Tagebuch Eintrag
Endlich mal wieder eine Reise alleine. Es ist zwar nur ein Ausflug von wenige Tagen, um meine Freunde in Paphos zu besuchen, aber ich versuche aus diesen Tagen möglichst viel herauszubekommen.
Flüge von Deutschland nach Zypern gibt es gar nicht so viele. Zumindest nicht direkt. Und wenn, dann nur nach Larnaka, eine Stadt am anderen Ende der Insel. Macht nichts, so habe ich Gelegenheit, mir auch diese Stadt anzusehen.
Es gibt im griechischen Teil der Insel drei internationale Flughäfen, nämlich Larnaka, Paphos und Nikosia. Zwischen den Städten gibt es ganz gute Fernbusverbindungen.
Wie in guten alten Zeiten mache ich mir wenig aus einer luxuriösen Unterkunft und übernachte stattdessen in einem klassischen Backpacker Hostel. Das „Past or Tail“ verspricht keine Wunder, aber ein einfaches Bett im Meerbettzimmer, eine aufgeräumte Küche mit Tee und bei geringen Kosten eine gute Lage inmitten der Altstadt.
Einmal wieder jung und Backpacker sein
Ich erreiche nachts um 23 Uhr den Flughafen in Larnaka und ein Bus setzt mich in der Altstadt ab. Bis ins Hostel ist es nicht weit. Während es in Deutschland in diesem Mai immer och regnet und kalt ist spüre ich hier direkt die mediterrane Wärme. Ich checke ein und verschwinde gleich unter der dünnen Decke meiner Koje.
Die Nacht war in Ordnung, niemand hat geschnarcht oder versucht meine Sachen zu stehlen.
Nur ein anderer Gast hat nachts die Klimaanlage auf Modus Grönland gestellt, sodass ich etwas vor Kälte mit den Zähnen klappere, als ich um 7 Uhr morgens aufwache. Zwanzig Minuten später habe ich meine Zähne geputzt, Tee getrunken und stehe bereit für den Tag mit meiner Kamera bewaffnet vor der Tür des Hostels.
Ich brauche keinen besonderen Plan. Die Stadt ist nicht besonders groß und es gibt nicht so bedeutend viel zu sehen. Ich wende mich in die Richtung, die nach Altstadt ausschaut. Ein Kirchturm ragt besonders heraus, also gehe ich in die Richtung. Noch ist die Stadt sehr verschlafen. Ich sehe kaum Menschen. Die ersten Cafés machen erst auf.
Ich setze mich erst einmal in eines dieser leeren Cafés und trinke einen zypriotischen Kaffee und esse ein Halloumi-Sandwich. Der Kaffee sieht aus und schmeckt wie türkischer Kaffee, auch ich vermute, dass ich für diese Äußerung hier gesteinigt werden könnte. Überall sehe ich griechische Fahnen hängen. Keine Zypriotischen.
Zypern-Konflikt
ChatGPTDie Ursprünge dieses Konflikts reichen zurück bis in die Zeit des späten 19. Jahrhunderts, als Zypern unter britische Kolonialherrschaft geriet. Die griechische und türkische Bevölkerung auf der Insel hatten unterschiedliche Visionen für die Zukunft Zyperns, was zu wachsenden Spannungen führte.
Nachdem Zypern 1960 die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte, wurde eine Verfassung eingeführt, die eine machtteilende Regierung zwischen den griechischen und türkischen Gemeinschaften vorsah. Allerdings erwies sich dieses System als instabil und die Beziehungen zwischen den beiden Gemeinschaften verschlechterten sich zunehmend. Im Jahr 1974 führte ein griechisch-zypriotischer Staatsstreich, der von der Militärjunta in Griechenland unterstützt wurde, zur türkischen Invasion Zyperns. Als Reaktion darauf spaltete sich die Insel in einen griechisch-zypriotischen Süden und einen türkisch-zypriotischen Norden.
Trotz zahlreicher Friedensbemühungen und Vermittlungsversuche konnte bisher keine endgültige Lösung für den Konflikt gefunden werden.
