Tagebuch Eintrag
Morgens um 4:30 Uhr geht es für Sara, Shima und ich schon hinaus in den Tag. Heute fahren wir auf Safari und wollen die letzten großen wilden Tiere von Sri Lanka sehen. Ein großer Toyota Hilux holt uns in unserer Unterkunft in Tissamaharama ab. Wir fahren durch die Dunkelheit zum Yala Nationalpark.
Das ist einer der größten, aber auch einer der touristischsten Nationalparks Sri Lankas. Daher gönnen wir uns auch einen privaten Fahrer, damit wir uns unabhängig von den anderen Touren im Park bewegen können und eine höhere Chance haben, die großen, aber scheusten Tiere zu sehen: Leoparden, Bären und Elefanten!
Sri Lankas Big Three: Leopard, Bear, Elephant
Das sind noch mehr Touristen, als ich befürchtet habe
Unser Fahrer Sanka kennt sich aus. Er heizt wie ein Wahnsinniger durch die Nacht an allen andern Fahrzeugen vorbei und schafft es fast auf die Pole Position am Eingang zum Nationalpark. Hinter uns sammelt sich schnell eine lange Schlange an Fahrzeugen. Es ist schockierend zu sehen, wie viele Autos voller Menschen gleichzeitig den Park fluten.
Um Punkt 6 Uhr öffnen sich die Schranken.
Sanka braucht nur noch einen Stempel auf die von ihm bereits vorbereitete Eintrittskarte für das Fahrzeug. Fast noch mit offener Tür fahren wir dann auch schon unter dem sich öffnenden Schlagbaum hindurch. Dann überholt Sanka gleich ein paar andere Fahrzeuge und überschreitet die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit geringfügig.
Ist das noch Safari oder schon Formel 1?
Warum der Stress? Ich kann kaum die Gruppe Axishirsche am Wasserloch fotografieren. Und war da hinten ein Warzenschwein? Doch dann kommt die schwer verständliche Antwort von Sanka:
Leopard!
Wir finden einen Leoparden, der noch entspannt auf einem Baum nahe der Straße das Nachtmahl verdaut, bevor er von den Horden Touristen ins Dickicht verscheucht wird.
Sanka erklärt, dass es sich um das Weibchen „Jessica“ handelt. Schnell hat die auch keinen Bock mehr auf die hundert Geländewagen unter ihr, verlässt ihren Baum und verschwindet.
Wir sehen eine Schar Hornvögel auf einem Baum unter einem Wasserloch voller Wasserbüffel
Hornvögel mauern die Weibchen mit dem NEst während der Brutzeit in Baumlöchern ein
Jetzt verläuft die Besichtigung des Parks auch für uns gleich entspannter. Sanka ist froh, diesen Punkt für uns abgehakt zu haben. „Der Leopard“ ist das Highlight der Safari und er scheint den Druck zu spüren, jedem Touristen dieses Highlight bieten zu müssen. Also fahren wir nun entspannt einfach in jede Richtung.
Um noch entspannter zu sein haben wir uns sowohl für eine private Tour, als auch für die ganztägige Tour entschieden. Die meisten fahren nämlich nur den halben Tag durch Yala und wir hoffen am Nachmittag mehr von der Abgeschiedenheit der Natur zu spüren.
Der Morgendunst gibt der Natur etwas Mystisches
Die anderen Touristen jagen weiter nach Leoparden, wir fahren alleine durch die anderen Teile des Parks und haben die Natur für uns.
In den nächsten Stunden haben wir noch mehr Glück. Wir sehen Affen, Hirsche, Pfauen, Warane, Adler, Mungos, Bienenfresser, Storche, Schweine und Wasserbüffel. Die Wasserbüffel sind sehr aggressiv, warnt uns Sanka.
Es ist besser, wenn wir ihnen nicht zu nahe kommen. Aber das gilt natürlich auch für alle anderen Tiere, die wir in ihrer Umgebung nicht stören wollen.
Sanka erzählt uns, dass der Nationalpark etwa 1.500 km2 umfasst. Yala ist dabei in 5 Blöcke aufgeteilt. Davon ist nur der erste Block für Safaris zugänglich. Das beruhigt uns. Wir hatten schon den Eindruck, als wenn der Park einem Zoo ähnelt und die Menschen die Tiere regelrecht jagen – aber die Tiere haben ausreichend Platz, um den Menschen aus dem Weg zu gehen und natürlich zu leben.
Nur ein Fünftel der Parkfläche ist für Besucher zugänglich!
