Tagebuch Eintrag

Wir sind immer noch traumatisiert von unserem Erlebnis an dem Ort des frisch zerstörten Regenwaldes. Die ganze Strecke bis Trinidad gibt es Brände. Das Licht ist gelb und die Luft kratzt. Es ist trocken und der Ruß verklebt uns die Nasen. Es ist uns unerklärlich, wie gelassen die Leute das hinnehmen.

Diese Situation herrscht nun seit Tagen, mindestens. Abgesehen davon, dass man den Wald illegal abbrennt ist es auch die Heimat, die irgendwo in Flammen steht, und die Gesundheit der eigenen Kinder, die damit extrem gefährdet wird.

Die Heimat der Menschen steht in Flammen, aber niemand regt sich auf.



Wir erreichen die Stadt und orientieren uns erstmal nach dem Plaza Principal bzw. Plaza de Armas, den es in jeder Stadt gibt. Leon braucht dringend Mittagessen, da kennt Sara keinen Aufschub.

Wir finden auch ein gutes Restaurant am Hauptplatz und eine Familie Mennoniten sitzt stumm am Nebentisch. Ansonsten sind wir die Einzigen.



Auf dem Plaza Principal sehen wir den Rest von einem Festival. Gruppen treten in den fantastischsten Kostümen auf und zeigen traditionelle Tänze in fest einstudierter Choreografie. Eine Gruppe ist gekleidet wie Cowboys mit Damen, die aus der Oper „Carmen“ stammen könnten. Andere Gruppen haben Kostüme, die von Stämmen aus dem Amazonasgebiet stammen könnten – oder eben daran angelehnt sind. Die Gruppen tanzen mit der Kathedrale im Hintergrund und bieten ein beeindruckendes Bild. Dieses Bild wird nur getrübt von dem Rauch, der auch die Luft in der Stadt und meine Fotos gelb färbt.

Truppen von Polizei und der Feuerwehr begleiten das Festival. Eine Polizeikapelle spielt ein Ständchen extra für Leon! Das ist wirklich sehr freundlich. Die Polizei ist hier zwar korrupt wie sonst nirgendwo, aber hier haben die Beamten Humor. Leider aber kein Talent für Musik, denn es quietscht sehr schräg. Wir denken uns, dass die Polizisten und vor allem die Feuerwehrleute besser dort draußen gegen die Brände und ihre Verursacher vorgehen sollten, als hier eine Party zu feiern. Unfassbar!






Es gibt noch ein paar Besorgungen zu machen. Im „Supermarkt„, der nichts Größeres ist, als ein besserer Krämerladen (aber laut Google der größte „Supermarkt“ der Stadt), decken wir uns mit Lebensmitteln für die nächsten Tage ein und holen Geld vom Automaten. Dort laufen mir wieder die Mennoniten über die Füße, deren Gesichter noch immer so aussehen, als wäre der Tag des Jüngsten Gerichts gestern gewesen und die Jury wurde von Mitgliedern der LGBQT-Gemeinschaft zusammengesetzt.

Mit allem Nötigen verlassen wir Trinidad und fahren weiter in den Busch in Richtung Chuchini, einem Ökoreservat mitten im Dschungel



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