🇬🇪 Kachetien – Vom Kleinen und vom Großen Kaukasus



Tagebuch Eintrag

Wir nehmen am nächsten Tag in aller Frühe unser Auto in Empfang. Lustigerweise hat der Bote das Auto bereits in der Mulde eines Parkplatzes festgefahren, sodass wir auch umgehend die Funktionalität des Vierradantriebes testen können! Jonas kommt ebenfalls pünktlich mit seinem Trekking Rucksack bei uns angeschlendert, sodass wir ins nächste Abenteuer aufbrechen können.

Uli hat sich als erste Route eine Straße in ein Tal in Tuschetien ausgesucht, einer an Tschetschenien grenzenden Provinz im Osten Georgiens. Von der BBC wurde die Straße vor wenigen Jahren in die Top 10 der gefährlichsten Straßen der Welt aufgenommen. Da wir gerade hervorragendes Wetter haben wollen wir auf Nummer sicher gehen und das nutzen. Danach kann es offenbar nicht mehr schlimmer werden.

Wir verlassen den verrückten Verkehr der Hauptstadt und kommen schnell auf die Landstraßen, die von weiten Weinbergen gesäumt werden.

Angeblich wurde in diesem Land der erste Wein hergestellt – wie Ausgrabungen mit Funden mit einem Alter von mehr als 6000 Jahren belegen sollen. Damals vergrub man den fermentierenden Traubensaft in Tontöpfen in der Erde. Wegen dem gepriesenen Geschmack wird diese traditionelle Herstellung noch von einigen Winzern in Georgien verwendet – was allerdings auch eine Verdreifachung des üblichen Preises nach sich zieht.

Wir beobachten kritisch, dass die Kontrollleuchte des Motors unseres Wagens erscheint, während wir uns durch die Ausläufer des Kaukasus winden und diesen in all seiner Macht am Horizont erahnen können. In einer Höhe, in der man aus der Entfernung als Laie Wolken, Flugzeuge Raumstationen vermuten würde zeigte sich eine Kontur, die sich bei genauerem Hinsehen als Bergkette herausstellt.

Wie im kaukasischen Teil Russlands sehen wir auch hier viele Bienenlaster am Straßenrand und noch mehr dazugehörigen Verkäufern – vorwiegend Senioren – die kleine Läden mit Stapeln aus Gläsern mit und ohne Waben – hüteten.



Jonas erzählt uns auf seiner Fahrt, dass er nach seinem Bachelor für ein paar Monate aufgebrochen war mit leichtem Gepäck und ohne Kamera, um per Anhalter die Stan-Länder kennenzulernen.

Auf dem Weg hatte er sich durch die lange Zeit mit den Lastwagenfahrern russisch selbst beigebracht.



Wir erspähen die Ruine einer Burg und steuern darauf zu. Viel ist von dem Gemäuer der Ujarma Festung nicht mehr übrig, was die Georgier jedoch nicht davon abhält umgerechnet stolze drei Euro Eintritt zu verlangen.
Es gibt nicht mehr viel zu sehen, aber eine alte Kapelle, welche – wie jeder christliche Bau Georgiens – dem heiligen drachentötenden Namensgeber des Landes gewidmet ist.

Zahlreiche Ikonen stellen den Ritter dar und die rustikalen  Natursteinwände der höhlenartigen Kammer sind von den in den Jahrhunderten genutzten Kerzen, Lampen oder Fackeln rußschwarz gefärbt.





Man hat von diesem exponierten Punkt jedoch einen unglaublichen Ausblick auf die umliegenden Berge, Wälder und einen kleinen Fluss, der nach meinem Kayak schreit. Die Blätter der Bäume sind größtenteils schon gelb und rot gefärbt, wodurch das Land tiefherbstlich aussieht. Im Kontrast dazu ist es jedoch herrlich warm.

Während man in Deutschland nur kurz den goldenen Oktober genießen kann und sich vor der tückischen Kälte nach Sonnenuntergang in Acht nehmen muss können wir das Phänomen sorglos genießen – selbst die Nacht bleibt warm.



Wir kommen an vielen orthodoxen Kirchen und Klöstern, wie zum Beispiel Ikalto und Dzveli, vorbei, die sich alle jedoch kaum voneinander unterscheiden.

Für Frauen sieht man am Eingang fast aller Kirchen oder Kapellen einen Träger für Kopftücher. Diese müssen sie beim dem Betreten der sakralen Räume tragen.




Wir bemerken, wie blau der Himmel hier ist. Nicht nur, weil es keine Wolken hat. Es gibt vor allem keine Flugzeuge. Unser Blick ist schon so sehr an Kondenzstreifen gewöhnt, dass uns deren Fehlen sofort auffällt. Ein gefundenes Argument für jeden Chemtrail-Verschwörungstheoretiker.
Über Steine huschen dafür Agamen, die wir nur aus dem Terristik-Fachgeschäft kennen.

In kleinen Läden finden wir die herrlichen Käsefladenbrote, die wir im kaukasischen Russland bereits liebten. In Georgien nennt man diese Khachapuri und sindüberall erhältlich.



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