Pfaue
Natürlich gibt es unzählige Pfauen hier. Ich wundere mich: warum? Wie überleben diese kaum flugfähigen Paradiesvögel zwischen Leoparden und Bären? Auch Sanka kann mir keine zufriedenstellende Antwort geben. Vielleicht sind Pfauen einfach viel schlauer, als die großen Raubtiere, und halten sich nur da auf, wo es sicher ist.
Wie überleben Pfaue in einer Umwelt voller Raubtiere?
Obwohl ganz Yala ein großer Sumpf ist, gibt es hier keine Stechmücken!
Affen
Wir machen an einer Stelle im Park Rast, zu der auch viele andere Geländewagen kommen. Der Platz ist auch den Hutaffen bekannt. Sanka warnt uns noch davor nichts, aber auch gar nichts im Toyota Hilux liegen zu lassen, denn die Affen klauen alles, was nicht fest ist. Ich finde das lustig und kann nur irgendwo im Baum ein paar Primaten sehen.
Aber schnell kommen sie von den Bäumen hinunter und beginnen zu gucken, zu betteln und zu stehlen. Ohne Scheu laufen sie zwischen unseren Füßen herum, hüpfen in die Autos und klauen sich irgendetwas, um irgendwo anders herauszufinden, ob das Diebesgut überhaupt essbar ist.
Die Hutaffen gucken, betteln und stehlen!
Nach der Rast fahren wir wieder auf einsame Straßen. Es ist noch nicht einmal Mittagszeit, aber trotzdem haben wir schon so viel gesehen. Der Park ist ein kleiner Garten Eden.
Wir haben die stille Hoffnung, vielleicht doch noch einen Leoparden in aller Ruhe zu sehen. Wer weiß, vielleicht hinter der nächsten Kurve?
Der Park ist wie ein Garten Eden
Wir halten an einem großen Wasserloch, und können einen einzelnen Elefanten dabei beobachten, wie er gemütlich Wasserpflanzen verspeist und immer wieder untertaucht. Dabei taucht nur der Rüssel auf und pustet etwas Wasser.
Dann kommt aus dem Unterholz eine weitere Elefantendame mit ihrem Jungen. Zusammen gesellen sie sich zu dem Einzeltier und baden zusammen. Es ist ein schöner Anblick.
Elefanten
Familienbad – es ist auch echt heiß!
Wir fahren nicht weit, dann begegnen wir weiteren Elefanten. Eine große Familie ist auf dem Durchmarsch. Wir sagen machen unserem Fahrer Sanka klar, dass er den Elefanten nicht näher kommen soll.
Für uns ist es okay, wenn wir die Dickhäuter aus der Entfernung sehen. Widerwillig setzt Sanka zurück.
Zur Belohnung kommen uns die Elefanten von alleine so nahe, dass wir sie anfassen könnten. Wir beobachten auch eine Elefantendame, die anscheinend hochschwanger ist.
Andere Autos sind leider nicht zurückhaltend und fahren den Elefanten beinahe in die Fersen. Das ist sehr ärgerlich.
Bären
Wir sind guter Dinge, da wir schon so viele Tiere gesehen haben und noch immer der Großteil des Tages noch vor uns liegt. Wir unterhalten uns noch über die spannende Begegnung mit den Elefanten im Busch, da hält Sanka abrupt.
Wir folgen der Richtung seines Zeigefingers und sehen ein paar schwarze, zottelige Gestalten im Gebüsch. Dann purzeln auch schon zwei kleine Fellkugeln und ein großes Tier heraus: Lippenbären!
Die Bären sind viel kleiner, als ich dachte. Trotzdem gibt es anscheinend immer wieder „Angriffe“ von Bären auf Menschen. Die Schwarzpelze sehen und hören nämlich ziemlich schlecht. Wenn sie plötzlich vor einem Menschen stehen erschrecken sie sich und greifen an.
Wir haben das Glück nicht nur ein Einzelexemplar, sondern eine Mutter mit zwei Jungen zu sehen. Die Bärin schnüffelt am Boden und sucht nach etwas Essbarem, während die Jungen nur spielen wollen. Sie trotten ganz nahe an uns vorbei. Scheinbar kommt der Wind aus anderer Richtung.
Wir lassen auch die Bären langsam im Gebüsch verschwinden, bevor wir es wieder wagen zu sprechen und uns auch über diese Begegnung freuen. Erst dann nimmt Sanka sein Funkgerät zur Hand und berichtet seinen engsten Kollegen von der Bärensichtung.
Während wir uns entspannt entfernen, kommen zahlreiche uns bald andere Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit entgegen. Wir hoffen, dass die Bären sich gut verstecken und es nicht zur Bärenjagd kommt.
