Tagebuch Eintrag
Wieder gehen Uwe und ich auf Reisen. Wieder fliegen wir an einen Ort, an dem wir noch nie waren. Doch diesmal fällt der Abschied von Sara und Leon so schwer, wie noch nie. Auch die Vorbereitungen für unseren Trip sind so anstrengend, wie noch nie. Das Abenteuer Afrika beginnt, noch bevor wir afrikanischen Boden betreten haben. Natürlich reisen wir individuell und lassen uns den Spaß nicht durch eine Reiseagentur vorschreiben. Doch es ist schwierig, an Informationen zu kommen, zum Beispiel, wie man von einem Ort zum anderen kommt oder wie man jemanden vertrauenswürdiges findet, mit dem man eine Safari machen kann.
Auch die Visa für die Länder waren eine Herausforderung. Die Formalien für EU-Staatsbürger sind eigentlich einfach und online zu bewerkstelligen. Aber diese Online-Formulare haben ihre Tücken und im Falle des Ostafrika-Visums ging meine Bearbeitungsnummer verloren, sodass ich einige Arbeit leisten musste, um mein bereits bewilligtes Visum zu erhalten.
Dann gibt es natürlich wieder eine neue Epidemie. Die „Affenpocken“ beziehungsweise M-Pox sind im Nachbarland Kongo ausgebrochen und auch Fälle in Uganda, Ruanda und Tansania aufgetreten. Außerdem stecken sich ein paar Deutsche in Ruanda mit dem gefährlichen Marburg-Virus an.
Alle unsere Flüge nach und innerhalb Afrikas, abgesehen vom Rückflug, sind schon verspätet oder umgeleitet oder storniert worden, als wir am Flughafen Frankfurt ankommen. Das kann ja nur gut werden.
Um die Zeit, zu der wir in Entebbe angekommen wären, starten wir erst von unserem Zwischenhalt Kairo.
Wegen der enormen Verspätung verpassen wir unseren Anschlussflug nach Entebbe und dürfen plötzlich nach Addis Abbeba fliegen, um dort einen Anschluss zu bekommen. Mit sieben Stunden Verspätung kommen wir nach einer nächtlichen Odyssee durch Afrika in Uganda an.
Das Abenteuer Afrika beginnt, noch bevor wir afrikanischen Boden betreten haben.
Ãœber Couchsurfing habe ich Winnie kennengelernt, die Uwe und mich in der Wohnung von ihr und ihrem Bruder wohnen lässt. Sie holt uns mit ihrem Freund vom Flughafen ab. Bevor wir zu unserer neuen Unterkunft fahren machen wir einen kurzen Abstecher an den nahegelegenen „Coco“ Beach.
Der internationale Flughafen Ugandas liegt nicht direkt in der Hauptstadt Kampala, sondern in der nahen Stadt Entebbe am Viktoriasee. Dieser Coco-Beach liegt also direkt an diesem riesigen See, der wie ein Meer aussieht.
Winnies Unterkunft liegt im Norden Kampalas, sodass wir ganz Entebbe und ganz Kampala durchqueren müssen und schon einige Eindrücke bekommen.
Wir müssen in den Distrikt Kira. Auf dem Weg sehen wir viele Fahrzeuge der Vereinten Nationen vor oder neben uns fahren. Viele große Straßen sind nicht asphaltiert.
Winnie wohnt in einem ummauerten Komplex, in dem ein Wachmann das Tor öffnet. Der Komplex wirkt sehr modern und die Wohnung ist sehr sauber. Es ist wie eine Insel der Moderne, bei deren Verlassen man wieder auf eine matschige Piste aus rotem Sand tritt.
Die Menschen in Uganda wirken auf mich sehr entspannt. Im Verkehr wird nicht gedrängt und gehupt. Uns gegenüber sind die Leute sehr freundlich. Ich lerne auch gleich das Wort „muzungu“ kennen. Das steht für einen weißen Mann oder eine weiße Frau und ist tatsächlich ein Kompliment.
Wir wohnen im Abschnitt Kira, etwas außerhalb der Stadt. Winnies Wohnung ist außerordentlich sauber, während es drumherum keine asphaltierte Straße gibt. Wir besuchen zum Mittagessen und abends nochmal eine Bar in der Nähe. Obwohl es nah ist nehmen wir das Auto.
