kurzen Stopp in Limassol, das von den Einheimischen wegen dem hohen Anteil russischer Bewohner auch schon „Limassolgrad“ nennen, bis es weiter zu der Stadt Paphos geht. Dort warten Zsolt und Jacky auf mich. Das Paar kenne ich aus Freiburg. Im Jahr 2022 haben sie ihre Koffer gepackt und sind nach Zypern ausgewandert.
Die Stadt Paphos gefiel ihnen am besten, darum blieben sie dort und mieteten sich ein Haus. Dort bringt Zsolt mich hin, als er mich bei Sonnenuntergang vom Busbahnhof abholt.
Ich brauche 2,5 Stunden von einem Ende der Insel bis zum anderen
Im Haus angekommen geht auch gleich die Post ab. Eine Poolparty steigt, zu der meine Gastgeber gleich alle anderen Auswanderer eingeladen haben, die sie schon kennen. Ich bin der Exot der Veranstaltung, der nur zu „Besuch“ auf der Insel ist.
Wir spielen Brettspiele und amüsieren uns im Pool. Die meisten Gäste sind Deutsche, aber dabei sind auch Spanier und Russen.
Auswandern nach Zypern
Zypern ist sehr beliebt unter Auswanderern. Die Europäer kommen nach Zypern, um Steuern zu sparen. 12% muss man zahlen, und selbst die lassen sich mit ein paar Tricks noch weiter runterdrücken. Die Lebenskosten sind vergleichsweise günstig und eine Insel im Mittelmeer ist auch nicht die hässlichste Umgebung zum Leben.
Für Menschen außerhalb Europas ist Zypern attraktiv, da man sich mit läppischen 2 Millionen Euro eine Staatsbürgerschaft in der Europäischen Union erwerben kann. Gerade bei Russen und Chinesen ist das sehr begehrt.
Must eat: Meze
Meine Freunde zeigen mir auch die lokale Küche. Beliebt ist „Meze“. Dabei bekommt man so lange kleine Tapas auf den Tisch gestellt, bis man um Gnade bettelt. Vorspeisen, Salate, Fleischspeisen, eingelegtes Gemüse, Saucen, Garnelen und Würste gehören zum Spektrum dazu.
Einige Restaurants bieten auch reine Fisch-Meze an, die sich dann auf Fisch und Meeresfrüchte konzentrieren. Gerade mit anderen ist das die beste Art sich auf unterhaltsame Art einmal durch einen großen Teil der zypriotischen Küche zu probieren. Ein lokaler Rotwein passt dazu sehr gut.
Zsolt stellt mir seine kleine 125er Honda zur Verfügung, damit ich die Stadt und später auch mehr von der Insel auf eigene Faust erkunden kann. Direkt am ersten Tag beobachte ich einen Unfall, in dem ein Laster gleich zwei Autos zusammenquetscht. Außer einem Blechschaden passiert nichts, aber ich bereite mich darauf vor in dem Land noch einmal mehr vorsichtig zu fahren. Der ungewohnte Linksverkehr ist dabei nicht hilfreich.
Zuerst nehme ich mir mit dem Motorrad den Teil der Innenstadt vor, an dem ich mit dem Intercity Bus ankam. Dort finden sich die gut erhaltenen Überreste eines Türkischen Bades.
Leider scheint es niemanden zu interessieren, das Gemäuer wirklich sauber zu halten. Innen drin sammelt sich der Müll von Jugendlichen, die sich dort scheinbar oft amüsieren.
Die Freiheit, mit dem Motorrad über eine Mittelmeer-Insel zu fahren:
Hell Yeah!
ToDo’s in Paphos
- Besuch der Innenstadt (gratis)
- Besuch der Hafenpromenade (gratis)
- Besuch der Königsgräber von Nea Paphos (2,50€)
- Besuch der Ruinen der Stadt von Nea Paphos (UNESCO) (4,50€)
- Ein Badeausflug zur Coral Bay (Mietwagen oder Tour)
- Ein Wanderausflug zur Avakas-Schlucht (Mietwagen oder Tour)
- Ein Ausflug zum Kloster des Heiligen Neophytos (Mietwagen oder Tour)
- Besuch des Wracks der Edro (Mietwagen oder Tour)
- Besuch der Kalksteinfelsen der Sea Caves (Mietwagen oder Tour)
- Besuch des Aphroditefelsen (Mietwagen oder Tour)
Die Umgebung der Innenstadt hat auch viel zu bieten: moderne Straßencafés, Restaurant, Weinbars, Kunsthandwerk und Souvenirläden reihen sich hier dicht aneinander. Es ist extrem sauber und voller Touristen.
Ich fahre mit der Maschine etwas durch die Innenstadt, aber der Verkehr in den schmalen Straßen ist unerträglich dicht. Immerhin kann ich mich gut vorbeischlängeln.
Das große Highlight für Leute mit einem Fetisch für alte Steine ist das große Gelände von Nea Paphos, das Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Die Ruinen der alten Stadt liegen auf einer Halbinsel im Süden der Stadt. Auch die Hafenpromenade mit all seinen Läden ist einen Besuch wert. Dementsprechend stapeln sich hier die Reisebusse.
Man kann über Treppen auch ins Meer kommen, um dort zu schwimmen. Privatsphäre hat man aber nicht. Für mehr Strandgefühl muss man zur Coral Bay.
Der Hafen ist schön und bietet viele Restaurants. Ein altes Kastel lässt sich dort auch besichtigen, aber dort gibt es nichts zu sehen.
