Tagebuch Eintrag
Zwischen Tepelenë und Gjirokastër kommen wir an einem Ort direkt an der Straße vorbei, an dem die Hölle los ist. An vielen Stellen in Albanien kann man frisches Wasser zapfen, so auch hier. Dazu gesellen sich auch viele Händler, welche die Gelegenheit nutzen, um den haltenden Leuten gleich auch noch klarzumachen, dass ihnen auch Honig, Nüsse und Früchte fehlen. Außerdem kann man auch gleich einen Kaffee trinken, wenn man schonmal da ist… Wir kaufen tatsächlich einige Trauben und Nektarinen, die in diesem Land unvergleichlich gut schmecken, und machten uns dann schnell wieder auf den Weg.
Wir erreichen kurz danach die sogenannten Blue Eyes. Das sind eigentlich unglaublich schöne blaue Seen inmitten des Gebirges, doch jetzt ist hier extrem viel los. Jede Schlange und jeden Stau ignorierend zwängen sich Albaner, aber auch vor allem Italiener, an wartenden Autos vorbei und erzeugen ein Verkehrschaos.
Darauf habe ich keine Lust, wende den Wagen und lasse die blauen Augen unbesichtigt zur Schonung unserer Nerven hinter uns zurück.
Beruhigender ist der Besuch einer uralten Kirche auf dem Weg. Natürlich, niemand interessiert sich für uralte Kirchen. Die Kirche stammt noch aus byzantinischer Zeit, wie einige Reliefs bezeugen.
Nur wenn an einem heißen Sommertag irgendwo ein Wasserloch zur Verfügung steht rennen alle dorthin. Das ist in Deutschland auch nicht anders. Zumindest machen wir vorher noch einen Stopp für den mittlerweile obligatorischen Mittags-Salat. In der Regel natürlich mit Pommes! Nur Uwe ist von dem Salat nicht angetan, da er Tomaten hasst.
Nach wie vor versuchen wir vergeblich unser Auto geschlossen zu bekommen. Neben dem aufgerissenen Unterboden, dem defekten Reifendrucksensor und den aufgeschlitzten Reifen ist nun auch die Schließfunktion des Wagens kaputt.
Als nächstes machten wir halt an der Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Antigonea. Diese stammt aus der Zeit der Illyrer und wurde von dem berühmten König Pyrrhos, dem Siege nicht besonders gut tun, etwa 300 v. Chr. gegründet. Etwa 400 Jahre später haben die Römer die Stadt gleich wieder kaputtgemacht.
Die Geisterstadt ist gesäumt von neuzeitlichen, aber ebenfalls verrottenden, Bunkern. Die Balkankriege haben in Albanien tiefe Wunden hinterlassen und augenscheinlich auch in diesem Land eine Landschaft voller kleiner Bunker, in denen sich jeder verschanzen konnte, der gerade jemand anderen bekriegen musste. In einer höllischen Hitze klettern wir auf den Trümmern herum.
Wir kommen durch Saranda, einer Ferienmetropole am Meer. Auch dieser Ort bietet Wasser und lockt daher Massen an Menschen an. Wir lassen den Ort direkt hinter uns. War das noch schön, als wir diesen einsamen Wasserfall im Gebirge besucht haben.
Es folgt ein Ort namens Ksamil, der nur ein bisschen weniger touristisch ist. Rechts von uns sehen wir nicht nur das weite Mittelmeer, sondern auch die große griechische Insel Korfu.
Unser Ziel lautet Butrint. Heute eine Ruine, war dies früher eine wichtige Stadt der Römer, welche bis ins Mittelalter genutzt wurde, bis es zerfiel. Auch diese Stadt wurde wie Antigonea von den Illyrern gegründet, allerdings noch einige Jahrhunderte früher.
Noch immer ragen die Säulen antiker Tempel aufrecht zwischen den Pinien empor, Mosaike am Boden sind immer noch Zeitzeugen des Alltags und ein Amphitheater ist noch soweit intakt, dass Schauspieler dort ohne Weiteres vor Publikum auftreten könnten. Lediglich Frösche geben uns heute eine Darbietung.
Der Ort ist sehr faszinierend, doch auch hier nagt die Hitze an uns.
Das Meer und die nahen Feuchtgebiete lassen das Klima unerträglich schwül werden. Die Grenze zu Griechenland war hier extrem nahe. Doch es gibt keine geeignete Unterkunft in der Nähe und unsere naive Idee einfach irgendwo am Strand zu übernachten erledigt sich dadurch, dass das Land in dieser Gegend über einen Sumpf ins Meer übergeht. Wir müssen zurück nach Ksamil.
Erst in Ksamil finden wir dafür durch Herumfragen eine komplette Wohnung für uns alle zum Spottpreis.
Uwe und ich kochen für alle Spaghetti Alio i Olio und wir genießen den Abend auf unserer Veranda.