Das Safari Führer Luxusproblem:
Was soll man seinen Kunden noch zeigen, wenn man bis um 10 Uhr morgens schon alle Highlights gesehen hat und noch den ganzen Tag füllen muss?
Sanka ist ganz aufgeregt, dass wir jetzt Elefanten, einen Leopard und Bären mit Bärenjungen gesehen haben. Besser geht es nicht. Andererseits hat er jetzt ein Problem: es ist gerade einmal 10 Uhr morgens und er muss uns noch den ganzen Tag bespaßen!
Wir beruhigen ihn. Wir brauchen keine weiteren „Attraktionen“. Es ist schön, durch diese traumhafte Landschaft zu fahren und wir genießen die Ruhe, die wir haben, da wir die Straßen abseits der anderen Touristen einschlagen.
Der Indische Ozean
Wir kommen aus der Sumpflandschaft und dem Wald plötzlich ans Meer. Diese Änderung der Landschaft kommt sehr unerwartet und überrascht mich. Vor uns liegt der Indische Ozean, während wir gefühlt gerade mitten in der Savanne Afrikas waren. Aber ich habe auch schon Bilder von Elefanten gesehen, die am Strand spazieren waren und ins Meer gingen. Soviel Glück haben wir heute dann doch nicht.
Entfernt sehen wir ein kleines Dorf und Boote. Es ist Einheimischen erlaubt in ihrem Dorf zu leben und für den eigenen Bedarf zu fischen. Es gibt sogar einen heiligen Schrein inmitten des Nationalparks, zu dem viele Gläubigen jedes Jahr pilgern. Selbstverständlich gibt es dann Schwierigkeiten. Die meisten Angriffe durch Leoparden finden auf Pilger statt.
Die Wasserlandschaft von Yala
Outlooktraveller.com, WikipediaDer Yala Nationalpark ist wahrscheinlich einer der vielfältigsten und atemberaubendsten Nationalparks in Asien, mit einer attraktiven Mischung aus Landschaften: eine Kombination aus üppigen Dickichten, trockenen Graslandschaften, Süßwasserteichen und Brackwasserlagunen. Der Park ist ist ein Küstenwald, mit dem Indischen Ozean auf einer Seite.
Die ebene Landschaft wird dabei vereinzelt von hoch herausragenden Felsformationen wie den Elephantenfelsen unterbrochen. Die äußeren Teile des Parks werden dagegen von Monsunwäldern dominiert. Zwei Flüsse, Kumbukkan Oya und Menik Ganga, speisen diese Wälder mit Wasser und bilden dort auch kleine Seen und Tümpel2.
Wir sehen einen weiteren Elefanten zwischen den Bäumen. Dieser ist ein Bulle. Die meisten Männchen haben gar keine Stoßzähne mehr. Den Elefanten hier ging es ähnlich wie den Artgenossen in Afrika und die Exemplare mit großen Stoßzähnen fielen Wilderern zum Opfer. Die Evolution sorgte schnell dafür, dass Männchen ohne Stoßzähne zu den Überlebenden gehörten und ihr zahnloses Erbgut verbreiten. Sanka sagt, dass wir schon wieder Glück haben, noch einen Elefanten mit Stoßzähnen zu sehen!
Sanka berichtet uns auch, dass manche Elefantenbullen zu Gaunern geworden sind und, ähnlich wie die Affen, Touristen überfallen und ihre Dinge stehlen. Es gibt sogar Elefanten, welche die Grenzen des Nationalparks verlassen und die nahe Landstraße blockieren. Sie geben die Straße dann erst wieder frei, wenn sie von einem der wartenden Autos etwas zu fressen bekommen haben. Daher haben einige der Pendler mittlerweile Melonen oder andere Früchte dabei, um den Elefanten „Maut zu bezahlen“.
Wir hatten einen sehr schönen Tag auf dieser Safari. Sanka war auch ein Glücksgriff. Am nächsten Tag werden Ethi und Maryam ebenfalls auf Safari gehen, aber ihr Fahrer ist jung und unerfahren und folgt nur der Masse der anderen Fahrer, sodass sie kaum Tiere, geschweige denn einen Jaguar, sehen.
Für uns geht es in zwei Tagen weiter. Wir verabschieden uns von der Küste des Südens und fahren in das Landesinnere und die Berge. Die kleine Stadt Ella ist Teil der meisten Sri Lanka Besucher, denn von hier startet eine berühmte Zugstrecke durch die Berge des Tees.