Tagebuch Eintrag
Der große Tag ist gekommen. Nachdem ich bereits Siem Reap und den großen Tempel von Ta Promh kennenlernen durfte, ist dieser Tag dem großen Angkor Wat gewidmet! Sehr habe ich mich auf diesen Moment gefreut. Noch im Dunklen mache ich mich auf, um zu Sonnenaufgang in der Anlage zu sein und dieses Monument und diesen Moment für mich alleine zu haben. Ich hatte Tags zuvor ein Tuk Tuk bestellt, dass so früh auf mich warten soll. Es ist pünktlich.
Es ist ruhig. Selbst das Tierreich ist still. Aber es ist tropisch warm. Vor allem Die Strecke durch den Wald ist schön, bei aller Eile, die Luft ist frisch und die Gegend verlassen. Die Welt erscheint dunkelblau.
Ich liebe es. Es fühlt sich herrlich an.


Die Spitze des Tempels ist verlassen, es ist nur ein älterer Mann da, der uns auffordert vor Buddha zu knien und ein Räucherstäbchen anzuzünden. Die Anlage ist gewaltig, und die großen Türme, die aus dem Dschungel ragen, sind gigantisch. In der Anlage finden sich viele Reliefs von alten Schlachten des Königs Angkor mit Vietnamesen und Siamesen, aufgrund derer er die große Tempel- und Festungsanlage von Angkor innerhalb von nur vierzig Jahren mit Hilfe Millionen von Arbeitern errichtete. Ich kletter bis zur Spitze des Tempels. Ich besteige die oberste Ebene über eine besonders steile Treppe, die man nur mit Händen und Füßen hochkommen kann.
An der Seite kann ich einen Grad entlang balancieren, allerdings geht es zwanzig Meter senkrecht nach unten. Ich setze mich auf die Kante, lasse meine Füße baumeln und genieße den Ausblick. Von hier aus kann ich über den Dschungel sehen. Viele hohe Bäume ragen über das Blätterdach hinaus. Aus dem Urwald ragt ein kleiner Berg mit einer Ruine an der Spitze. In der Ferne kann ich den See und das Schwemmgebiet erkennen, aber natürlich auch das ganze Areal von Angkor Wat.
Ich setze mich auf die Kante, lasse meine Füße baumeln und genieße den Ausblick auf die Tempel von Angkor





Die Magie des riesigen Tempels nimmt mich in den Bann









Ich überrede Jane und Glen mit zu einem Ballon zu kommen, der Fahrten über Angkor anbietet. Brian begleitet uns bis zum Landeplatz. Seltsamerweise gibt es sogar hier Metallkontrollen und man will mich nicht mit meinem Jagdmesser in den Ballon lassen. Aber Brian passt auf unsere Sachen auf, also können wir starten.
Der Ballon fliegt allein mit Helium an die hundert Meter in die Luft und man hat einen sagenhaften Blick auf Angkor Wat und die Umgebung. Ian hatte mich schon gewarnt es könne großen Andrang auf den Ballon geben, doch abgesehen von dem Kapitän und einem asiatischen Elternpaar und Kind sind wir alleine. Es ist noch früh.



Mit dem Ballon kann ich über das ganze Land blicken und die Ausmaße von Angkor Wat erfassen









Sobald wir Ian wieder treffen wollen, kommen uns auf der Straße plötzlich eine Schar junger Mädchen entgegen, die Glen und mich mit Namen rufend entgegengestürmt kommen. Wir sind absolut überrascht darüber, dass sie uns mit Namen kennen. Es kann aber nur einer gewesen sein, der sie ihnen verraten hat. Unsere Namen wissend erhoffen sich die jungen Verkäuferinnen natürlich eine bessere Chance, sie schrieben uns sogar kleine Briefe, die sie uns zustecken.
In den Briefen beschreiben sie ihre Lage und dass sie das Geld von dem Verkauf für die Schule brauchten. Für gewöhnlich hielt ich Bücherverkäufer immer damit ab, dass ich nur deutsche Bücher lesen würde. Dumm war es wenn einer ausnahmsweise mal wirklich ein deutsches Buch hatte. Bücher sind generell lokal produzierte Kopien.

