Tagebuch Eintrag
Auf unserer Reise durch Sri Lanka haben wir einen längeren Aufenthalt am schönen Strand von Mirissa. Von hier machen wir einen Tagesausflug nach Matara, um die architektonischen Überbleibsel aus der holländischen Kolonialzeit sowie den beeindruckenden Schrein von Parevi Duwa zu besuchen.
Ich schaue auf der Karte, was es noch Interessantes in Matara gibt. Mir fällt das Bild einer riesigen Buddha Statue auf. Das sieht interessant aus und wir beschließen einen Umweg zum Kloster Weherahena Poorwarama Rajamaha Viharaya (වෙහෙරහේන පූර්වාරාම රජමහා විහාරය).
Die Fahrt ist länger, als es auf der Karte den Anschein hat. Dort angekommen sind wir auch die einzigen Besucher.
Leon hat die Fahrt im Tuk Tuk verschlafen und ist pünktlich zur Besichtigung des Klosters wieder wach. Etwas verwundert, aber wach.
Das 180 Jahre alte Kloster liegt auf einem Hügel mit einer schönen Aussicht auf Reisfelder. Ich erwarte direkt den riesigen Buddha zu sehen, aber nein. Keine Spur. Wir zahlen 500 Rupien pro Person dafür, dass uns ein Mönch durch das Kloster führt. Mit dem Mann gelangen wir in ein Gewölbe voller bunter Fresken, die das zum Teil ruchlose Leben des Siddhartha Gautama vor seiner Erweckung zum „Buddha“ zeigen.
Die Bilder zeigen in bunten Farben rauschende Feste und Szenen aus Landschaften und Städten. Wie bei einem Comic ist es leicht, dem Ablauf einer Geschichte durch die dargestellten Szenen zu folgen.
Ich könnte Tage dabei verbringen, diese wunderschönen Bilder anzusehen und mir die Geschichten dahinter zu erschließen.
Wie in einem Labyrinth verlaufen Gänge in alle Richtungen. Erst wenden wir uns mit dem Mönch, der uns führt, nach links, dann nach rechts, oben und unten, ohne erkennbares System.
Wir haben unseren roten Faden längst verloren, bestaunen einfach die bunten Darstellungen an den Wänden und hoffen, dass am Ende des Labyrinths kein Minotaurus auf uns wartet.
Ein Schrein in dem Gewölbe wurde von Thailand gestiftet. Ich erkenne die Form des Buddha wieder. Einen anderen Schrein weiter erhalten wir alle einen Segen, während der Mönch einem nach dem anderen eine weiße Schnur um den Arm bindet, die einen Knoten enthält.
Danach lässt uns der Mönch frei laufen und wir erkunden den nun frei werdenden Raum. Wir schwärmen aus wie die Fledermäuse, die über unseren Köpfen hängen und hier offensichtlich dauerhaft eingezogen sind.
Ist das Kamasutra oder Religion?
Die Fresken zeigen Bilder, die man im Kamasutra vermuten würde, aber nicht an einem religiösen Ort. Ich bin erstaunt über die freizügige Darstellung von knapp bekleideten jungen Damen und Paaren beim Liebesspiel.
Werden die asketischen Mönche beim täglichen Anblick der erotischen Bilder nicht verrückt?
Über mehrere Stockwerke führen Treppen in die Höhe und durch die offenen Wände sehen wir jetzt, dass wir uns am Rücken der riesigen Buddha Statue befinden, die ich auf der Karte gesehen habe.
Wir steigen hinauf uns können und in die weite Landschaft und die gewaltigen Schultern der Statue blicken. Wir klettern die Stufen wieder herunter und stehen dann wie Zwerge vor diesem Riesen.
Langsam wird es doch wieder Zeit, um nach Hause zurückzukehren. Wir wecken unseren Tuk Tuk Fahrer James und schnappen uns den Motorroller, um durch den dichten Verkehr wieder nach Mirissa zu fahren.
Bald werden wir den schönen Strand verlassen. Unser nächstes Ziel ist Tissamaharama. Dort gibt es einen See mit riesigen Flughunden zu sehen. Aber vor allem ist es der Anlaufpunkt für unsere Safari in Yala.