In der Bar läuft Afro-Pop und Shishas sind beliebt. Die Musik ist laut, aber es gibt kaum Licht. Wir sind im Freien und man muss aufpassen auf dem unebenen Grund nicht zu stolpern. Die Stadt ist in der Nacht wirklich dunkel. Eine Großstadt in Dunkelheit habe ich zuvor nur in Havanna erlebt.
Es gibt keine Straßenbeleuchtung. Das wenige existierende Licht kommt lediglich aus den Fenstern der Häuser und den Scheinwerfern der Autos.
Winnie versichert uns, dass Kampala am Tag für uns Muzungus sicher ist. Nur in der Nacht würde sie uns nicht alleine lassen. Wobei sie als Begleitung wiederum genügen würde.
Die Menschen in Uganda sind verrückt nach der Premier League. In beinahe jedem Haus mit Elektrizität gibt es einen Fernseher, auf dem eine aktuelle Übertragung oder die Wiederholung eines Spiels aus der englischen Fußballliga läuft. Winnie ist eine begeisterte Anhängerin von Manchester United. Sie ist hoch erfreut darüber, dass wir ihr ein Quizbuch mit 600 Fragen zu dem Club mitbringen, und zeigt ihr Geschenk voller Stolz ihren Freunden.
Die Menschen in Uganda sind verrückt nach der Premier League
Von Winnie und ihren Freunden erfahre ich viel über Uganda. Obwohl all die jungen Leute in der Großstadt Kampala wohnen spielt es eine große Rolle, aus welchem Stamm man kommt. Es gibt 56 Stämme im Land mit eigenen Sprachen. Manche gelten als großzügig, andere sind der Stamm des Königs, der andere des Präsidenten. Um eine Frau des einen Stamm zu heiraten muss man jedem Bruder eine Kuh schenken. Für eine andere Frau genügt ein Huhn. Die Bildung der Frau ist sehr wichtig und treibt den Preis in Tieren in die Höhe.
Das Essen ist nicht schlecht. Es gibt prinzipiell Rind oder Huhn mit Reis oder Pommes-frites oder Maniok. Das gibt es aber immer in lecker Soße mit Paprika und Zwiebeln. Es gibt auch Chapati, das sind Pfannkuchen aus Mais. Und ein bekanntes Gericht nennt sich „Rolex“ und ist einfach ein gerolltes Omelett mit Füllung. Drei Sorten Bier werden auch angeboten. Die lokalen Marken „Nile“ und „Club“. Außerdem gibt es das „Tusker“ aus Kenia.
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In der Stadt betteln Frauen und Kinder, die aus den nahen Dörfern kommen
Die Leute in Uganda sind sehr nachtaktiv. Wir verlassen Winnie in der Shisha Bar um schlafen zu gehen und mit ihr an nächsten Tag Kampala zu erkunden. Allerdings dauert es bis drei Uhr nachmittags, bis unsere Gastgeberin fit ist und wir aufbrechen können. Immerhin haben wir unser UNO dabei. Mit dem Kartenspiel überbrücken wir oft die Zeit in Afrika.
Da bleibt nicht mehr für viel Zeit. Obwohl es Sonntag ist sind die Straßen brechend voll. Wir besorgen eine SIM-Karte und frischen lokalen Kaffee. Voller Vorfreude habe ich einen Espressokocher mit in das Land gebracht.
Als letztes besuchen wir noch den Königspalast. In dem kleinen Abbild des Buckingham Palace regierten nur drei Könige, bis der Diktator Idi Amin die Herrschaft übernahm und aus dem schönen Gebäude ein Schlachthaus machte.
Heute benutzt der König den Palast nur selten und dann auch nur als Büro. Das Blut der Menschen tränkt noch immer den Boden.
Der Palast wurde als kleines Abbild des Buckingham Palace gebaut, doch vom schrecklichen Diktator Idi Amin in eine Folterkammer verwandelt.
Wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen. Winnie bringt uns durch den dicken Verkehr der in Dunkelheit getauchten Stadt zu einem Club, in dem wir essen können. Später spielen dort Freunde von ihr in einer Band Musik aus dem Afro-Pop. Es ist sehr schön, authentisch und die Leute tanzen zu den entspannten Liedern.
Wieder ist es spät, als wir zuhause ankommen. Wir packen unsere Sachen und verabschieden uns von Winnie. Morgen früh werden wir früh abgeholt, um unsere Safari in den Osten des Landes zu starten.