Tagebuch Eintrag

Ich bin auf einer Reise durch Indochina. Thailand und Laos habe ich bereits gesehen. Nun habe ich die Grenze zu Vietnam überquert. Das Bild wandelt sich sehr. Die engen Bergstraßen sind hier im Ausbau und es herrscht viel Verkehr. Wir fahren an einer sehr tiefen Schlucht entlang. Das lässt die Autos aber keineswegs vorsichtiger fahren. Sie schlängeln sich an allem nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht vorbei. Auch wenn sie dadurch dumme Pattsituationen auslösen, durch welche keiner mehr vorbeikommt.

Wir verlassen das Bergland nach einer langen Serpentinenfahrt durch den Dschungel und kommen in die offene Ebene. Hier gibt es Reisfelder bis zu den Bergen am Horizont und kleine Städte. Bunte Friedhöfe liegen am Straßenrand, und wir passieren auch öfters Soldatengrabmäler.

Der Verkehr ist kriminell. Jeder hupt, sei es Motorrad, Auto, Bus oder schwerer LKW, sowohl wenn er hinter einem her fährt, auch wenn er nicht überholen will. Und wenn er überholen will hupt er erst recht und wenn jemand entgegenkommt wird das Horn natürlich auch benutzt.

Allein in der ersten Stunde in Vietnam beobachte ich drei Unfälle

Innerhalb der ersten Stunde auf der Hauptstraße beobachte ich drei Unfälle passieren: immer Motorräder, die im Gedränge aneinander geraten. Vor Müdigkeit von der langen Fahrt versuche ich zu schlafen, doch das ständige Hupen, besonders das von überholenden Bussen beschert mir jedes Mal wieder beinahe einen Herzinfarkt.

Der Verkehr in Vietnam ist berühmt – berüchtigt!

Trotz allem sieht das Land aus wie neugeboren – das ist jedenfalls mein erster Gedanke. Ruinen sind überwachsen, es gibt unzählige Baustellen und frische Häuser. Alle hundert Meter sieht man einen Vorrat an Ziegeln, Zement und Brettern. Straßen werden ausgebaut.

Die Menschen, besonders die Frauen, haben hier die Angewohnheit sich mit Tüchern zu verschleiern. Damit soll ihre Haut möglichst vor der Sonne geschützt werden, denn eine weiße Haut gilt als Schönheitsideal.

In diesem Land herrscht der Kommunismus – und die anti-amerikanische Propaganda

Die Straßen sind flankiert von Fahnen und Flaggen des Landes, ein gelber Stern auf rotem Grund, und von Flaggen des Kommunismus, gelbe Hammer und Sichel auf rotem Grund. An den Straßenseiten gibt es gemalte Propagandaplakate, die Familien zeigen, Bauern, Handwerker und Ingenieure, und daneben das Bild eines Parteiführers. Auf einem Plakat ist ein abstürzender B-52 mit USA-Aufschrift gemalt, darunter die jubelnde Menge.

Trotz des Kommunismus gibt es hier aber noch immer viele Tempel, der Plan die Religion abzuschaffen war gescheitert und aufgegeben worden. Die Menschen sind weiter Buddhisten und Animisten.

Erst abends um acht kommen wir im Dunkeln in Ninh Bình an, wo wir übernachten werden.

Ratten sind eine Delikatesse in Vietnam!

Hier haben wir erstmals das Vergnügen richtiger vietnamesischer Kost. Eine Sitte in Vietnam ist es jeden Müll, Servietten, Dosen etc. einfach auf den Boden oder die Straße zu schmeißen. Nachts wird dann alles wieder aufgeräumt. Das Essen ist gut, auch wenn Glenn einen etwas anderen Schweinespieß erwartet hätte. Das „Fleisch“ ist jedenfalls ein kleiner brauner haariger zäher Knuppel. Lecker. Ratte!

Er probiert immerhin zwei kleine Bissen bevor er es angeekelt wegschmeißt. Die Nudeln und das Gemüse sind jedoch äußerst lecker. Eine weitere Spezialität hier ist auch der Limonensaft. Er wird gepresst, heiß gemacht und dann mit Eis serviert.

In der Ferne hören wir Lautsprecherdurchsagen auf Vietnamesisch zu den Leuten sprechen. Die kümmern sich jedoch nicht sonderlich darum.