Die Vereinten Nationen haben seit den 1960er Jahren verschiedene Friedensmissionen auf der Insel durchgeführt, darunter die United Nations Peacekeeping Force in Cyprus (UNFICYP), um die Spannungen zu überwachen und einen Dialog zwischen den Parteien zu fördern.
Der Zypern-Konflikt hat schwerwiegende Auswirkungen auf das tägliche Leben der Menschen auf der Insel. Es gibt nach wie vor eine Spaltung zwischen den beiden Gemeinschaften, die von politischer Trennung, ethnischen Vorurteilen und territorialen Streitigkeiten geprägt ist. Es besteht auch die Frage nach Eigentumsrechten und der Rückkehr von Flüchtlingen. Der Konflikt hat die wirtschaftliche Entwicklung und das Zusammenleben auf Zypern stark beeinflusst.
Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung des Konflikts. Die jüngsten Bemühungen zur Wiederbelebung der Verhandlungen zwischen den Führern der beiden Gemeinschaften haben einen gewissen Fortschritt gezeigt. (Stand 2023)
Der Kirchturm stellt sich gleich als Teil der Lazarus-Kirche heraus, dem bedeutendsten Bauwerk der Stadt. Nachdem Lazarus von Jesus einmal wieder zum Leben erweckt wurde scheint er dann doch irgendwann gestorben zu sein und es heißt, dass er dann hier bestattet wurde. Der Eintritt in die Kirche ist gratis und der Besuch der Krypta ebenfalls. Dafür sieht man allerdings nur leere Sarkophage. Wo denn nun wirklich die Knochen von Lazarus liegen sollen ist mir ein Rätsel.
Lazarus-Kirche
ChatGPTDie Kirche wurde im 9. Jahrhundert erbaut und ist dem biblischen Lazarus gewidmet, der gemäß dem Neuen Testament von Jesus Christus von den Toten auferweckt wurde. Sie ist ein wichtiges Pilgerziel für Gläubige und Touristen gleichermaßen.
Die Lazarus-Kirche beeindruckt mit ihrer eindrucksvollen byzantinischen Architektur. Sie verfügt über eine beeindruckende Kuppel und eine reich verzierte Fassade. Im Inneren der Kirche sind wunderschöne Fresken, Ikonen und Mosaiken zu bewundern, die biblische Geschichten und religiöse Szenen darstellen.
Ein besonderes Merkmal der Lazarus-Kirche ist das Grab des heiligen Lazarus, das sich unter der Kirche befindet.
Es wird angenommen, dass seine Überreste dort bis heute ruhen. Das Grab ist ein Ort intensiver spiritueller Verehrung und zieht viele Gläubige an, die um Segen und Heilung bitten.
Die Lazarus-Kirche hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Restaurierungs- und Erweiterungsarbeiten erlebt, um ihren architektonischen und religiösen Wert zu erhalten. Sie ist ein lebendiges Zeugnis für die reiche religiöse Geschichte Zyperns und eine wichtige Stätte des Glaubens und der Spiritualität. Besucher können die ruhige Atmosphäre der Kirche erleben und in die Vergangenheit eintauchen, während sie die Schönheit und Bedeutung dieses historischen Ortes erkunden.
Das Grab sieht leer aus – vielleicht wurde Lazarus schon wieder zum Leben erweckt und trinkt gerade einen zypriotischen Kaffee…
Mehr Menschen tummeln sich in den Straßen und erste Schulklassen werden in die Kirche gezwungen. Ein Geruch vom Moder der Krypta paart sich mit dem Duft von Kaffee und Sonnencreme. So riecht Zypern, bleibt in meinem Kopf hängen.
Zumindest befindet sich Zypern schon seit 2004 in der Europäischen Union und man zahlt mit dem Euro.
Ich höre sehr viel britisches Englisch auf den Straßen. Zypern war lange Zeit britische Kolonie und noch heute befindet sich auf der Insel eine gewaltige RAF-Basis.
Der Verkehr läuft auf der linken Seite und auch die Steckdosen entsprechen dem Standard aus dem Vereinten Königreich.
Ich habe natürlich nicht an einen Adapter gedacht. Meine Powerbank rettet mich.
