🇻🇳 Hanoi – Die überwältigenden Eindrücke von Vietnams Herzen


Tagebuch Eintrag

Nach dem entspannten Aufenthalt in der berühmten Halong-Bucht kehren wir um, damit wir Hanoi erreichen. Daran sind wir zuvor vorbeigefahren. Wir machen unterwegs an zwei Stellen halt. Zuerst an einer Porzellanmanufaktur, die wunderschöne Vasen, Teller und weitere Porzellanwaren herstellt.

Ton wird geformt und in fester Form künstlerisch von den Frauen mit feinen Linien und den schönsten Mustern bemalt. Die, welche nicht ganz in ihre Arbeit vertieft sind, lächeln mir zu, als ich über ihre Schultern blicke.

Über uns öffnet sich wieder Mals der Himmel und der Monsun ertränkt uns beinahe.



Zum Zweiten machen wir Halt in einer Stätte, die behinderten Kindern ein gutes Leben ermöglicht. Von einem kleinen Projekt aus entwickelte sich eine kleine Schule zu einem schönen großen Kunstmanufakteur. Hier werden behinderte Kinder aufgenommen und versorgt. Sie können zur Schule gehen und lernen auch zu nähen, zu malen, Schmuck zu fertigen oder wunderschöne Stickereinen herzustellen.

Diese Sachen werden dort verkauft und sind zugegeben von einer Kunstfertigkeit, wie ich sie in ganz Vietnam nicht mehr gefunden habe. Man kann den Kindern und Jugendlichen bei ihrer Arbeit zuschauen. Alles ist sauber, sie selbst tragen weiße Hemden und schwarze Hosen.

Ihre Arbeit ist wunderschön. An die siebenhundert Kinder sind so versorgt!

Ich schlendere durch die Reihen nähender Kinder, die mir zuwinken oder mich nicht bemerken. In einem offenen Raum in der Mitte der großen Halle liegen einige der schönen Sachen zum Verkauf und ich schaue mich um. Gleich werde ich von einer hübschen Verkäuferin angesprochen, die mich etwas herumführt. Es dauert nicht lange und wir flirten miteinander. Ihr Name ist Hau. Sie ist wirklich entzückend. Ich verlasse den Ort mit einem Bild, ihrer Telefonnummer und einem Lächeln.


Vietnam wirkt überraschend modern, aber die Narben des Krieges mit den USA sind noch immer zu sehen


Am frühen Abend erreichen wir Hanoi. Der erste Eindruck, den wir bekommen ist der einer Hauptstadt des vietnamesischen Verkehrs gerecht werdend. Ein Schwarm aus Millionen Motorrädern saust über die Straßen. Diese zu überqueren ist nur auf eine Art möglich, wie Euen so treffend sagt: „Dont’ look, just go“. Und man hofft, dass die Motorräder wirklich alle rechtzeitig ausweichen.

Ich ziehe abends noch mit Ian und Glen durch die Stadt und bekomme erstmals einen Rückfall zum westlichen Essen. In einem Western Restaurant bekomme ich außerdem das beste Tiramisu meines Lebens. In der Funky Monkey Bar amüsieren wir uns noch ein bisschen bis nachts und düsen dann mit Motorrollern zurück zum Hotel.



Zum Frühstücken gehen wir in eine Art Restaurant namens Koto, das von der Reiseleitung unterstützt wird, in dem sie uns immer dorthin führen. Auch Koto ist eine soziale Einrichtung, vor einigen Jahren von einem Australier gegründet mit dem Ziel die Kinder von der Straße zu holen und ihnen die Möglichkeit einer Ausbildung in der Gastronomie und auch zur Schule zu geben. Die “soziale Einrichtung” ist jedoch kaum als solche zu erkennen, vielmehr erinnert es an ein Nobelrestaurant.

Von innen und sogar von außen macht es einen feinen Eindruck, und es ist schön eingerichtet. Für dreieinhalb Euro bekommt man ein riesiges und gutes Frühstück, Pfannkuchen, Frühlingsrollen, Omelette, Kuchen, Brot und Früchte so viel man will. Die jugendlichen Kellner/Innen tragen östliche Uniformen und sind ausnahmslos äußerst zuvorkommend.


