🇲🇦 Rosen im Schnee – Die Unnachgiebigkeit des Schicksals


Tagebuch Eintrag

Heute haben wir mit dem Wetter leider nicht so viel Glück, wie die Tage zuvor. Gestern, im Tal des Drâa, war es noch wunderschön. Es ist bedeckt und zwischendurch regnet es immer wieder leicht. Ein Segen für die Wüste, aber nicht für uns.

Su und ich wechseln uns auf dem Beifahrersitz ab. Wir fahren heute in eine ganz andere Richtung zu: auf die Berge. Zuerst müssen wir jedoch wieder mal durch die weite Ödnis. Hier kommen wir zuerst an dem Stausee vorbei, der seit kurzer Zeit erst existiert. Dieser See versorgt Ouarzazate mit Strom lässt und das dahinterliegende Tal des Drâa kaltblütig langsam austrocknen. Nur drei Mal im Jahr öffnet man die Schleusen; wir hatten Glück, dass der Fluss gestern mit Wasser gefüllt zu sehen war und nicht den Blick auf das trockene Wadi bot.

Wir überholen lustigerweise unterwegs einen Wohnwagen mit Ahrweiler Kennzeichen, dem Heimatort von Susanne. Als wir später für Fotos anhalten holt uns das Gefährt wieder ein; wir winken und die Senioren aus Ahrweiler winken wenig überrascht, aber lächelnd, zurück.

Wir biegen darauf ab auf eine Piste, die durch eine Oase führte, in welcher zwischen den Dattelpalmen auch Gerste und Reis angebaut wurde. Des weiteren finden wir an einem Wadi eine riesige Kasbah. Sie ist ein besonderes Heiligtum, das sogar auf einem 50 Dirham Schein verewigt wurde.

Wir erwischen tatsächlich einen Tag Regen in der Wüste







Danach gelangen wir nach El-Kelaat M’Gouna, in das Tal der Rosen; an einem markanten großen Steinbrocken machen wir Pause und haben Gelegenheit, für Su’s Mutter etwas Rosenwasser zu kaufen und uns nach anderen Touri-Artikeln umzusehen.

Um die ganzen Blumen blühen zu sehen müssen wir allerdings bis Mai warten. Es scheint nicht einmal die Sonne, um die übliche Farbpracht des Tals zu bewundern.



Wir fahren weiter und kommen durch einsame Täler, deren Hänge die bizarrsten Farben hatten. Wolkenschwaden hängen darin und verleihen allem eine fantastische Note.

Wir fahren wieder ab von der asphaltierten Straße und schlängeln uns eine Schotterpiste durch Täler und Schluchten einen Berg hinauf. Doch nun zeigt das Wetter seine wahre Härte und ein richtiger Schneesturm setzt ein – und das, nachdem wir gestern erst bei strahlenstem Sonnenschein in der Wüste waren! Dieser versucht zu wenden; als der Fahrer uns sieht berichtet er uns, dass auf der Strecke vor uns schon ein Wagen abgestürzt sei und die Strecke nicht mehr befahrbar ist.

Es sei schon ein Rettungsteam unterwegs, also bleibt uns nichts anderes übrig, als ebenfalls zu wenden und einen anderen Weg zu den Gorges, den Schluchten, zu suchen.

Als wir uns zu einem Pass hochgekämpft und auf der Stecke schon einen liegengebliebenen Kleinbus passiert haben müssen wir halten, da uns ein anderer Jeep den Weg versperrt.

Gefangen in einem Schneesturm in Marokko nahe der Sahara

Wir hangeln uns mit dem Land Cruiser langsam den Hang hinunter und überqueren dann ein langes Plateau. Hier sehen wir ein paar Menschen, die Schafe hüten. James erklärt uns, dass diese Leute in kleinen Höhlen wohnen, die sie sich in den weichen Stein graben. Einige dieser Höhlen können wir auch aus dem Fahrzeug aus sehen.



Nach einiger Zeit, nachdem wir irgendwann auch wieder auf Asphalt gelangen, schlängeln wir uns eine Schlucht entlang und erreichen eine Gruppe Felsen, die man wegen ihrer Form „Die Affenfinger“ nennt. Wir halten schließlich an einem kleinen Haus am Straßenrand, um etwas zu essen. Das Haus ist gemütlich und wird als Gasthaus betrieben, in dem man auch übernachten kann.

