Tagebuch Eintrag
Die Hauptstadt Hanoi war extrem beeindruckend. Nach der langen Zugfahrt von dort bis nach Hue tun mir alle Knochen weh. Mit Tuk-Tuks kommen wir zum hübschen Hotel nahe der Zitadelle von Hue. Es ist recht abseits der Innenstadt, es ist hier schön ruhig. Nach einem kleinen Frühstück gehe ich mit Glen, Jane und den Schotten mal wieder einen Markt besuchen. Er stinkt von in der Sonne liegenden Fleisch, Geflügel und Fisch. Wir kämpfen uns schnell durch den Lebensmittelmarkt.
Euen und Kevin werden von einem Mädchen angesprochen, das für sie eine Rasur machen will. Ihr kleiner Barbierladen ist gleich nebenan. Die Schotten wollen weiterziehen doch dem Mädchen fallen tausend Gründe ein, warum eine Rasur nötig ist, auch ein Haarschnitt wenn man will.
Sie folgt uns über den ganzen Markt, gibt uns Kauftipps und Preisempfehlungen, feilscht sogar für uns um ein paar Waren.
Ich kaufe mir zwei Seidenhemden mit Drachen und vietnamesischen Symbolen draufgestickt. Ich feilsche um die Hälfte runter. Hier gibt es erstmals Bettler, Kinder, die mit ausgestreckten Händen neben uns her laufen. Als wir auf dem Markt fertig sind geben die Schotten nach und lassen sich von dem Mädchen rasieren. Ich warte und beobachte den Markt. Es ist Mittag und die jungen Familienmitglieder versorgen ihre Eltern und Verwandten, die am Stand die Stellung halten, mit Suppen und Reis.


Wir überqueren den „Parfüm-Fluss“, der seinen Namen duftenden Pflanzen am Ufer verdankt, und kommen in die Innenstadt. Obwohl es einst die wichtigste Stadt des Reiches war ist Hue ist heute nur eine Kleinstadt. Ein Vietnamese redet uns an, erklärt uns sein Sohn lerne Englisch, er selbst wolle auch gerne sein Englisch trainieren und ein bisschen über unsere Länder erfahren. Er ist recht beeindruckt als wir ihm aufzählen, dass wir aus England, Schottland, Australien, Neuseeland und Deutschland kommen. Wir gehen über die Straße in etwas das entfernt Ähnlichkeit mit einem Restaurant hat. Immerhin gibt es in diesem offenen Raum ein paar Stühle und Tische.
Wir holen uns einfach nur ein paar Flaschen Wasser, während unser Freund redet wie ein Wasserfall und sich ein Bier bestellt. Da es Mittag ist werde ich langsam hungrig und bestelle mir ein paar „fried noodles“. Ich will gar nicht in die Küche gucken, denn der ganze Laden schaut mir etwas suspekt und keinen hygienischen Normen gerecht werdend aus. Doch die Nudeln sind superb. Sie sind knusprig gebraten und in einer guten Sauce. Mit den Stäbchen kämpfe ich mich durch einen Riesenteller.
Der Parfüm-Fluss von Hue
Der Parfüm-Fluss, auf Vietnamesisch Sông Huong oder Huong Giang (Hán Tu: 香江), ist ein malerischer und historisch bedeutender Fluss, der durch die Stadt Hue in Zentralvietnam fließt. Mit einer Länge von etwa 30 Kilometern entspringt er aus zwei Quellflüssen – Ta Trach und Huu Trach – im Truong Son-Gebirge und mündet schließlich in die Tam Giang-Lagune und das Südchinesische Meer.
Der poetische Name „Parfüm-Fluss“ hat mehrere Ursprungslegenden. Eine der bekanntesten besagt, dass im Frühling duftende Blüten und Pollen von Obstgärten und Pflanzen entlang des Flusses ins Wasser fielen und beim Treiben einen süßen Duft verbreiteten
Eine andere Theorie verweist auf den Transport von wohlriechenden Edelhölzern über den Fluss, die ebenfalls zur Namensgebung beigetragen haben könnten.
Auch das Vorkommen von duftendem Gras (Acorus) entlang der Quellbäche wird als Erklärung genannt.
Der Parfüm-Fluss ist nicht nur ein Naturwunder, sondern auch ein kulturelles Symbol. Er fließt vorbei an kaiserlichen Gräbern, Pagoden wie der berühmten Thiên-Mu-Pagode, und durch die historische Zitadelle von Hue. Der Fluss inspirierte zahlreiche Gedichte und Lieder, darunter das bekannte „Ai ra xu Hue“, das die Sehnsucht nach der Stadt und ihrem Fluss besingt.
Quelle: Wikipedia, Localvietnam, Horizont-Vietnamreisen, Copilot
Wir haben viel Spaß mit dem Vietnamesen. Um drei Uhr müssen wir jedoch wieder den Rest der Gruppe treffen, um die Zitadelle und den Kaiserpalast von Hue zu besuchen. Unser neuer Guide für Hue kommt mir vor wie ein durchgeknallter Teenager. Er ist total aufgedreht und ewig am kichern. Dabei ist er dreißig.
Wir machen zuerst wieder eine Cyclo-Tour um die Zitadelle herum, um uns Stadtmauern und Türme anzuschauen, aber auch die Bewohner, die hier kleine Felder für Salat und Gemüse anbauen. Wir wandern über die Mauern, die noch mit Einschusslöchern übersäht sind. Ab und zu sieht man noch ganze Projektile oder Granatsplitter in der Wand stecken.