Nachdem wir gegessen haben pilgern wir mit unserem Gepäck zum Hafen, wo wir eine Fähre zur Insel Cat Ba nehmen. Die Fähre ist ein alter Äppelkahn, der zum Platzen voll mit Leuten ist. Als reiche Touris bekommen wir natürlich ohne Schwierigkeiten einen Sitzplatz. Unser Hauptgepäck bleibt jedoch bei unserem Busfahrer in Haiphong, den wir am nächsten tag schon wieder treffen werden. Wir haben jetzt nur Handgepäck bei uns.

Nachdem der Kahn abgelegt hat zwänge ich mich aus der Kabine und stelle mich an den Bug, um zu sehen wie die Fähre dem Fluss folgt. Auf jedem Gang ist noch Ladung verstaut: Käfige mit Hühnern, Kisten, Fahrräder… Auf dem Dach geselle ich mich zu den anderen, die hierher gefunden haben. So voll das Schiff auch ist, das Dach haben wir komplett für uns.



Die Sonne knallt auf uns, aber der Fahrtwind kühlt. Auf dem Fluss fahren viele Sandschlepper, die Sand für die Zementproduktion aus dem Fluss schaufeln, und auch ein paar Kanonenboote kommen uns entgegen. Wir machen nur noch einen Halt an einem kleinen Dock, an dem der Großteil der Passagiere von Bord geht. Laut preisen am Haltesteg Händler ihre Waren an, besonders als sie uns sehen.

Schließlich erreichen wir das Meer. Ich stelle mich wieder an den Bug. Wir fahren an einer Insellandschaft vorbei und passieren viele kleine Holzboote und Fischer, die mit den winzigen Nachen auf hoher See ihr Glück versuchen. Wie alle tragen auch sie die großen Reishüte, um sich vor Sonne und Regen zu schützen.



Schließlich erreichen wir Cát Bà, versteckt zwischen ein paar anderen Inseln, innerhalb der berühmten Halong Bucht (Vịnh Hạ Long). Einst war es ein Piratennest, jetzt ist es eine Touristenhochburg. Dieser Ort ist aber auch unvergleichbar schön.

Die Insel ist klein, hat nur ein paar kleine Berge, drei Strände, ein paar kleine Hotels und Bars. Der kleine Hafen ist gefüllt mit kleinen Fischerbooten und Holzfähren. Immerhin ist der Verkehr hier nicht so schlimm.





Ich überrede Glen mit zum Strand zu kommen. Man hat uns die Richtungen gezeigt, und gesagt welche Strände mehr oder weniger besucht seien. Das ist auf der Insel natürlich relativ. Der Strand, zu dem wir wandern ist kaum besucht. Glen meinte schon ich hätte den Weg verfehlt, aber es zeigt sich dass ich Recht habe. Der schöne Sandstrand ist umgeben von zwei kleinen Felsvorsprüngen mit deutlichen Spuren von Lava, regelrecht versteinerte Wellen. Ich springe sofort ins Wasser, das zu meiner Überraschung keinen Deut kälter ist als die heiße Luft. Ich schwimme etwas raus und auf die nächstgelegene Insel zu. Neben mir sehe ich drei andere Leute dieselbe Richtung schwimmen.

Ich schwimme meinen Weg und muss ab und zu einem Schiff ausweichen, das meine Richtung kreuzt.

Wir begrüße eine kleine Familie, als ich die Insel erreiche. Es sind zwei Spanier mit ihrer Tochter. Sie stellt sich vor als Monica. Wir krakseln barfuss auf der Insel umher. Die Steine sind spitz und scharf wie Messer, an geborstenen Muscheln schlitze ich mir die Füße auf, sodass meine Füße aus unzähligen Schnitten bluten. Die Insel hat keinen Strand, die Felsen gehen steil in die Luft, wir können nur auf ein paar Felsen um die Insel laufen. An einem Felsen krabbeln Millionen kleiner Krabben.



Schließlich versuche ich wieder ins Wasser zu kommen, denn überall sind die Steine scharf. Und unter Wasser gibt es noch viel mehr Steine, nur knapp unter der Oberfläche, an die ich schlage, bis wir endlich wieder das offene Mehr erreichen. Die ganze Strecke zurück plaudere ich mit Monica über Vietnam, ihre Reiseroute und meine, das Leben in Spanien und, es stellt sich heraus, dass sie sogar etwas Deutsch spricht.

Am Strand stelle ich sie noch Glen vor, der die ganze Zeit nun schon auf mich gewartet hat und auf unsere Sachen aufpasste. Er hat in der Zwischenzeit schon zwei bemerkenswerte Schlachtschiffe aus Sand gebaut. Er ist sichtlich beeindruckt, dass ich gleich aus dem Wasser eine hübsche Spanierin gefischt habe. Wir verabreden uns für abends in einer Bar.