Die Leute begrüßen uns freundlich und führen uns in einen großen Gästeraum, in dem es einen großen Kachelofen und Kamin gibt. Es ist sehr wohltuend wieder einmal seine Glieder zu wärmen. Man bringt uns leckere Bruchettes und lässt uns alleine, bis wir fertig gegessen haben. Zwischendurch taucht ein kleiner Spatz auf, der durch das Fenster geflogen kommt und bettelnd um uns herumhüpft. Sobald jemand wieder durch die Tür kommt ergreift der Kleine mit seiner Beute die Flucht, kehrt aber nach kurzer Zeit zurück.

Unser Gastgeber berichtet uns, dass der Zugang zu den Gorges wegen der starken Regenfälle in den Bergen gesperrt worden sei, da die Straßen überspült und unbefahrbar geworden sind. Meine Laune senkt sich immer weiter.

Als wir fertig gegessen haben und unsere Gastgeber sich zu uns setzen, um zu Plaudern, erklären sie uns, dass der Vogel schon sehr lange käme und hin auch wieder den Rest des Hauses hindurch fliegt. Und natürlich bekommt er immer etwas.

Außer uns ist nur ein alter Franzose hier, der Marokko durchwandert. Er kommt mit nassen Sachen ins Haus und seine Nase trieft.




Wir verabschieden uns, bedanken uns für die herzliche Gastfreundschaft und hinterlassen ein kleines Backschisch. Wir fahren die Schlucht weiter hinauf um zu sehen, wie weit wir kämen. An einem Aussichtpunkt hält auch ein klappriger Wagen mit deutschem Kennzeichen. Ich spreche das junge Pärchen an und informiere sie außerdem auch darüber, dass die Gorges gesperrt und die Berge unbefahrbar sind. So müssen auch sie ihre Route ändern.

Schließlich erreichen wir das Ende unseres Ausflugs. Am Ende einer Schlucht, in welcher der Bach schon so hoch steht, dass er schon über die Straße schwappt, blockiert ein Polizeifahrzeug die Piste. Nun bin ich wirklich sauer und die arme Su muss Blitzableiter spielen, als James sich weigert, stattdessen zu einer anderen Gorge zu fahren, da die im Plan nicht vorgesehen war. Wie auch immer, ich köchele vor mich hin, während wir wieder unverrichteter Dinge Ouarzazate erreichen. 



Auf Nahrungssuche schlendern wir im Dunkeln durch die Stadt. Schließlich bleiben wir bei einer kleinen Straßenküche hängen, die ein paar Sorten Fleisch in ihrer Auslage präsentiert. Drumherum sitzen ein paar Leute und starren gebannt auf einen Fernseher, den man an einem langen Kabel unter den freien Himmel gestellt hat. Man ist etwas überrascht plötzlich uns als Kundschaft vor sich zu sehen.

Ich tippe auf ein paar Sachen, Su tut es mir nach und der Koch stürzt sich ans Werk. Inzwischen sehe ich, dass im Fernsehen das Champions League Spiel Bayern München gegen Real Madrid läuft. Ich bin begeistert, denn wir hatten in Granada das Hinspiel gesehen, das Bayern knapp gewonnen und die Spanier zur Weißglut getrieben hatte.

Ich frage und setze mich zu jemand anderen an den Tisch. Mein Tischnachbar ist komischerweise belustigt, als wir die Pommes statt mit unserem Besteck einfach mit den Fingern essen.

Ausnahmsweise unterstütze ich Bayern in ihrem internationalen Spiel, was unser Nachbar honoriert, da er scheinbar auf die Münchner gewettet hat gegen den Koch, der lautstark für Madrid jubelt. Glücklich über die zusätzliche Unterstützung ordert der Mann einen Teller Lammfleisch, Brot und Pfefferminztee und fordert uns immer weiter auf, davon mit zu essen. Auch wenn wir kein Wort verstehen scheint es sich bei dem Typen um den Eigentümer der kleinen Küche zu handeln.

Nachdem uns Bayern jedoch schmachvoll im Stich lassen und wir pappsatt sind sagten wir Lebewohl und Danke zu unsern Fussballkollegen und trollen uns wieder Richtung unserer Unterkunft. Am nächsten Tag werden wir unsere Rückkehr nach Spanien antreten und wieder mit dem Bus über den Atlas fahren und von Marrakesch aus einen Zug bis nach Tanger nehmen, um dort eine Fähre nach Europa zu finden.


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