Natürlich besuche ich den „Vater“ Vietnams: Ho Chi Minh



Ein Monument will ich jedenfalls sehen, denn es verbindet das alte und das neue Vietnam: das Mausoleum des Viet Kong Anführers und Grründungsvaters des heutigen kommunistischen Staates: Ho Chi Minh. Offiziell spricht man von ihm als „Onkel Ho„.

Die Sicherheitsmaßnahmen sind beeindruckend. Wir dürfen nichts Metallisches, Waffenähnliches oder Aufnahmegeräte mitnehmen. Ha bleibt draußen und verwahrt unsere Sachen. Sie ist recht beeindruckt als ich ihr neben meinem Fotoapparat noch mein kanadisches Jagdmesser in die Hand drücke.

Endlos müssen wir in einer Schlange stehen. Vor uns sind eine uniformierte Gruppe kleiner PfadfinderInnen, die mich neugierig beäugen und kichern. Hinter uns steht eine große Gruppe uniformierte japanischer Touristen mit roten Mützen und Führer. Sicherheitsbeamte lassen aber keine Chance aus uns Westler in der Sonne brutzeln zu lassen, in dem sie die Schlange immer bei uns wieder anhalten um Platz für eine aus einer anderen Richtung zu machen.

Als wir Onkel Ho’s Grabhaus endlich erreichen ist es eine Erfrischung, denn hier gibt es Klimaanlagen. Die Besucher können hier der Schlange folgend an Soldaten vorbei Treppen hoch und in einer Runde um seinen Sarg gehen. Etwas bleich liegt Onkel Ho mit grellen gelben Scheinwerfern angeleuchtet in einem großen kahlen Marmorraum in einem mit Kissen und Decken versehenen Glassarg. Über seinem Sarg hängen die vietnamesische und die kommunistische Flagge.


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Wieder im Freien besichtigen wir nun Onkel Ho’s“ Palast (in dem er nie gelebt hat), sein Auto und sein Büro. Und seinen Park. Und sein Museum. Meine Führerin Ha macht ihre Sache glänzend. Mittags treffen wir sie nochmals für eine Cyclo-Tour durch Hanoi. Es gibt hier generell nur wenige Möglichkeiten sich fortzubewegen. Man kann zu Fuß gehen, doch auch mit Karte habe ich mich innerhalb weniger Straßen gnadenlos verlaufen. Ich habe auch einmal einen Bus gesehen, doch wo der hält und wohin er fährt wissen nicht einmal die Vietnamesen. Dann gibt es Cyclos, kleine Fahrradrikschas, bei denen der Kunde jedoch vorne und so in der ersten Reihe Auge in Auge mit dem Verkehr sitzt. Er ist so immerhin der erste den es erwischt. Diese Cyclos sind bequem und billig, jedoch jämmerlich langsam. Schneller sind da die Motorradtaxis. Man erkennt sie nicht als solche aber die Fahrer quatschen einen alle 30 Sekunden von selbst an, wenn man durch die Straßen läuft.

Man kann auch irgendeinen Motorradfahrer ansprechen, eigentlich ist jeder Besitzer eines Rollers ein Taxi. Diese Roller sind schnell und riskant. Beim Schlängeln durch den Verkehr zieht das eigene Leben genauso schnell vorbei wie die roten Ampeln.

Und es gibt noch normale vierrädrige Taxis. Diese sind sauber, doch mit jedem Taxi hatte ich Ärger. Ein Taxi sollte mich zu einem Kameraladen bringen, fand jedoch weder die Adresse noch den Weg auf der Rückseite des Visitenkärtchens. Letztendlich kam es doch mit unserer Hilfe an, aber in einer Schneckengeschwindigkeit und ich stritt mich zehn Minuten lang mit dem Fahrer, denn ich weigerte mich den vollen Preis zu zahlen. Mit Erfolg.



Der nächste Taxifahrer soll mich zum Hanoi Hilton bringen – einem Gefängnis aus der französischen Kolonialzeit. Er setzte mich jedoch am Museum für Ethnologie ab.

Der letzte Taxifahrer will dann auf einmal viertausend Dong mehr haben als auf seinem Taxameter stand. Netter Versuch…

Meine Cyclo-Tour geht durch die Altstadt von Hanoi, durch enge Straßen und Gassen.

Wir halten und ich schlendere etwas über die Märkte und besuchen ein Kunstatelier.