Die Geschichte von Angkor Wat
Quelle: Wikipedia, Visit-Ankor.orgAngkor Wat ist die größte religiöse Tempelanlage der Welt und das bedeutendste Symbol Kambodschas. Sie wurde im frühen 12. Jahrhundert unter König Suryavarman II. errichtet, der von 1113 bis etwa 1150 regierte.
Der Tempel war ursprünglich dem hinduistischen Gott Vishnu geweiht und diente als Staatstempel sowie vermutlich auch als Totentempel des Königs – was durch die ungewöhnliche Ausrichtung nach Westen, der Himmelsrichtung des Todesgottes Yama, nahegelegt wird.
Die Anlage wurde im südöstlichen Teil der damaligen Hauptstadt Yasodharapura erbaut und beeindruckt durch ihre symbolische Architektur: Der zentrale Turm stellt den heiligen Berg Meru dar, das Zentrum des hinduistischen Universums, umgeben von vier kleineren Türmen und einem Wassergraben, der den kosmischen Ozean symbolisiert.
Nach dem Tod Suryavarmans II. wurden die Bauarbeiten offenbar eingestellt, einige Reliefs blieben unvollendet
Im Jahr 1177 wurde Angkor von den Cham erobert, doch Jayavarman VII. konnte das Reich zurückerobern und errichtete nördlich von Angkor Wat die neue Hauptstadt Angkor Thom mit dem Bayon-Tempel als buddhistischem Zentrum.
Im späten 13. Jahrhundert wandelte sich Angkor Wat unter dem Einfluss des Theravada-Buddhismus von einem hinduistischen Tempel zu einem buddhistischen Heiligtum – eine Funktion, die es bis heute erfüllt.
Trotz des Niedergangs des Khmer-Reiches im 15. Jahrhundert wurde Angkor Wat nie vollständig verlassen. Der portugiesische Mönch Antonio da Magdalena besuchte die Anlage 1586 und beschrieb sie als „so außergewöhnlich, dass man sie weder mit einem Stift beschreiben noch mit einem anderen Monument der Welt vergleichen kann“.
Im 19. Jahrhundert wurde Angkor Wat durch den französischen Naturforscher Henri Mouhot wiederentdeckt und rückte ins Interesse westlicher Forscher. Ab 1908 begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten durch das französische Institut École française d’Extrême-Orient.
Seit 1992 gehört Angkor Wat zum UNESCO-Weltkulturerbe.


















Auf dem Hauptweg über das Tempelgelände treffe ich Ian und Phila, Cheata und ihre Mutter. Sie waren hier ebenfalls, um den Sonnenuntergang über Angkor Wat zu sehen, und freuen sich, dass wir uns treffen.
Ich kaufe bei einer Verkäuferin ein paar kleine Holz Buddhas als Erinnerung. Dann frühstücken wir etwas an einem Stand: Bananenpfannkuchen, Ananas und Bananen.



Nachmittags besuchen wir noch die Anlage von Angkor Promh, eine Ruine, die berühmt ist für ihre sechsundneunzig viergesichtigen Türme. Der Himmel hat sich wieder zugezogen und es fängt an zu regnen. Der Regen gibt den Ruinen im Dschungel eine verwunschene Atmosphäre. Die alten Steine sind bemoost, der Himmel ist dunkel und das Wasser perlt von den Gesichtern in den Trümmern. Enge Gassen führen durch die Ruinen und ich muss über klitschige Steine auf die höheren Ebenen klettern.
In einem versteckten Raum komme ich zu einer mit Kerzen beleuchteten Buddha Statue, vor der zwei Menschen Knien, eine alte Frau und ein alter Mann. Die Frau reicht mir ein paar Räucherstäbchen und lädt mich ein ein Gebet zu tun und mir etwas zu wünschen, während ich die Räucherstäbchen entzünde. Ich gebe ihnen einen Dollar, bedanke mich, indem ich ihnen mit gefalteten Händen zunicke, und suche meinen Weg nach draußen.








Durch den Regen wirkt diese Ruine sehr mystisch
Durch den Wald kommen wir zu einsamen Tempeln, die auf Lichtungen von kleinen Wassergräben umgeben aus dem Urwald ragen. Viele Frösche hüpfen durch uns aufgescheucht durch das Gras. Ein paar Kinder kommen und wollen uns Mandolinen, Flöten oder Taschen verkaufen.
Es sind nicht so bedeutende Tempel, aber einige Archäologen-Teams sind noch eifrig mit Ausgrabungen beschäftigt, während ich um die Gebäude wandere und die wirklich außerordentlichen Reliefs sehe.