Von einem Tor, das genauso mit Unkraut überwachsen ist wie die Mauern, haben wir einem tollen Ausblick über die alte Kaiserstadt. Es ist wirklich ein ruhiges kleines Städtchen, das umsäumt ist von der Küste und den Bergen.
Die Cyclofahrer setzen uns zwischen der alten Zitadelle und dem roten Fahnenplatz ab. Wir verabschieden uns von unseren Fahrern und erkunden die Zitadelle. Diese hat drei Tore, für die Heerscharen des Königs zwei und das in der Mitte für den König selbst, wie uns der sehr vorpubertär wirkende Guide erklärt. Schwul ist sei er nicht, erklärt der Guide, er sagt er hätte Familie. Scheinbar muss er das extra erwähnen.



Die Geschichte der ehemaligen Kaiserstadt Hue
Hue liegt am Parfüm-Fluss in Zentralvietnam und war über Jahrhunderte das politische, kulturelle und spirituelle Zentrum des Landes. Ihre Geschichte ist eng mit der Nguyen-Dynastie verbunden, der letzten vietnamesischen Kaiserdynastie.
Im Jahr 1802 wurde Huế zur Hauptstadt Vietnams, als Kaiser Gia Long die Nguyen-Dynastie gründete. Er ließ die imposante Kaiserstadt (Zitadelle) errichten – ein gewaltiger Komplex aus Palästen, Tempeln und Verwaltungsgebäuden, inspiriert von der Verbotenen Stadt in Peking.
Huế blieb bis 1945 die Hauptstadt des Kaiserreichs. In diesem Jahr dankte der letzte Kaiser, Bao Đai, ab, und die Monarchie wurde abgeschafft.
Während der französischen Kolonialzeit und später im Vietnamkrieg erlitt die Stadt schwere Zerstörungen, insbesondere während der Tet-Offensive 1968, bei der viele historische Bauwerke beschädigt oder zerstört wurden
Trotz dieser Verluste ist Hue heute ein Symbol für das kulturelle Erbe Vietnams. Die Kaiserstadt und die kaiserlichen Gräber südlich der Stadt gehören seit 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Dank umfangreicher Restaurierungsarbeiten erstrahlen viele Bauwerke wieder in neuem Glanz
Hue gilt heute als Stadt der Poesie, Musik und Spiritualität – ein Ort, an dem die Vergangenheit lebendig geblieben ist.
Quelle: Asian-Lifestyle, Copilot
Die Zitadelle ist ziemlich marode, aber noch mit wunderschönen Farben und Bildern. Innerhalb der Mauern liegen die Paläste der Königsfamilie und die Bibliothek. Alles ist mit wunderschönen Parkanlagen versehen.
Doch zwischen den Mauern sieht man auch wieder ganze Löcher von Einschüssen. Auf einer Wiese sehe ich noch schnell die Spitze einer Schlange verschwinden. Neben Kobras gibt es hier nicht viele Schlangen.
Wir verabreden uns abends in einem indischen Restaurant in der Innenstadt Hues. Dem Flair der Kleinstadt kommt es auch zugute, dass der Verkehr hier nicht so mörderisch ist wie auf längeren Fernstrecken oder in den großen Städten.
Der Inder ist ein wunderschönes kleines Lokal. Lady Jane, wie ich sie wegen ihres Lady-Haften Erscheinen hin getauft habe, und ich bestellen das extra große Menü, das nahezu von allem etwas bietet. Dazu gibt es Rum-Cola, die es hier sehr billig gibt. Zur Feier des Tages trage ich eins meiner gekauften Seidenhemden. Es ist schwarz, verziert mit aufgenähten roten und goldenen Symbolen und einem Drachen.
Nicht nur mir gefällt es, zu meinem Stolz zieht es auch die Bewunderung aller anderen auf sich. Während wir essen streicht noch ein Mann durchs Lokal, der Visitenkarten für seine belgische Bar an die Leute verteilt.
Wir lassen es auf einen Versuch ankommen und lassen uns von dem Angebot kostenlosen Poolbillards und Kartenspielen anlocken. Es ist schon wieder acht Uhr abends und damit mitten in der Nacht für Asiaten.
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Die Bar ist absolut verlassen. Wir bestellen allesamt Bier oder Cocktails und spielen etwas Billard. Glen und ich verlieren jämmerlich gegen Euen und Kevin, wobei meine verkorksten Stöße eher einem Fluch zugrunde zu liegen scheinen. Ich spiele später mit Kevin und den Mädchen noch ein paar gemischte Spiele, in denen es nur mäßig besser funktioniert. Alle bis auf Kevin, Lady Jane, Becks (wie Rebekka nun umgetauft wurde) und mir verschwinden schon um halb elf.
Nebenbei, ich erhielt den Namen Sandy von den Schotten, in ihrem Dialekt der Name für Alex. Die Aussies nennen mich weiterhin Alec.
Mit Becks zusammen nehme ich mir kurz nach elf auch zwei Cyclos, die uns nun nachts gemächlich ins Hotel radeln. Die Nacht ist warm, nur ein warmer Wind weht durch die verlassenen Straßen. Die Mauern und Tore sind gespenstisch, nur ab und zu hopst mal eine Ratte über die Straße.