Tagebuch Eintrag
Momentan befinde ich mich auf einer persönlichen Expedition durch die Alpen im Herbst 2023. Es ist herrlich warm, obwohl es schon Oktober ist. Mit meinem Tiger fuhr ich bereits durch Luzern, das Tessin, das alpine Italien, das Engadin und Graubünden. Nun verlasse ich die Schweiz auf dem Weg in das Fürstentum, das zwar autonom, militärisch aber Teil der Schweiz ist.
Vor vielen Jahren war ich mit meiner Familie schon in Liechtenstein, aber viel blieb mir nicht im Gedächtnis. Casinos, Briefmarkenläden und die Festung des Fürsten über der kleinen Hauptstadt Vaduz. Das ist meine wage Erinnerung an Liechtenstein.
Wie sieht es aus den Augen eines alleinreisenden Erwachsenen aus?
Nach der Überquerung des Kunkelspass erreichte ich die kleine, aber hübsche Stadt Bad Ragaz. Von hier brauche ich nur über den noch kristallklaren Rhein springen, um nach Maienfeld und die Grenze zum Fürstentum Liechtenstein zu kommen.
Hinter Maienfeld befindet sich ein ordentliches Aufgebot des Schweizerischen Militär.
Bei St. Luzisteig, direkt an der Grenze, befinden sich eine große Festung, eine Panzerhalle, Kasernen und Übungsplätze. Es ist kein Wunder, dass es immer einmal wieder zu überraschenden „Überfällen“ der Schweiz auf ihr winziges Nachbarland kommt, so wie in den Jahren 1985 und 2007.
Schweizer „Invasionen“ in Liechtenstein
Quelle: Die Welt2007
Bei einer nächtlichen Übung hat die Schweizer Armee versehentlich Liechtenstein betreten. Der schlechte Wetterzustand während der Nachtübung führte dazu, dass der Kommandeur mit seiner Truppe in den Alpen die Orientierung verlor. Ein Militärsprecher bestätigte dies am Freitag. Etwa 170 bewaffnete Soldaten verließen in der Nacht zum Donnerstag ihre Marschroute und drangen einige Kilometer tief in das Staatsgebiet von Liechtenstein ein. Ein Soldat erklärte gegenüber der Schweizer Zeitung „Blick“, dass es einfach zu dunkel gewesen sei
1985
Bei einer Artillerieübung der Schweizer Armee im Winter 1985 ereignete sich ein unglücklicher Vorfall: Ein heftiges Gewitter führte dazu, dass mehrere Schweizer Raketen in Liechtenstein einschlugen und einen großflächigen Waldbrand auslösten. Die dabei abgefeuerte Rakete verfehlte ihr Ziel und landete mitten in einem liechtensteinischen Schutzwald bei Balzers. Aufgrund der windigen Wetterbedingungen verschlimmerte sich der Brand noch weiter. Als Konsequenz musste die Schweiz damals mehrere Millionen Franken „Reparationen“ an Liechtenstein zahlen
Nichts erinnert mehr an die „schrecklichen Ereignisse“ von 2007 und 1985. Ich sollte einen Einwohner finden und fragen, ob die Menschen ein Trauma davongetragen haben. Definitiv sollten sich die Leute Liechtensteins immer dann in Sicherheit bringen, wenn die Schweiz eine Militärübung plant und das Wetter schlecht wird.
Als erstes erreiche ich Balzers. Hier schlug 2007 eine Schweizer Rakete ein. Die Leute hatten Glück, dass es nicht die Burg oder ein Wohnhaus traf. Ich hielt die Burg schon für den Sitz des Fürsten, aber da lag ich falsch. Es war mir gar nicht klar, dass es neben Vaduz noch weitere Orte innerhalb Liechtensteins Grenzen gibt.
Auf der Liste der kleinsten Länder der Welt liegt Liechtenstein mit knapp 160 Quadratkilometern und fast 40.000 Einwohnern auf Platz 6. Es gibt viele lustige Fakten über Liechtenstein. Für mich ist es amüsant, dass ich über dieses Land einfach hinübersehen kann. Das da links ist die Schweiz, das da hinten sind die Berge von Österreich.
Es ist eine kleine Welt in Liechtenstein.
Ich erreiche die winzige Innenstadt des winzigen Vaduz und bin erstaunt darüber, wie modern diese aussieht. Es scheint noch nicht lange her zu sein, dass diese renoviert wurde.
Horden asiatischer Touristen schlendern durch die Fußgängerzone. Es gibt Rolexläden und das Casiono, vor dem eine goldene Katze winkt. Die Asiaten scheinen beliebte und kaufkräftige Besucher des Landes zu sein.
Den Rest der Innenstadt bestimmen Souvenierläden. Was machen die Bewohner des Landes, wenn ihr Land zu so einer Attraktion umgebaut wird? Zumindest Vaduz Innenstadt könnte auch im Europapark aufgebaut worden sein.
Was ist typisch liechtensteinisch für Liechtensteiner?
Zumindest die anderen kleinen Städte Balzers und Schaan scheinen unberührt von Touristenführungen zu sein. Dafür ist in diesen kleinen Orten auch der Hund begraben. In Balzers suche ich vergeblich nach einem Stadtzentrum, während Schaan dagegen vor allem die Durchgangstraße nach Österreich zu sein scheint. Zumindest gibt es hier die Liechtensteiner Brauerei, die ihre Fürstentümer Einwohner mit lebenswichtigem Bier versorgt.
Kurz hinter Schaan wartet auch schon eine richtige Grenze. Während bei Balzers nur ein paar Fähnchen im Wind den Grenzübertritt ankündigen gibt es hier eine feste Zollstation.
Kein Wunder, das Liechtenstein immer nur von der Schweizer Seite angegriffen wird. Aber gut, ich betrete auch wieder die Europäische Union, von der Liechtenstein kein Teil ist. Nun durchquere ich noch den westlichsten Zipfel von Österreich und gelange nach Dornbirn.