Während des Sonnenuntergangs gehen Glen und ich wieder zurück in die Stadt um ein Lokal zum Dinner zu finden. Unterwegs gabeln wir Brian auf, der grade an einem Tiger Beer sitzt. In dem Lokal gibt es auch Schildkröten, Haie etc. Mir reicht ein Stück Thunfisch.

Abends gehen wir dann in die Bar, welche gerade Happy Hour feiert. Doch die Cocktails sind nur mäßig und teuer (für Vietnam).



Morgens brechen wir schon wieder früh auf und gehen zum Hafen, um uns ein Holzboot zu besorgen und die Inselwelt zu erkunden. Die Boote sind immerhin zweistöckig, aus dunklem Holz, mit verzierenden Mustern und Drachenköpfen als Galionsfiguren. Nicki und Brian sind heute recht schlecht gelaunt: Nicki sind sechzig Dollar aus dem Rucksack geklaut worden, Brian hat seine Brille im Südchinesischen Meer versenkt.

Die Fahrt ist traumhaft, das Wasser smaragdgrün, und überall um uns herum steigen kleine Inseln aus dem Wasser. In einer Lagune halten wir und schwimmen etwas. Ich schwimme beinahe bis zum Strand einer größeren Insel, doch ist die Entfernung so groß, dass ich zuliebe unseres nachmittags eher wieder zurückkehre. An der Bootswand schlitze ich mir wiedermals die Füße auf.



Wir fahren zu einer weiteren Insel, in welcher es eine riesige Tropfsteinhöhle gibt. Die Höhle ist klasse, und bietet die abstraktesten Strukturen, doch leider zu viele chinesische Touristen.

Vom Ausgang der Tropfsteinhöhle, die etwa hundert Meter im Fels über dem Meeresspiegel liegt haben wir einen grandiosen Ausblick über das Meer.


Schau dir mehr von meiner jugendlichen Rucksackreise durch Indochina an!

Eine erste Rucksack-Reise Erfahrung in Südostasien

2004 🇹🇭 🇱🇦 🇻🇳 🇰🇭



Wir fahren mit dem Schiff wieder eine Zeit lang, bis wir wieder zu einer schönen Lagune kommen und wieder vom Boot springen.

Inzwischen bereitet die Mannschaft ein Essen vor, wie wir es so schnell nicht wieder vergessen werden.

Es gibt Fische, Garnelen, Frühlingsrollen, Reis, Gemüse und kleine Tintenfische. Besonders den Fisch mit Stäbchen auseinander zunehmen ist eine Herausforderung, die meine bisherigen Fertigkeiten mit den Esshölzern auf die Probe stellt.



Durch Halong Bay, der Inselwelt hier, kommen wir wieder an Land, wo wir unseren Busfahrer und vor allem unser Gepäck unversehrt finden. Wir machen uns auf in Richtung Hanoi. In dieser Stadt werden wir noch viele Dinge erleben.

Unterwegs lasse ich mir von unserem Guide wieder ein wenig von der Sprache beibringen, Worte und kleine Sätze aus dem täglichen Gebrauch, die doch unheimlich wirkungsvoll sind. Nur die Schrift ist schwierig:


Xin chào – Hallo

Bạn dạo này thế nào? – Wie geht es dir?

Cảm ơn tốt – Danke gut

Đoàn tụ – Wiedersehen

Cảm ơn – danke

Không, cảm ơn – nein danke

Tạm biệt – Leb wohl

E moi – hier! (Aufmerksamkeit)

Nước – Wasser

Bao nhiêu? – Wieviel (kostet das)?

Kể từ khi qua – zu teuer

Oi cha oiii – oh mein Goooott

Die Zahlen sind beinah einfach:

1-10: một, hai, ba, bốn, năm, sáu, bảy, tám, chín, mười.

11: mười một

12: mười hai

20: hai mười

21: hai mười một

100: trăm

1000: ngàn

9999: chín ngàn chín cham trăm mười chín



Wir machen unterwegs an zwei Stellen halt. Zuerst an einer Porzellanmanufaktur, die wunderschöne Vasen, Teller und weitere Porzellanwaren herstellt. Ton wird geformt und in fester Form künstlerisch von den Frauen mit feinen Linien und den schönsten Mustern bemalt.

Die, welche nicht ganz in ihre Arbeit vertieft sind lächeln mir zu, als ich über ihre Schultern blicke.

Über uns öffnet sich wieder Mals der Himmel und der Monsun ertränkt uns beinahe.



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