Kein Wunder, dass sich britische Touristen hier so wohl fühlen. Es ist praktisch wie ihre eigene Insel, nur mit Sonne.
Der Duft von Kaffee und Sonnencreme…
ToDo’s in Larnaka
- Durch die Altstadt spazieren (gratis)
- Besuch der Lazarus-Kirche und Krypta (gratis)
- Baden am Finikoudes oder Mackenzie Strand (gratis)
- Besuch der Festung von Larnaka mit ihrem Museum (2,50€)
- Besuch des Salzsees, an dem man manchmal Flamingos sehen kann (gratis)
- Das Kunstwerk „Escaping People“ besuchen (gratis)
- Zypriotisches Essen genießen – es ist sehr gut! (€€)
Mittags wird es sehr heiß und es bläst ein starker Wind. Nach dem kleinen Teil der Altstadt folgen die typischen weißen Betonwürfel, für die es am Mittelmeer anscheinend nur einen einzigen Architekten gibt. Auch in Antalya konnte ich schon diese schicken Beispiele einfachster Geometrie vollendet mit alten Klimaanlagen bewundern.
Wenige Meter von der Kirche des auferstandenen und wieder gestorbenen Lazarus bin ich auch schon an der Promenade und dem Strand von Finikoudes.
Liegestühle und Sonnenschirme stehen dort für alle Badebegeisterten bereit. Das Wasser an dem Sandstrand ist unglaublich flach und ich sehe Leute weit weg noch bis zur Hüfte im Wasser stehen. Larnaka hat einen der einzigen Sandstrände auf der griechischen Seite der Insel. Die meisten anderen Städte müssen sich mit Klippen und Kiesstränden begnügen.
Djami Kebir Moschee
Der Promenade kann ich einfach in beide Richtungen folgen. Während ich nach Norden zur Marina Bay und dem Intercity Bus Stop komme kann ich in Richtung Süden zum Mackenzie Strand laufen. Das Meer ist ruhig wie eine Badewanne.
An der Promenade ist Zeit für einen Espresso und einen Stopp für Kunst am Wasser. Das Werk „Escape People“ ist eine Darstellung der menschlichen Natur und der Suche nach Freiheit und Individualität. Es besteht aus einer Gruppe von lebensgroßen Figuren, die scheinbar versuchen, aus einem engen Raum auszubrechen.
Jede Figur hat eine individuelle Pose und Ausdrucksform, die ihre Persönlichkeit und Sehnsucht nach Freiheit zum Ausdruck bringt. Die Künstler haben verschiedene Materialien und Farben verwendet, um die Komplexität und Vielfalt der menschlichen Erfahrung darzustellen.
Ich halte nur kurz meine Füße ins Meer und trete den Rückweg an. Immerhin will ich am Nachmittag noch den Bus nach Paphos nehmen.
Ich schaue mir die Festung an. Sie ist sehr klein und scheint bedeutenden Angriffen in der Geschichte nie wirklich standhalten zu können. Ein paar Kanonen posieren vor zugemauerten Wänden und der Hof der Festung dient nun als Kulisse für Veranstaltungen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten waren solche „Veranstaltungen“ noch Hinrichtungen.
Von den Zinnen der Mauern hat man eine gute Sicht auf die Strände und die Stadt. Es ist übersichtlich und ich habe das gute Gefühl, dass ich außer den Flamingos am Salzsee alles für mich Sehenswerte besucht habe.
Intercity Busse
In jeder Stadt gibt es einen Bus Stopp, von dem regelmäßig Busse zu den anderen Städten abfahren. Von Larnaka nach Paphos gibt es (Stand 2023) drei Verbindungen morgens und drei Verbindungen nachmittags. Der Preis beträgt gerade einmal 7 Euro. Es gibt auch private Unternehmen, welche die Fahrt anbieten, aber viel teurer sind.
Vor Ort kann man seine Fahrt direkt beim Busfahrer bezahlen und in meiner Erfahrung auch nicht fürchten, keinen Platz mehr zu bekommen.
Alle Wege führen nach Nikosia. In die Hauptstadt und von ihr weg gehen die meisten Verbindungen, teilweise im 15-Minuten-Takt.