Tagebuch Eintrag
Nach ein paar Tagen verlassen wir wieder Campo Grande. Wir machen einen Abstecher nach Norden, da ich Berichte gelesen habe von einer Straße, an der man viele Ameisenbären sehen können soll. Das wollen wir sehen. Der erste Halt heißt Rio Verde de Mato Grosso und von dort führt eine Piste durch das Niemandsland nach Süden nach Aquidauana. Auf dem Weg nach Rio Verde do Mato Grosso stellen wir fest, dass die Wohneinheit keinen Strom hat.
Nach etwas Zeit finde ich ein Kabel, das sehr seltsam zusammengesetzt ist und daher keinen Strom durchlässt. Das erklärt den anfänglichen Wackelkontakt. Während wir unseren Halt machen nutzen wir auch den Moment zum Mittagessen. Die Damen im Restaurant sind sehr von Leon angetan. Ich drücke ihnen das Kind in die Hand und wir können ungestört essen. Leon ist so fasziniert, dass er uns gar nicht vermisst.
Wir erreichen einen schönen Camping Platz nahe einem Fluss, der warm und klar ist. Auf dem Platz ist außer uns kein Besucher. Bei der Auswahl des Stellplatzes reiße ich im Rückwärtsgang einen Strommast mit um. Das wird teuer, aber der Besitzer nimmt es sehr gelassen und hat schnell ein paar Freunde und Säcke Zement organisiert.
Der Sternenhimmel ist wieder außerordentlich. Die Milchstraße füllt den Himmel. Wir können viele Tiere sehen: Blaue Aras fliegen über uns hinweg, Frösche geben ihr Konzert, große Vögel auf langen Füßen schreiten wie kleine Raubsaurier durch das Gebüsch, Gottesanbeterinnen lauern über dem Toilettenspiegel, Kolibris schwirren von Blüte zu Blüte, Stabschrecken lassen sich mit Mühe an Bäumen finden und in der Nacht turnt ein Affe auf dem Dach unseres Autos.
Leon bekommt Fieber, will nicht essen und braucht lange zum Schlafen. Wie immer können Sara und ich nicht gemeinsam essen. Trotzdem verspricht der nächste Tag entspannt zu sein. Wir gönnen uns das Frühstück mit Melone und Kuchen sowie Kaffee. Dann gehen wir mit Leon am Wasserfall am Fluss planschen. So viel Wasser hat er nun vor sich, trotzdem weint er als er sieht, wie ich ins Wasser springe und dort ohne ihn schwimme.
Wir bleiben ein paar Tage in der Anlage und sind die einzigen Gäste. Wir tauschen uns mit dem Besitzer und seiner Familie aus, dann wird es Zeit, die Reise fortzusetzen. Das nächste Ziel ist der Weg nach Aquidauana und der Suche nach den Ameisenbären.