Tagebuch Eintrag

Es war ein besonderer Besuch der schönen, wie aber auch furchterregenden Pnom Penh sowie der Gedenkstätte der schrecklichen Ereignisse während der Herrschaft der Roten Khmer. Mit einer Turboprop fliegen wir nach Siem Reap, dem Verbindungsort zu den Tempeln von Angkor. Der Service an Bord ist in Ordnung, das Essen sogar noch schlimmer als beim letzten Flug.

Neben mir sitzt ein Mann mittleren Alters. Ich scherze etwas über das Essen und wir kommen ins Gespräch. Es stellt sich zu meiner Überraschung heraus, dass er der Hotelmanager unseres Hotels in Siem Reap und mit Ian bestens bekannt ist; sie hatten sich schon auf dem Flughafen begrüßt. Sein Name ist Ha.

Die „Halle“ der Gepäckrückgabe ist die Kleinste die ich je gesehen habe. Während auf normalen Flughäfen die Stücke auf einem Fließband einen Teil der Halle abfahren, kommen sie hier mit einem Fahrzeug fast in den Raum hinein und die Koffern und Taschen werden einfach von den Sicherheitsleuten auf eine Bank gestellt und von den Passagieren weggenommen. Ein Minibus bringt uns zum „Freedom Hotel“, dem letzten Hotel meiner Reise.

Dies ist die letzte Etappe meiner ersten, jugendlichen Reise durch Indochina! Ich bin etwas wehmütig, aber voller Vorfreude, da es hier noch etwas ganz besonderes zu sehen gibt!


Nach dem Check-In im Hotel und der Registrierung für den Besuch der Tempelanlagen von Angkor besuche ich den ersten Tempel mitten im Dschungel: Ta Promh. Mittags sehe ich mir mehr von der modernen Stadt Siem Reap an.

Ich fahre mit einem Tuk-Tuk in die Stadt um mir eine neue Einwegkamera zu kaufen, ins Internetcafé und über den Markt zu gehen. Mittlerweile ist es so, dass ich kaum mal über den Markt gehen kann ohne etwas zu kaufen. Die Sachen sind so bildhübsch und gegenüber Europa so spottbillig, dass ich mich immer öfter zu irgendwelchen Seidenhemden, Tüchern oder Stoffen überreden lasse.

Besonders Jane bestätigt immer wie gut mir die Sachen stehen, wenn mir eine Händlerin Hemden unter die Brust halten. Wahrscheinlich arbeiten sie zusammen.

Mittags besuchen wir mit der Gruppe eine Schule, die ähnlich wie das Restaurant Koto in Hanoi Kinder von der Straße die Möglichkeit einer Ausbildung gibt. Hier werden sie im traditionellen Tanz geschult, um damit eine Möglichkeit auf Erwerb zu bekommen.


Die Märkte sind voller schöner Stoffe aus Seide


Die Schule arbeitet ebenfalls eng mit der Organisation Intrepid, mit der ich unterwegs bin, zusammen, sodass die Gruppen jedes Mal hierher kommen und die Schule so eine „Stammkundschaft“ hat. Die Schule ist jedoch nur ein einfaches Gebäude am Rande des Städtchens. Auf dem Weg dorthin kommen wir an vielen Pfahlbauten und kleinen Farmen vorbei. Es macht mehr den Eindruck eines ClubMed Dorfes, wobei wohl keiner hier eine Ahnung haben dürfte, was das ist. Ein Häuschen fällt mir besonders auf, da die Eingangstür mit einem Hello-Kitty-Motiv bemalt ist.

Wir dürfen eine Schule besuchen und erfahren, wie die Kinder dort dank Spenden lernen können!



Wir haben extra einen Fußball gekauft um mit den Kindern auch etwas zu spielen. Die Lehrer und Kinder Begrüßen uns und führen uns in ein Klassenzimmer, wo wir uns auf Bänke und Tische setzen. Manche schonen wir jedoch, da sie unter unserem Gewicht dem Zusammenbruch nahe scheinen.

Die Kinder tanzen wundervoll. Ein paar Erwachsene begleiten die Kinder mit ein paar Trommeln und Mandolinen. Die Tänze haben dieselben Bewegungen wie die auf den Ruinen dargestellten. Jede Bewegung hat eine Bedeutung und jeder Tanz eine Geschichte.

Die Geschichten handeln meist von Fischern oder Bauern, die etwas bei ihrer Tätigkeit erleben, mit Tieren oder Räubern, oder sich verlieben und um ein Mädchen werben. Die Jungen und Mädchen spielen hervorragend, und schließlich laden sie uns zum letzten Tanz ein. Sie kommen auf einige von uns zu und fordern uns einzeln zum Tanz auf. Ich habe die Ehre und die Kinder zeigen mir die Bewegungen.



Von überall kommen Leute und andere Kinder, um das Spektakel anzusehen


Vor dem Haus fangen wir nun an mit den Kindern Fußball zu spielen; besonders Kevin ist ein erfahrener Kicker und spielt jeden Jungen an, damit sie ihm den Ball zuköpfen. Während die Jungen einen Riesenspaß beim Fußball haben suchen die Mädchen den Kontakt zu den Damen unserer Gruppe.

Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen und ich sehe eine Regenfront auf uns zukommen. Aufgrund des Windes und der Nähe des Regens schätze ich auf das Eintreffen des Regens auf zwanzig Minuten, was exakt eintrifft.



Wir überlassen den Kindern den Fußball und sie begleiten uns noch durch den Regen bis zu unserem Minibus, der einen Kilometer weiter weg steht.

Ian kennt noch einen Ort, von dem man einen wunderbaren Sonnenuntergang sehen kann, doch nur Glen, Brian und ich haben Interesse, denn es ist fragwürdig ob bei dem Wetter viel von einem Sonnenuntergang zu sehen sein wird. Jane schwankt, aber sagt doch ab. Der Bus bringt uns raus an einen See und lädt uns ab, um die anderen zurück nach Siem Reap zu bringen.

Es ist eine interessante Landschaft, eine weite Ebene aus flachem Wasser, Reisfeldern und hier einem Dorf, nahezu ganz auf dem Wasser und nur über einen Deich zu erreichen, am Fuße eines Hügels, dem einzigen in der ganzen Gegend. Auf dem Dorfplatz geht uns der Schlamm bis zu den Knöcheln. Das Gedränge ist groß, alles ist schmutzig. Ein paar zerlumpte Kinder streunen um uns herum. Aus dem Bus haben wir noch ein paar Schirme mitnehmen können, er wird uns nach Sonnenuntergang wieder abholen.



Von dem Dorfplatz führt eine lange Treppe den Berg hinauf. Ein paar Mädchen folgen uns. Es regnet etwas, doch sie tragen nur Fetzen und gehen barfuss. Ich biete ihnen an unter meinen Schirm zu kommen. Sie sind gerade mal neun Jahre alt, arm, schmutzig, aber fröhlich. Wir steigen die Treppe rauf und die Haussicht wird immer toller.

Das Mädchen scheint sichtlich stolz mit mir unter einen Schirm zu dürfen. Schirme haben nur Reiche. Auch Glen hat nun ein Kind unter seinem Schirm, und es gibt ein kleines Wettrennen die letzten Stufen hinauf. Das Mädchen kann ein wenig Englisch und fängt an ein wenig auf Englisch zu zählen. Ich setze ihre Zahlenfolge fort und bringe ihr noch ein paar englische Vokabeln bei. Ihr Name ist Na. Als ich sie nach ihren Eltern frage antwortet sie nicht.

Auf unserem Weg zur Spitze treffen wir ein paar Laoten, die vom Berg kommen, und einen Mönch, mit dem ich ins Gespräch komme. Er erkundigt sich über mich und erzählt mir, dass er aus einem Kloster im Süden Kambodschas käme. Wir plaudern noch eine Weile und er empfiehlt mir mit einem Boot den See zu erkunden.

Auf der Spitze des Berges befinden sich einige Ruinen von einer Anlage, die mal sehr imposant gewesen sein muss, und ein noch intaktes Kloster, und ein paar Mönche grüßen uns.

Der Ausblick von dem Berg ist atemberaubend. Wir haben Glück und die Wolken ziehen soweit ab, dass die Sonne durchscheint und in ihrer blutroten Farbe auf dem Wasser spiegelnd langsam im See versinkt. Er hat ungefähr die Größe des Bodensees.



Um den Berg herum ist ein großes überschwemmtes Gebiet, in dem noch Gräser und Bäume aus dem Wasser ragen. Darauf sehen wir aus der Ferne Fischer auf ihren kleinen Nachen fahren.

Die Mädchen sind inzwischen verschwunden, worüber ich mich wundere. Wir wandern im Dämmerlicht durch die Ruinen, es wird dunkel während wir den Berg hinabsteigen und die kleinen Lichter der Häuser spiegeln sich im Wasser.

Wieder treffen Idylle und schreckliche Realität direkt vor meinen Augen aufeinander!

Im Dorf erwartet uns schon unser Fahrer, aber auch die Mädchen, die uns stürmisch wieder begrüßen. Na fragt mich noch nach einem Dollar, und mit dem Schein gebe ich ihr einen Kuss auf die kleine Hand. Sie ist absolut gerührt und hört gar nicht mehr auf uns hinterherzuwinken, während wir abfahren.

Mir zerreißt es wieder das Herz bei dem Gedanken an die armen Kinder.

Ich gehe am Abend noch Essen mit den anderen in einem Lokal namens „Cambodian Kitchen“, Kartoffelgratin mit der Spezialkombination Huhn und Schinken, wovon Ian und Kevin so beeindruckt sind, dass sie es später auch noch mal probieren.

Zusammen mit Glen, Ian, Mia, Becks und Lady Jane gehe ich noch in einem anderen Lokal Nachtisch probieren, doch das Tiramisu ist immer noch nicht bei weitem so gut wie das in Hanoi.

Ich gehe früh schlafen, denn morgen möchte ich zu Sonnenaufgang in Angor Wat sein.



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