Ich esse mit Glen, Ian und den Schotten zusammen noch mal im Hotel und als Phila und deren Freundin Cheata auftauchen, bitten wir sie noch dazu. Nach ein paar Bier führt uns Glen auch seinen kompletten Hausmanns-Tanz vor, den er in Discos oder Bars immer schon mal angedeutet hatte. Dabei pantomiert er Staubsaugen, Barbecue und Einkaufen; es ist einfach urkomisch.
Der Tag in Angkor Wat war eine besondere Erfahrung!

Wir fahren weit über das Land. Ich möchte mir in einem Dorf etwas die Beine vertreten und wandere etwas die Straße entlang, während der Bus etwas vorfährt. Ich finde eine Frau, die Bananen frittiert, und ich kaufe sofort ihren ganzen Vorrat auf.
Ich liebe frittierte Bananen!
Natürlich werden auch schnell viele Verkäuferinnen aufmerksam, dass ein westlicher Tourist durch die Straßen wandert, und scharen sich um mich. Ich bringe mich wieder in unser Fahrzeug in Sicherheit und verteile die Bananen unter meinen Freunden. Wir kommen durch mehr Dörfer, und Reisfelder, Wälder und Tempel.





Ich esse mit Glen und Ian im „Soup Dragon“ zu Mittag. Dabei Reden wir noch etwas mit der Restaurantbesitzerin; sie erkennt Ian wieder, aber meint, dass sie Glen und noch nicht gesehen hätte, aber ich käme ihr doch etwas bekannt vor. Zum Spaß hake ich noch mal nach, ob sie mich wirklich noch nie gesehen hätte. Ian spinnt die Sache sogar noch weiter und behauptet auf einmal, ich sei ein berühmter deutscher Schauspieler, der gerade seinen neuesten Film fertig gestellt hat, der eine Weltsensation sei, jeder kenne ihn. Ich sei in allen Fernsehwerbungen zu sehen. Plötzlich komme ich ihr bekannt vor und sie ist schwer beeindruckt. Ich schüttle nur den Kopf und lache.
Plötzlich bin ich ein berühmter Schauspieler
Ich gehe mit Glen mittags noch etwas durch Siem Riep, Fotos abholen, etwas über den Markt und etwas trinken.
Inzwischen genieße ich sehr viele Vorteile dabei Mr. Ha, den Hotelmanager, persönlich zu kennen. Wir grüßen uns jedes mal sehr herzlich, wenn wir uns auf dem Hotelgelände begegnen. Ich komme auch sehr schnell an den Wechsel meiner Traveller’s Checkes, die ich an der Hotelrezeption eintauschen kann, und meine Wäsche braucht nicht ganz so lange.
Abends trinke ich mit den Schotten noch ein Bier an der Hotelbar, wo diese gerade dem Barkeeper einige schweinische deutsche Begriffe beibringen, die ich schon die Schotten lehren musste. Es ist der letzte gemeinsame Abend unserer Reise, den wir noch mal mit einem letzten gemeinsamen Dinner feiern, bei dem sogar Nicki und Jenna teilnehmen. Wir gehen noch mal zum Soup Dragon und haben ein tolles Essen. Wobei ich gleich noch Brians und Kevins Bestellung mitfuttere, da sie schon nach ein paar Bissen satt sind. Wir sind ausgelassen und feiern noch gebührend bis elf Uhr. Wir machen noch so viele Fotos von einander wie möglich. Nach dem Dinner wollen die meisten noch zum Karaoke. Zwei Tuk-Tuks bringen uns zum einem Nachtclub und wir werden durch ein par Gänge in einen privaten Raum geführt, der mit Ledermobiliar und Karaokeanlage eingerichtet ist. Wir bestellen uns ein paar Cocktails und singen und grölen noch bis weit in die Nacht.




