🇱🇦 Dschungelleben auf dem mächtigen Mekong

Tagebuch Eintrag

Ich reise aus Thailand in einer kleinen Baracke aus, durch deren Dach der Regen tropft. Ian hatte sich in Chiang Mai bereits um unsere Visa gekümmert. Die Ausreise ist kein Problem und von Drogenspürhunden oder ernsten Maßnahmen zur Prävention des Drogenschmuggels ist nichts zu sehen.

Ein Dollar = 10.000 Kip. Mein Geldbeutel platzt

Wenn so die Kontrollen aussehen brauchen sich Schmuggler im Goldenen Dreieck gar nicht bemühen ihre Waren über Schleichwege in ein anderes Land zu bringen.

Nachdem wir auch offiziell in Laos eingereist sind und uns am gegenüberliegenden Ufer den Einreisestempel und laotische Kip (10.000 Kip = 1$, mein Geldbeutel ist nach dem Umtausch von 20 $ dem Platzen nahe) besorgt haben betreten wir wieder ein Boot, ein Familienhausboot, mit dem wir zwei Tage lang den Mekong in Richtung Luang Prabang fahren werden.


Unser zuhause auf dem Fluss

Der kleine Junge der Familie spielt begeistert mit den Strippen unserer Trekkingrucksäcke, während wir es uns in der Mitte des Bootes gemütlich machen.

Da das Boot im Prinzip ein Haus ist müssen wir die Schuhe ausziehen. Das lange Holzboot hat am Bug ein kleines Führerhäuschen, an dem der Vater oder der älteste Sohn das Schiff führt. Jedes Schiff hat anstelle einer „Galionsfigur“ einen kleinen Blumenstrauß oder eine Pflanze an der Bugspitze. Hinter dem Führerhaus, wo man auch unser Gepäck aufbewahrt, gibt es eine kleine freie Fläche, welche man über eine Planke von Land aus betritt.



Während der Fahrt kann man hier ein paar Stühle aufstellen und den Fahrtwind genießen. Dahinter beginnt der überdachte Hauptaufenthaltsraum, der über die Hälfte des Schiffes einnimmt.

Ein paar Bänke, dahinter eine mit Teppichen ausgelegte Fläche, das war unser Hauptentfaltungsraum. Am Heck des Schiffes gibt es eine kleine Klokabine und einen kleinen Raum für die Familie.


Die Landschaft ist unglaublich.

Mein Abenteuergeist tanzt



Ich bin so begeistert von dieser Fahrt der Wunder


Die Fahrt ist lang und die Landschaft, die langsam an uns vorbeizieht, ist grandios. Jegliche Anzeichen von Zivilisation lassen wir schnell hinter uns. Um uns herum sind bewaldete Berge, die mit Wolken verhangen sind, wenn die Sonne gerade nicht scheint. Auf kleinen Sandbänken stehen große reiherähnliche Vögel. Lianen hängen von tropischen Bäumen bis ins Wasser.

Hier leben die Tiere, die ich nur aus dem Zoo kenne

Der Bootsführer muss den Fluss im Auge behalten, denn öfters ragen in der Mitte des Mekong Felsen aus der Oberfläche; generell ist der Mekong nicht sehr tief, auch wenn hier die größten Süßwasserfische der Welt leben.

An Bord gibt es sogar Rettungswesten. Wir finden, dass man kann prima darauf sitzen kann.

Eine Reise im Hausboot


Die größten Süßwasserfische der Welt


Unterwegs kommen wir höchstens an kleinen Fischerdörfern vorbei, die noch unter den einfachsten Bedingungen leben. Die Fischer winken uns im vorbeifahren zu, wie generell alle Asiaten uns an Flussufern oder Straßenrändern grüßen. In zwei Dörfern machen wir halt, damit wir uns ein wenig die Füße vertreten und auch Früchte kaufen können. Die Dörfer bestehen aus einer Ansammlung von Pfahlhütten und einem kleinen Tempel.

Es hat keinen Anlegesteg. Man legt die Planke auf die steile schlammige Uferböschung und muss sich seinen Weg nach oben kämpfen. Dabei versinkt man schon mal knöcheltief im Schlamm oder rutscht den Abhang wieder fröhlich zurück in den Fluss, wenn man zu ungeschickt ist.



