Durch die Berge des Kaukasus fanden wir eine Passage nach Nordosten und vermieden dabei, die ganze Strecke bis nach Baku zurückkehren zu müssen, um nochmals von dort in Richtung Quba aufzubrechen. Doch die Tour hatte es in sich und zwischenzeitlich verloren wir komplett jede Form von Straße aus den Augen, sodass wir nur anhand von Koordinaten und Satellitenbildern einen Weg wieder aus den Bergen hinaus fanden.

Aus den Bergen heraus fanden wir zuerst die kleine Stadt Altiagach sowie den gleichnamigen Nationalpark und dahinter die kleine Stadt Xizi. Bevor wir komplett wieder zur Zivilisation finden halten wir hinter der Stadt noch an einem besonderen Höhepunkt Aserbaidschans: den „Zuckerrohr-Bergen“ beziehungsweise „Candy Cane Mountains„.

Praktischerweise liegt dieses Highlight direkt auf dem Weg. Wir wissen nicht direkt, was wir hier erwarten sollen. Gibt es ein Museum und einen Ticket-Shop, wie bei Gobustan oder Yanar Dag? Stauen sich hier wieder die Reisebusse? Bisher sind uns noch keine anderen Touristen auf der Straße begegnet.

Laut Google Maps liegen die bunten Berge noch einige hundert Meter vor uns, doch uns fallen schon weit vorher rot-weiß gestreifte Hügel auf, die sich weit in ein Seitental hinein strecken. Wir wenden das Auto von der Straße in den Dreck und fahren wild durch die Natur.

Uns stockt der Atem, weil diese Farben so unwirklich aussehen. In Baku wollte man uns Touren verkaufen, die allesamt auch diese Berge abdecken, doch außer uns ist hier niemand.

Wie kleine Kinder springen wir aus dem Auto, machen Fotos und betasten das seltsame Gestein.

Der wolkenverhangene Himmel verstärkt die märchenhafte Szenerie noch zusätzlich. Wir fahren fröhlich weiter, und immer weiter mit unserem Wagen.

Der Name der Zuckerrohrberge ergibt Sinn. Das Gestein sieht aus wie Zuckermasse im Süßwarenladen, das nur darauf wartet, zu einem Lollipop verarbeitet zu werden.

Noch immer haben wir nicht die Berge gesehen, bei denen Google die Markierung für dieses Naturphänomen gesetzt hat. Wir drehen das Auto und folgen unseren eigenen Reifenspuren zurück zur Straße. Wenige hundert Meter entfernt sehen wir die klaren farbigen Strukturen direkt neben der Fahrbahn.

Nur eine kleine Gruppe Leute ist dort, die offenbar Hochzeitsfotos schießt. Wir erklettern die bunten Berge und begutachten die Steine. Es ist reiner, weicher Fels und offenbar Zeugnis unterschiedlicher Schichten Sedimente, die sich hier abgelagert haben. Wie Kieselsteine liegen am Boden verstreute Fossilien von Muscheln und Schnecken.

Es ist wieder spät, unser Magen schreit nach Essen und unsere Glieder sehnen sich nach einem Bett. Eine Dusche wäre eigentlich auch nicht verkehrt.

Nahe der Stadt Sarvan finden wir beides. Allerdings sind wir mit der Unterkunft nur mäßig zufrieden.

Die „Oase“ befindet sich hinter einem großen Kuhstall, wir müssen wieder ein Flussbett durchqueren, weil es keine Brücke gibt oder sie kaputt ist, und die Wohnung selbst ist auch nicht besonders sauber. Egal, wir sind müde.

Wir schlafen nicht besonders gut. Wieder wird die Unterkunft von jemandem vermarktet, der in Baku sitzt und die Arbeit seinen ahnungslosen alten Eltern überlässt, die sich vollkommen bemühen, es uns angenehm zu machen, aber die keine Ahnung davon haben, was ihr Sohnemann den Kunden eigentlich versprochen hat.

Niemand scheint mit Gästen gerechnet zu haben, also liegt noch sehr viel Kram herum und Küche und Bad sind nicht geputzt. Es waren drei Betten versprochen, aber wir haben nur Beistellbetten bekommen. Da bevorzuge ich Couchsurfing. Wir fahren weiter nach Quba und das Aserbaidschan im Regen.