Am Ende der dreistündigen Tour kommen wir noch zum B-52-See, der seinen Namen dem Bomber verdankt, der während eines Luftangriffs über Hanoi abgeschossen wurde und mitten in diesem See in der Stadt stürzte. Seine Trümmer ragen dort immer noch aus dem Wasser.



Zwecks eines Besuchs bei einem Kameraladen setze ich meine Tour noch mit Jane fort. Wir haben noch ein nettes Abendessen auf dem Dach eines Hochhauses, mit Blick über einen See und die Stadt, auf dem nebenbei sogar noch ein Musikvideo einer bekannten vietnamesischen Sängerin gedreht wird, bevor wir die anderen wieder in einem Theater treffen. Es ist ein spezielles Wassermarionetten-Theater. Es ist nicht groß, und die Bühne ist mit grün schillerndem Wasser geflutet. Über dem Wasser sind eine große asiatische Burg ein Vorhang und kleine Tore an den Seiten. Neben der Bühne gibt es auf einem Podest eine kleine Kapelle. Die Musiker spielen mit Flöten und kleinen Seiteninstrumenten wunderschöne asiatische Melodien.

Unwillkürlich musste ich dabei auch an die Filmmusik von Last Samurai denken. Nachdem sie ein kleines Konzert gegeben haben spielen sie zu den Bewegungen der Puppen, die hinter dem Vorhang hervorkommen. Es sind kleine schön animierte Drachen, der kaiserliche Hof, Fischer, die nach zappelnden Fischpuppen fischen, Katzen, die den Fischern die Fische wieder wegjagen, Fischer, die Katzen jagen und Fischer, die Fischerinnen jagen.

Zusammen gehen wir nach der Vorstellung nochmals auf die Bar auf dem Hochhaus, um in der Nacht noch einen Blick über Hanoi zu haben.



Den nächsten Morgen verderbe ich dem Schlaftier Glen und mir, denn ich habe den Wecker versehentlich um eine Stunde zu früh gestellt. Glen ist kaum etwas so heilig wie sein langer Schlaf. Und dabei ist er bei der Navy…

Mit den Schotten und den Neusee-Australiern gehe ich noch ein wenig durch die Straßen schlendern. Neben Motorradfahrern sprechen uns auch oft Händler an, die uns Bücher, Anhänger, Fächer oder ähnliches verkaufen wollen. Und auch Kinder, die dasselbe tun. Doch niemals betteln sie.

Bei all den Läden haben wir uns schnell verloren. Typisch für Vietnam ist auch, dass man Läden mit dem gleichen Angebot praktischerweise beieinander findet. Ganze Straßen bieten manchmal Uhren an, andere Hosen, wieder andere Souvenirs. Bücher sind grundsätzlich kopiert, genau wie auch die Hosen und die Uhren.

Mittags treffe ich die anderen wieder und wir beschließen uns das Hanoi Hilton anzuschauen. Dies war einst das Gefängnis der Franzosen, wurde wenig später dann von den Vietnamesen übernommen. Scherzhaft war es Hanoi Hilton genannt worden. Hier hielten die Nordvietnamesen dann auch amerikanische Piloten gefangen. Das Museum versucht deutlich klarzumachen, wie schrecklich die Franzosen sie doch misshandelten, man sieht zwei Guillotinen, die engen Zellen, die Statistiken wie viele Gefangene die Franzosen umbrachten und misshandelten. Und dagegen dann die Räume der Amerikaner, wie gut man sie versorgt hat, sie durften Geschenke, Post und Besuch empfangen und wurden nach dem Krieg sofort wieder in die Heimat geschickt. Ironischerweise wurde nach dem Krieg gleich neben dem Gefängnis ein echtes Hilton Hotel gebaut.



Vom Hotel wandere ich noch alleine etwas durch die Straßen. Abends treffen wir uns wieder, um den Nachtzug zur alten Königsstadt Hue zu nehmen. Diesmal gibt es keine Disco im Zug. Die Kabinen sind klein, eng und alle müssen sich die Kabinen auch mit Fremden teilen.

Die Klimaanlage ist außerdem viel zu kalt gedreht, und ständige Lautsprecherdurchsagen und Musik machen diese Schlafwagenfahrt zu einer Tortur. Ziemlich geschlaucht erreichen wir am nächsten Tag Hue.



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