Wir sehen die Männer kleine Einbäume bauen, Bretter für den Hausbau sägen und Kinder uns neugierig beäugen. Wir sehen Novizen in den Tempeln, die vor breitem Publikum des Dorfes heiliger Schriften vorlesen. Ich erfahre, dass dies eine Prüfung auf dem Weg zum Mönch ist.

Wasserbüffel grasen zwischen den Hütten und wirklich überall rennen uns Hühner oder Schweine vor die Füße. Von den Dorfbewohnern kaufen wir Bananen, Kokosnüsse oder Kekse.

Es gibt zu den Dörfern keine Straßen außer dem Fluss



Den Rest des Tages verbringe ich auf Deck, lasse mir den Wind um die Ohren pusten, die Sonne auf meine Haut brennen und schlürfe meine Kokosnuss. Ich unterhalte mich mit unserem Führer Mister Wong, der uns bis zum Ende unseres Aufenthaltes in Luang Prabang begleiten wird. Er hat ein praktisches Notizbüchlein, in dem er viele Begriffe seiner Sprache ins Englische übersetzt hat. Ich schreibe mir viele Sachen raus, und er erklärt mir, wie sie ausgesprochen werden, damit ich sie mir in deutscher Lautschrift aufschreiben kann.

Auch die Zahlen sind bemerkenswert einfach. Die Zahlen 1-10: Nung, Song, Sam, Sih, Hah, Hok, Tschet, Paat, Kao, Sip.

Sip et (11), Sip song (12), Sip sam (13)… Sao et (21), Sao song (22), Sam et (31), Sam song (32), … Sih et (41) … Hah et (51) … Hoi et (101), Hoi sip et (111), Phang et (1001), Phang hoi sip et (1111), Kao hoi kao sip kao phang kao hoi kao sip kao (999.999).

Egal wo ich war und wohin ich kam, die Menschen wurden noch um einiges herzlicher wenn ich ihnen in ihrer Landessprache antwortete. Auf der Bootsfahrt habe ich genug Zeit die wenigen Vokabeln zu lernen.

Abends legen wir an einem Dorf an, in welchem wir die Nacht verbringen. Wir finden ein kleines Guesthouse, in dem wir uns einquartieren. Der Blick vom Dorf Ban Pen geht über eine Schleife des Mekong, und einige höhere Berge.

Sabaidih Hallo
Sabaidih bawWie geht es dir?
Khop chaiDanke
Khop chai lai laiDanke vielmals!
Khoi sabaidih khop chai Mir geht es gut, danke sehr
Chao sen yangWie heißt Du?
Chao ma tea sai Woher kommst Du?
Sok di döViel Glück!
Baw pen yangEgal
Kho totEntschuldigung
Nei daio khop chaiNein danke („Ich will deine Sachen nicht kaufen, aber danke der Nachfrage“)
Sokli!Prost!
Bob kan maiWiedersehen
La gonLeb wohl
Laotisch für Anfänger

Ich lerne zum ersten Mal die Lektion, dass man in einem Land viel herzlicher behandelt wird, wenn man auch nur ein kleines bisschen von der Landessprache benutzt.

Diese Erkenntnis nutze ich in der Zukunft auf allen meinen Reisen.




Mit Mr. Wong erkunden wir auch etwas das Dorf und klettern einen Hügel hinauf, auf dem der Tempel des Dorfes angelegt ist. Die Blicke der Dorfbewohner verfolgen uns neugierig.

Das Guesthaus ist einfach nur ein größeres Holzhaus mit ein paar Räumen, die „Baderäume“ sind erbärmlich, die Fenster lassen sich nicht schließen. Immerhin gibt es zum Ausgleich Moskitonetze. Aber hey, wir sind im Dschungel. Das ist Teil des Abenteuers.

Mir fällt ein Bonbon aus der Tasche, zwei Minuten später, als ich es aufheben will ist es schon in der Gewalt hunderter kleiner Ameisen, die es über eine große Ameisenstraße wegtransportieren. An meiner Tür hängt ein Schild: “Welcome to our Questhouse!“ Das ist es in der Tat!



