Tagebuch Eintrag
Für Überlandreisen gibt es in Sri Lanka ein paar Optionen: der Linienbus, der Zug oder ein teures Taxi. Der Bus ist uns zu klein und eng für die lange Fahrt. Der Zug ist günstig. Es gibt drei Klassen. Aber Züge mit der Luxusklasse fahren nur wenige.
Der Hauptbahnhof in Colombo ist Colombo Fort. Von hier aus gibt es Linien nach Süden (Galle, Matara), in die Berge (Kandy, Ella), nach Norden (Anuradhapura, Vavuniya), nach Osten (Trincomalee, Batticaloa) und es gibt Sonderlinien nach Puttalam und ins Kenali-Tal (Avissawella).
Für die 1. Klasse muss man Tickets online buchen, für die Klassen 2 und 3 kann man nur Fahrkarten am Schalter kaufen. Ob die wohl schnell ausgebucht sind?
Sobald uns das Taxi raus in das Gewusel der Menschenmenge entlässt stelle ich mich sofort an, um hoffentlich gute Sitzplätze zu bekommen. Doch die gibt es für die 2. Klasse nicht!
Wir sind früh gestartet und haben noch Zeit, bis unser Zug kommt. Sara und ich durchstreifen den Bahnhof, um noch ein paar Snacks für die Fahrt zu kaufen. Im Kiosk finden wir seltsame Samen, die in Bananenblätter gewickelt werden. Ein Mann erklärt uns, dass man diese Nüsse kaut und ausspuckt. Ich vermute, dass es Betelnüsse sind.
Anderes Land, andere Snacks
Es warten nicht so viele Leute am Bahnsteig. Es ist Samstag. Hoffentlich fahren heute nicht viele Menschen mit dem Zug, wenn sie nicht arbeiten müssen. Zwischendurch hält der ein oder andere Zug auf unserem Gleis, aber niemand steigt ein. Unser Zug hat offenbar Verspätung, aber es gibt keine Ansage.
Der Bahnhof gibt mir das Gefühl, eine Zeitreise in die 1960er Jahre gemacht zu haben.
Woher die Leute wissen, wann genau der verspätete Zug der Küstenlinie ankommt, habe ich erst später herausgefunden. Über die Webseite und App von RDMNS.lk gibt es mehr oder weniger zuverlässige Meldungen zu Zugverbindungen. Dieser Zug scheint immer eine Verspätung von etwa einer Stunde zu haben.
Wie aus dem Nichts tauchen aber plötzlich hunderte Leute auf. Wo kommen die denn her? Was wollen die in unserem Zug? Alle stürzen auf die sich öffnenden Türen. Netterweise helfen uns Backpacker aus Österreich dabei, unsere Sachen in einen der Waggons zu bekommen.
Der Zug ist in wenigen Minuten randvoll. Wo wollen die Leute denn am Wochenende alle hin? Es scheint, als besuchen die Menschen ihre Familien in den Küstenstädten.
Es ist nicht nur eng durch all die Passagiere. Alle fünf Minuten quetscht sich jemand durch, der Bananen, Gebäck oder Wasser verkaufen möchte.
Immerhin haben wir einen Platz ergattert, auf dem Maryam und Leon sitzen können. Der Kleine schläft schnell ein. Die Hitze in dem Waggon ist seinem Fieber nicht sehr hilfreich. Aber er ist tapfer und beschwert sich nicht.
Aus den Fenstern können wir das Meer sehen. Die Bahnlinie folgt der Küste bis hinunter nach Galle.