Es ist Zeit für den Abschied
Nach und nach lösen wir uns auf: Ian geht zuerst mit Brian, der uns noch Lebewohl sagt, denn sein Flug geht schon recht früh am Morgen. Die Kanadierinnen sind nicht mit in die Bar gekommen. Als ich mir mit Mia ein Motorrad zurück zum Hotel teile bleibe nur noch Jane, Kevin und Glen, die ganz versunken in ihr Gegröle zu irgendwelchen Schlagern sind. Am nächsten Morgen erfahre ich, dass sie noch in eine Disco gegangen sind, Kevin plötzlich verschwunden ist und Jane und Glen auf einem Motorrad wieder zurückfuhren. Dabei fiel Jane einmal hinten runter. Glen musste Jane ins Hotel helfen, sie hatte sich nicht verletzt, sie war nur angetrunken. Als Glen in unser Zimmer kam, was ich nicht mehr bemerkte, sagte Jane, so erzählte Glen es mir jedenfalls, dass ich süß aussehe wenn ich schlafe. Wer weiß ob sie sich am nächsten Morgen noch daran erinnert?
Ich stehe besonders früh auf, um noch mit den anderen zu frühstücken. Mein Flug geht erst am Nachmittag, doch Kevin, Euen, Jenna, Nicki, Mia und Becks verlassen Kambodscha schon am Mittag. Sogar Glen steht dafür früher auf.
Dafür dass er bei der Navy ist, ist er ein recht verwöhnter Langschläfer. Er fliegt erst am nächsten Tag, Ian und Jane bleiben noch etwas länger, Ian hatte seine letzte Reise hinter sich und Jane ist auf Weltreise. Sie will noch etwas Kambodscha erkunden, bevor sie die Reise in China fortsetzt.
Das Frühstück ist noch mal sehr traurig schön, und wir verabschieden uns gebührend. Zum Abschied gebe ich jedem der Mädchen noch zwei Küsse auf die Wangen, wie es in Deutschland eigentlich üblich ist oder war. Sie finden die Tradition jedenfalls toll.
Dann sind nur noch Ian, Glen, Jane und ich übrig. Ian empfiehlt uns noch für den Vormittag den Besuch des Landminenmuseum. Thematisch knüpft es sehr an die Erfahrung mit dem Horror der Herrschaft der Roten Khmer an.


Wir gehen in der Stadt etwas in der „Cambodian Kitchen“ essen, wo wir uns auch mit Ian verabredet haben. Er probiert Kartoffelgratin mit Huhn und Schinken, das ich mir mal so zusammenstellen gelassen habe. Ich genieße noch einmal das khmerische Curry mit soviel Reis ich essen kann. Wir plaudern noch etwas über die Höhepunkte der Reise und unsere Pläne.
Dann verabschiede ich mich ins Hotel, wo ich mich der Herausforderung stellen will, meine Sachen und die noch zusätzlichen Souvenirs in meinen Trekkingrucksack zu bekommen. Es klappt ganz gut. Für halb fünf habe ich Mr. Ha gebeten ein Taxi für mich kommen zu lassen, doch ich habe noch eine halbe Stunde Zeit. Es beginnt wieder der Monsun, es regnet in Strömen.
Kambodscha hat mich sehr geprägt
Ich stehe auf einer überdachten Terrasse und schaue in den Regen, dann gesellt sich Mr. Ha zu mir und wir sprechen über dies und das, Kambodscha und Deutschland. Mr. Ha ist sehr angetan von den Deutschen und er lobt mein Englisch. Ich erzähle ihm von meinen Eindrücken von Kambodscha und dem Wandel, den das Land nun vor sich hat.
Sobald Mr. Ha zur Rezeption gerufen wird gehe ich noch ins Restaurant, wo ich Cheata bei ihrem Essen etwas Gesellschaft leiste. Neben sich hat sie die Fotos, die sie den letzten Tag in Angkor Wat aufnahm. Nebenbei lernt sie etwas Japanisch. Kurz darauf kommt noch Phila zu uns, dann auch Glen.
Als Glen Cheata damit beeindruckt, dass er auch etwas Japanisch spricht krame ich noch etwas in meinen Griechischkenntnissen und schreibe die Namen aller Anwesenden auf Griechisch auf ein Blatt Papier, was sie sehr beeindruckt. Den Zettel schenke ich Phila.
Der Regen hört nun etwas auf und mein Taxi fährt auf den Hof. Ich frage Cheata noch, ob ich mir drei von ihren Fotos aussuchen dürfe. Dann verabschiede ich mich von Jane, die pünktlich angespurtet kommt, Ian und Mr. Ha. Ich sage Lebewohl zu Glen, wobei wir uns natürlich gegenseitig noch einladen jederzeit auf einen Besuch zu kommen. Dann verabschiede ich mich noch von Cheata und Phila. Wir haben natürlich auch Telefonnummern und E-mail Adressen getauscht. Ich gebe Cheata die Küsse auf die Wangen, und sie bleibt vor Überraschung erstarrt stehen wie eine Salzsäule. Phila wehrt sich etwas, bekommt aber trotzdem ihre Küsse und wird knallrot. Alle drumherum lachen. Ich steige ins Taxi, vergesse beinahe noch den Zimmerschlüssel in meiner Tasche, dann bringt mich das Taxi zum Flugplatz von Siem Riep, von wo ich wieder mit einer Turboprop nach Bangkok und im Anschluss mit einer Maschine nach Frankfurt komme.