Ein Mann bietet uns eine Fahrt mit seinem Boot über den Fluss an. Bei dem Boot handelt es sich um eine lange Blechwanne, an die ein Außenborder angebracht wurde. Mister Wong erklärt uns, dass es sich bei den Wannen um Kerosintanks amerikanischer Kriegsflugzeuge handelt.

Während des Vietnamkrieges flogen die Amerikaner Angriffe direkt hinter die Landesgrenze oder sogar auf laotisches Territorium, wenn die Amerikaner dort Vietcong vermuteten. Auch Laos litt enorm unter dem furchtbaren Krieg.

Wir sagen nicht nein und nehmen das Angebot an. Mit Raketengeschwindigkeit sausen wir über das Wasser. Wer hätte gedacht, dass die Behälter, in denen wir sitzen, einmal in der Luft an amerikanischen Bombern hingen?

Der Vietnamkrieg hinterlässt auch in Laos noch seine Spuren



In der Nacht sammeln sich alle Insektenarten des Dschungels um die Lichter, Motten so groß wie Spatzen jagen wie kleine Bomber durch die Gänge. Falter und Mücken werden fleißig von den allgegenwärtigen kleinen blassen Geckos weggefangen. Wir essen gut in der „Lounge“, trinken einige Beer Lao, betrachten das Schauspiel an den Lampen und erschlagen die Moskitos auf unseren Armen. Ab und zu flattert auch eine Fledermaus an uns vorbei, um ein paar Kreise nahe der Lichter zu drehen und wieder in der finsteren Nacht zu verschwinden. Manchmal ist die Fledermaus so groß wie eine Katze. Das muss ein Flughund sein.

Hier ist es für gewöhnlich ab sieben Uhr dunkel und ab zehn keiner mehr wach. Da es hier auch keinerlei Nachtleben gibt sind wir auch recht früh im Bett.

In der Nacht wird es laut im Dschungel. Insekten, Amphibien und Affen stimmen zu einem ohrenbetäubenden Orchester an.

Der Morgen ist frisch. Nebelschwaden hängen über dem Fluss. Nebel zieht an den Bergen vorbei. Unsere Fahrt geht weiter.



Gegen Mittag halten wir kurz vor Luang Prabang, um hier besondere Buddhahöhlen zu besuchen, die nur vom Fluss aus zu erreichen sind. Die eine der beiden Höhlen befindet sich recht hochgelegen; man muss eine große Strecke alte Treppenstufen hinaufklettern, um die Höhle zu erreichen. Drinnen ist es stockfinster; meine Taschenlampe hatte ich auf Rat Mister Wongs mitgenommen. Die Höhle geht nicht tief in den Berg, aber alle Nischen in die beiden letzten Kammern sind angefüllt mit Statuen aller Zeitalter. Der Raum sei erst seit dreißig Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich, erklärt Mister Wong. Davor war es allein ein Gebetsraum für die Mönche.



Die untere Höhle ist eigentlich nur eine ummauerte Vertiefung in der Felswand. Auch hier massenweise stehen Buddhas. Zwischen einigen finden wir einen schlafenden Python.

Insgesamt um die fünftausend Buddhas befinden sich hier in diesen Höhlen, die fünf bis zu fünfhundert Jahre alt sind.



Kurz vor Luang Prabang sehen wir eine Regenfront von Norden her auf uns zuziehen. Als wir unseren Fuß an Land setzen fängt es auch schon an zu regnen. Im strömenden Regen verladen wir unser Gepäck auf ein paar Tuk-Tuks, die uns zu unserem Guesthouse bringen. Sobald wir das erreichen ist der Regen auch schon wieder vorbei. Und das Guesthouse übertrifft alle Erwartungen.

Es ist eine niedliche Ansammlung von Hütten, im Kreis um einen kleinen Garten mit Teich. Jede Pfahlhütte, je für zwei Personen bestimmt, verfügt über eine kleine Veranda und im hinteren Bereich der Hütte über ein für die Verhältnisse luxuriöses Bad. Das Guesthouse liegt außerhalb der kleinen Stadt am Fluss Nam Khan, der hier in den Mekong fließt. Als nächstes lernen wir Luang Prabang kennen.


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