Tagebuch Eintrag

Es gibt alte, mittelalterliche Geschichten, in denen Burgund eine große Rolle spielt. Auch im deutschen Nibelungenlied findet die Handlung dort statt, obwohl die Hauptstadt des Reiches Worms ist. Die Stadt liegt allerdings etwa 400 Kilometer entfernt am Rhein und dort befindet sich auch Xanten wo Held Siegried herstammt. Doch die Burgunder sind im Lauf der Jahrhunderte nach Westen gewandert.

Burgund ist natürlich berühmt für seinen Wein. Davon sehe ich auf der Fahrt nach Dijon aber nichts, nachdem ich mein Frühstück in Luxeuil-le-Bains beendet habe und mich mit dem Motorrad auf den Weg nach Südwesten mache. Nur Weizenfelder, weit und breit. Und kleine Dörfer.

Mir war nicht bewusst, dass Dijon in Burgund liegt. Ich kenne die Stadt nur von den Etiketten der Senfgläser im Supermarktregal. Ich bin gespannt, was die Stadt zu bieten hat.

Kann die Stadt mehr als nur Senf?



Ich gehe Eulen jagen

Ich gönne mir ein Mittagessen in einem kleinen Bistro: Pasta mit Spargel. Mit dem Wein muss ich warten bis zum Zelt. Ich stelle das Motorrad am Place de la République ab. Bei den netten Bedienungen im Bistro erhalte ich Tipps darüber, was ich in der Stadt sehen sollte.

Die Mädchen machen mich darauf aufmerksam, dass es in Dijon kleine Eulen auf dem Boden gibt, denen man für eine Stadttour auf eigene Faust folgen kann. Kleine Eulen? Gut, dann auf die Jagd!



Vom Platz der Republik wandere ich in die Richtung, in der ich die meisten Türme aufragen sehe. Ich will mich durch die Altstadt ohne einen festen Plan treiben lassen und verlasse mich darauf, dass ich früher oder später über eine der Eulen stolpere.

In Dijon liegt die Verwaltung von Burgund-Freigrafschaft, im Französischen Bourgogne-Franche-Comté. Außerdem ist Dijon Senf-Hauptstadt, aber bisher konnte ich davon nichts sehen.

Wo ist der Senf?




Sobald ich das Kopfsteinpflaster erreiche bemerke ich auch kleine Pfeile aus Bronze am Boden. Da sind endlich die Eulen! Die Vögel sind niedlich.

Der Weg der Eule: Le Parcours de la Chouette

Die Route entlang der Eulen nennt sich Le Parcours de la Chouette und folgt den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt.

Ohne Absicht lande ich auf dem zentralen Platz der Altstadt, dem Place de la Libération vor dem Herzogspalast. Von dort schlendere ich an der großen Markthalle vorbei und stoße auf die Kathedrale Notre Dame. Im schönen Park Jardin Darcy gibt es am Platz mit demselben Namen sogar einen Triumphbogen. Ein Hauch Paris.




Ich verirre mich in den Gassen der Altstadt. Wenn ich denke, dass ich nun alle Straßen durchquert habe, finde ich immer noch welche, die mir unbekannt vorkommen und an deren Ende ein vielversprechendes altes Gebäude hervorragt.

In Deutschland fehlt den meisten Städten diese Dimension nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Für solch eine kleine Stadt ist die Altstadt bemerkenswert groß.




Notre Dame fällt mir besonders wegen seiner beeindruckenden Fassade auf



Einer der berühmtesten Söhne der Stadt war Gustave Eiffel. Der legendäre Ingenieur und Baumeister sowie Namensgeber des Eiffelturms in Paris wurde 1832 in Dijon geboren.

Jetzt mal ernsthaft: wo ist der Senf??!

Doch weder einem Denkmal an ihn, noch an Souvenirläden mit einer Senfauswahl laufe ich über den Weg. Da ich ohne Ziel durch die Gegend streife bin ich mir sicher, dass es diese Dinge in der Stadt gibt, aber ich hätte mehr Präsenz der Stereotypen Dijons erwartet.





Mit Freude spreche ich auch wieder Leute auf der Straße an und bitte sie um eine Aufnahme von ihnen. Alle freuen sich, aber nicht alle stimmen einer Veröffentlichung der Bilder zu.

Ich liebe Street Photography

Im Park treffe ich Tony, der sehr überrascht über mein Angebot ist. Marion liest ein Buch im Darcy Park. Masha steht rauchend vor einem Scheinheitssalon und Muriel bedient mich im Bistro und trinkt nach dem Ende ihrer Schicht noch ein Tonic Water mit mir.

Ich bin überrascht, dass die meisten Leute sehr gut Englisch sprechen. Das Klischee sagt über Franzosen, dass sie außer ihrer eigenen Sprache keine andere dulden. Doch ich begegne sehr offenen und kontaktfreudigen Leuten, mit denen ich mich gut unterhalten kann.








Ich dachte, dass ich in ein bis zwei Stunden locker durch die Altstadt laufe, alles sehe und mit dem Motorrad noch einen halben Tag weiterfahre. Doch die kleine Stadt mit gerade einmal 160.000 Einwohnern hat so viel zu bieten, dass ich sechs Stunden ohne Langeweile hier verbringe.

Am Ende packe ich doch meine Sachen und breche auf. Ich muss mir noch einen Platz für mein Zelt für die Nacht suchen. Beindruckt von der Stadt und seinen Menschen verlasse ich Dijon.



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