Tagebuch Eintrag
Die Zeit in Afrika war einfach unglaublich und abwechslungsreich. Mit meinem Freund Uwe reiste ich durch Uganda, Ruanda und Tansania. Jetzt setzen wir uns in den Bus von Arusha nach Nairobi in Kenia, der letzten Station unserer Ostafrika-Rucksackreise. Unglaublich sich vorzustellen, dass wir gestern noch auf Safari im Ngorongoro-Krater waren.
Unser Gepäck wird auf das Daches des Busses gehievt. Wir beobachten skeptisch, ob die Taschen auch feste und Regen- sowie Diebstahl-sicher sind. Dann kaufe ich für meine letzten Shilling noch ein Fußballtrikot für Leon.
Goodbye Tansania!
Wir fahren etwa zwei Stunden ohne Pause bis zur Grenze. Dort müssen alle aussteigen und sich neben ihr Gepäck in einer Reihe aufstellen, während ein Grenzbeamter mit Hund die Taschen entlangschreitet.
Danach müssen wir durch einen Scanner und unsere Gelbfieberimpfung vorweisen, bevor wir zum Ausreisebüro Tansanias und zum Einreisebüro Kenias durchgelassen werden. Es dauert lange, ist aber problemlos.
Auf der kenianischen Seite werden wir von einer Gruppe Massai-Frauen überfallen. Die Damen wollen uns mit aller Gewalt etwas verkaufen und betonen, dass sie sich mit jeder Art von Währung zufrieden geben.
Dänische Kronen, polnische Sloti, sie wedeln mit allen Währungen vor unserer Nase. Uwe ist tierisch genervt, während ich es mit Humor nehme und mit den Frauen albere.
Wir lassen die Grenze hinter uns und fahren schnurgerade hinein nach Nairobi. Ich fühle mich davon erschlagen, nach einer Woche Einsamkeit in der Savanne nun plötzlich in eine pulsierende Großstadt zu kommen. Auch Arusha ist kein Vergleich zu Nairobi.
Eigentlich wollten wir nochmal in Nairobi Couchsurfing machen, aber wir merken, wie alt wir sind und ein richtiges Bett und eine richtige Dusche und Privatsphäre nach der Safari gut tun. Trotzdem frage ich auf Couchsurfing Leute, ob sie sich mit uns treffen wollen.
Ich bin keine Großstadt mehr gewohnt
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Auch in Nairobi fühlen wir uns sicher
Ich habe ein Hotel direkt im Stadtzentrum gewählt. Glücklicherweise ist es wenige hundert Meter von der Bushaltestelle entfernt.
Ich hatte jedoch nicht geahnt, dass wir in einem muslimischen Viertel gelandet sind, direkt neben der großen Jamia-Moschee.
Wir erkunden direkt die Stadt. Natürlich fallen wir als Muzungus direkt auf und werden von vielen Leuten angesprochen. Frauen schauen uns hinterher, Männer wollen uns dazu überreden, etwas zu kaufen.
Ich dachte, dass wir mehr Weiße in Nairobi sehen würden, doch wir sind ziemlich für uns alleine. Aber die Menschen sind herzlich und wir haben viele lustige Gespräche mit Kellnern oder Sicherheitsleuten.
Wir besuchen die Jamia-Moschee und erregen gleich Aufsehen. Ein Besucher bietet sich an, uns die Moschee zu zeigen. Ein paar ältere Herren lassen es sich nicht nehmen, uns von all den Vorzügen des Islam überzeugen zu wollen.
Wir besuchen auch den Handwerkermarkt der Massai im Stadtzentrum. Hier verkaufen viele Händler Souvenirs. Wir müssen uns regelrecht aus dem Markt wieder herauskämpfen.
Da wir uns im muslimischen Viertel niedergelassen haben fällt es uns schwer eine Bar zu finden, in der es Bier gibt. Bei unserer Suche fällt mit ein besonderes Café auf: das „Black Forest Cake House„. Den Laden muss ich sehen. Wir betreten das Café und ich will die Chefin treffen.
Sie will meine Kuchenbestellung aufnehmen, aber ich will mit ihr über den Schwarzwald sprechen. Wie kommt es, dass es einen Schwarzwaldkuchenladen in Nairobi gibt?
Die Frau hat keine Ahnung, wovon ich spreche. Erst muss ich ihr erklären, dass es einen Ort namens Schwarzwald gibt, aus dem dieser Kuchen stammt, in den auch noch Kirschen und Kirschwasser gehören. Die Frau ist fasziniert davon und freut sich, als ich ihr Fotos aus der Gegend und den originalen Kuchen zeige. Ich bin gespannt, ob ich bei meinem nächsten Besuch in Nairobi Schwarzwälder Kirschtorte mit Schnaps und Kirschen erhalten werde.
Werde ich bei meinem nächsten Besuch in Nairobi Schwarzwälder Kirschtorte mit Schnaps und Kirschen bekommen?
In Couchsurfing bietet sich Fauzia an, uns etwas von ihrer Heimatstadt zu zeigen. Die junge Frau ist Studentin und hat diese Tage anscheinend keine Vorlesungen.
Die junge Frau zeigt uns ihre Lieblings-Cafés und bringt uns auf das Dach des Kenya Conference Center. Von dort haben wir einen fantastischen Blick über die Stadt.
Fauzia zeigt mir auch, wo früher die Amerikanische Botschaft stand. Bei einem Anschlag der al-Quaida im Jahr 1998 kamen 220 Menschen ums Leben, darunter auch meine Großtante und Großmutter Kamrans, den ich grade erst in Kigali besuchte.
Kamran selbst ist in Nairobi geboren, meine Großeltern, mein Vater und meine Tante waren ebenfalls oft hier. Die Stadt eine große Bedeutung in meiner Familie, daher bin ich besonders emotional mit der Stadt verbunden.
Die Menschen der Stadt sind unglaublich herzlich. Wir fühlen uns fast wie auf unserer Rucksackreise durch den Iran 2018. Viele Leute auf der Straße wollen mit uns Fotos machen.
Frauen schauen uns hinterher. Ich bekomme für ein Foto sogar ein Baby auf den Arm gedrückt. Wir kommen schnell ins Gespräch mit den Leuten.
Wir haben ein paar großartige Tage in Nairobi und lernen viele nette Leute kennen. Fauzia bringt uns abends in einen Nachtclub, in dem wir nun auch ein paar Leute aus dem Westen sehen. Die Stimmung ist gut. Einige Frauen flirten mit uns – ob sie uns einfach toll finden oder Prostituierte sind, weiß ich allerdings nicht.
Letztendlich wird es Zeit für uns die Koffer zu packen. Ein letztes Mal durch die Straßen Nairobis gehen, das letzte Mal das Gefühl von Ostafrika spüren. Das Essen, die Menschen. Es war eine fantastische Zeit hier und wird mir immer in Erinnerung bleiben.