Tagebuch Eintrag
Wir kamen erst nachts in Sanqaçal an, wo wir eine Unterkunft fanden. Zuvor waren wir noch in der surrealen Welt von Abscheron. Hier sind wir nahe an Qobustan, wo es viel zu sehen gibt. Erstmal aber müssen wir übernachten. Die Gegend hier ist trostlos. Eine weitere Retortensiedlung voller Gasleitungen.
In der Seitenstraße einer Seitenstraße finden wir hinter einem großen Tor ein Hotel. Wir lassen uns selbst rein. Der Besitzer schreibt uns, dass er auf dem Geburtstag seiner Frau und sicher nicht mehr lange nüchtern ist.






Zum Frühstück gibt es Ei, Käse, Gurken und Tomaten und die Geschichte von dem Besitzer, wieviel er gestern am Geburtstag seiner Frau getrunken hat.
Außer gibt er uns gutgemeinte Ratschläge dazu, wie wir die Polizisten rund um das Touristengebiet ignorieren sollen. Er nutzt einige Schimpfwörter.



Zuerst fahren wir die Autobahn hinunter südlich von Gobustan, um einen Schlammvulkan im nirgendwo to finden. Es gibt mit Google keinen Weg dorthin. Nur Satelittenfotos und die Fähigkeit eines Geländewagens bringen uns schließlich auf den Gipfel des Schlammvulkans. Dort blubbert es sehr aus einigen Schloten, die wir ganz für uns haben und auf denen wir klettern können, wie wir möchten.
Der Geländewagen kommt voll auf seine Kosten, als wir wieder durch diese Mondlandschaft zurück zur Straße fahren. Von einer Straße kann kaum die Rede sein. Es schüttelt uns heftig durch, bis wir wieder Asphalt unter die Räder bekommen.
Wir finden unseren Weg nur mit Satellitenfotos









Auch diese Landschaft wirkt sehr surreal und lebensfeindlich. Die Industrieanlagen rings um verbessern den Eindruck nicht.
Einige Gasarbeiter winken uns, um uns anzuhalten. Ich weite die Ratschläge von heute morgen auf diese Leute aus und ignoriere sie.






Diese Landschaft wirkt sehr faszinierend, surreal und lebensfeindlich
Die Industrieanlagen rings um verbessern den Eindruck nicht

Als wäre es nicht schon genug, dass die Natur hier einen großen Spielplatz aus schlammigen Vulkanen bietet, haben hier vor etwa 10.000 Jahren Menschen hier ihre Kunstwerke hinterlassen.
Heute sind hier vor allem Reisegruppen mit ihren Bussen. Die sind vermutlich nach Yanar Dağ und
Ateschgah vermutlich ihre goldene Route abgefahren.

Wir fahren von dem wilden Besuchspunkt am Schlammvulkan wieder auf asphaltierte Straßen, um zurück zur Stadt Gobustan und den dahinterliegenden Freilichtmuseen zu gelangen. Wie der Mann in der Unterkunft gesagt hat fordern uns Polizisten in einem Häuschen vor dem Museum zum Anhalten an.
Angeblich wollen sie uns dazu bringen, einen lokalen Führer samt Auto zu mieten, weil sie mit denen unter einer Decke stecken. Na gut, ich ignoriere die Polizisten und gebe Gas. Es folgt keine wilde Verfolgung, also scheint es in Ordnung zu sein.



Bei manchen der Petroglyphen wurde aber scheinbar nachgeholfen, dass sie noch so deutlich erkennbar sind. Bei anderen erkennt man den blassen Normalzustand nach den Jahrtausenden der Verwitterung.
Die Zeichnungen zeigen schön Menschen und Tiere dieser Gegend, in Szenen der Jagd oder der Orientierung.
Vor allem Rinder, Schweine und Pferde scheint es hier gegeben zu haben und in einer Szene erkenne ich eine Raubkatze. Beeindruckend sind die Petroglyphen allemal.
Neben Jägern und zahlreichen Tieren sehen wir auch Boote. Anscheinend reichte das Meer früher bis hier oben.
Das Kaspische Meer reichte früher bis hier oben









Wir müssen wieder zurückkehren zur Hauptstraße, um zum nächsten Museum des Nationalparks zu kommen. Diesmal winkt kein Polizist. Wir fahren durch eine weite, karge Landschaft. Die Hügel sind weich und die Farben unterscheiden sich nur in kleinen Nuancen aus Ocker, Beige und Braun. Dann erreichen wir den offiziellen Park der Schlammvulkane.
Gegen die Schlammspucker, die wir heute morgen noch in freier Wildbahn gesehen haben, sind diese hier langweilig, denn man kommt nicht sehr nahe dran. Neben einem neuen Erlebniszentrum aus Beton wurden auch Wege aus Holz gebaut, die man nicht verlassen darf.
Es ist nicht viel los hier. Die Touristenbusse fehlen.




Der Gobustan Mud Vulcano Tourist Complex wirkt wie eine Marsstation, die fertig gestellt wurde und auf die Besucher der Erde wartet.
Neben einem Souvenirläden und einer Cafeteria gibt es ein Museum, das die Skelette aller möglichen Tierarten ausstellt.
Präparierte Gebeine von der Maus über Katzen, Ziegen, Pferde, Löwen bis hin zu Giraffen und Elefanten. Na gut, warum auch immer.
Unter den Exponaten ist auch „King“. Der Löwe lebte mit der aserbaidschanischen Familie Berberov in Baku und trat in zahlreichen Filmen auf.
Unser nächstes Ziel liegt im Kaukasus. Dafür müssen wir uns wieder nach Norden wenden. Auf der Karte habe ich gesehen, dass es von diesem Museum aus eine kleine Piste gibt, die sich entlang weiterer Schlammvulkane bis in die Berge zieht und wir darüber Schamachi (Şamaxı) erreichen können. Aber die Straße ist gesperrt und wir dürfen hier eine Schranke nicht passieren.
Aber ich habe auf der Karte bereits andere verwegene, kleine Straßen gesehen, über die wir einen weiten Weg über hässliche Autobahnen abkürzen können und die Abenteuer versprechen. Wir schlagen den Weg der Ziegen ein und werden für unseren Abenteuergeist belohnt.



