Nicht einmal die Aussicht lohnt sich. Immerhin kam ich umsonst rein, obwohl es innendrin ein Kassenhäuschen gibt. Der Beamte dort drin interessiert sich aber wenig für potentielle Kunden und beschäftigt sich mit seinem Smartphone, während jeder an ihm vorbei marschiert.
Die meisten Highlights sind sehr günstig oder sogar kostenlos
Der Eintritt zur dem riesigen Gelände von Nea Paphos ist schon lachhaft günstig, wenn man es mit anderen Kulturgütern Europas vergleicht. Für gerade einmal 4,50€ komme ich auf das Gelände, auf dem ich einen ganzen Tag verbringen könnte, wenn ich jede Säule und jedes Mosaik sehen wollte. Sogar die Touristengruppen aus den Reisebussen verlaufen sich hier in der Weite, sodass ich meine Ruhe in der Hitze des Tages habe.
Die Ruinen der Stadt sind nicht mehr gut zu erkennen. Einzelne Fundamente und Säulen stehen noch, das war es aber auch schon. Das Besondere sind die Mosaike, die früher die Böden der Wohnzimmer der reichen griechischen Bewohner geziert haben und nach wie vor farbenfroh Szenen aus der griechischen Mythologie oder der Natur zeigen.
Die Ruinen von Nea Paphos
ChatGPTDie Geschichte von Nea Paphos reicht bis ins 4. Jahrhundert v. Chr. zurück, als es als Hauptstadt des Königreichs Paphos diente. Es wurde im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Zivilisationen geprägt, darunter die Römer und Byzantiner. Die Stadt blühte während der hellenistischen und römischen Zeit auf und war ein wichtiges politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum.
Die Ruinen von Nea Paphos bieten eine beeindruckende Vielfalt an archäologischen Stätten. Eines der bemerkenswertesten Merkmale ist das Römische Haus der Dionysos, dessen Mosaiken eine außergewöhnliche künstlerische Qualität aufweisen. Die Darstellungen reichen von mythologischen Szenen bis hin zu Porträts der römischen Götter. Das Römische Haus des Theseus und das Haus des Orpheus sind weitere bemerkenswerte Beispiele für gut erhaltene Villen mit kunstvollen Mosaiken.
Das Odeon von Nea Paphos, ein römisches Amphitheater, ist ein weiterer beeindruckender Ort. Es wurde für musikalische und theatralische Aufführungen genutzt und bietet heute noch eine faszinierende Kulisse für Veranstaltungen. Das antike Theater, das sich in der Nähe befindet, war einst ein wichtiger Ort für römische Unterhaltung und kann immer noch bewundert werden.
Neben den privaten Villen und Theatern gibt es auch öffentliche Bauten wie das Agora-Gebäude und die Saranda Kolones, eine beeindruckende Festung, die einst die Hafeneinfahrt bewachte. Es lohnt sich auch, den Königsgräbern einen Besuch abzustatten, die monumentale Grabstätten aus der hellenistischen Zeit sind.
Das Gelände ist nicht nur geprägt von Ruinen, sondern ist gleichzeitig Naturschutzgebiet für seltene Tier- und Pflanzenarten. Hinweistafeln weisen auf die Blumen und Gräser sowie auch Vögel und Reptilien hin. Einige große Agamen laufen mir auch beinahe über die Füße.
Auf dem Gelände befindet sich auch ein großer pittoresker Leuchtturm. In seinem Schatten kann man sich etwas ausruhen. Mit etwas Abenteuerlust kann man kreuz und quer marschieren und selbst zwischen den Büschen schauen, ob man spannende antike Überbleibsel findet.
Es gibt wirklich viel zu entdecken. Ohne irgendwelche Hinweisschilder stolpere ich in große Höhlen, in denen früher auch Menschen gelebt haben. Russ zeugt von Feuerstellen. Der Kalkstein ließ sich einfach bearbeiten.
Wie in einem Labyrinth finde ich Durchgänge, Treppen nach oben oder unten, Mauern und Öffnungen. Aber ich finde keine Erklärung, was das eigentlich ist. Sehr eigenartig.
Ich bleibe vier Tage bei meinen Freunden in Paphos und erkunde mit ihnen zusammen die Küche des Landes. Alleine mache ich mich mit dem Motorrad auf den Weg zu dem Kloster des Heiligen Neophytos und in das Troodos-Gebirge, bereise die Westküste und marschiere durch die Avakas-Schlucht.
Von Paphos breche ich wieder mit einem Intercity Bus zur nächsten Stadt auf. Natürlich muss ich auch Nikosia kennenlernen, die geteilte Hauptstadt von Zypern.
Intercity Busse
In jeder Stadt gibt es einen Bus Stopp, von dem regelmäßig Busse zu den anderen Städten abfahren. Von Larnaka nach Paphos gibt es (Stand 2023) drei Verbindungen morgens und drei Verbindungen nachmittags. Der Preis beträgt gerade einmal 7 Euro. Es gibt auch private Unternehmen, welche die Fahrt anbieten, aber viel teurer sind.
Vor Ort kann man seine Fahrt direkt beim Busfahrer bezahlen und in meiner Erfahrung auch nicht fürchten, keinen Platz mehr zu bekommen.
Alle Wege führen nach Nikosia. In die Hauptstadt und von ihr weg gehen die meisten Verbindungen, teilweise im 15-Minuten-Takt.